Nordkorea testet vermutlich U-Boot-Rakete

Foto: epa/Jeon Heon-kyun
Foto: epa/Jeon Heon-kyun

SEOUL/TOKIO (dpa) - Es ist eine Demonstration technologischer Kompetenz. Nordkorea will seine Atomstreitmacht weniger verwundbar für einen Gegenschlag machen. Nicht nur die USA dürften alarmiert sein.

Wenige Tage vor der geplanten Wiederaufnahme von Gesprächen mit den USA über sein Atomwaffenprogramm hat Nordkorea mit einem erneuten Raketentest Stärke demonstriert. Das Militär in Südkorea teilte mit, dass Nordkorea am Mittwoch eine ballistische Rakete getestet habe, die vor der Küste vermutlich von einem U-Boot aus abgefeuert worden sei.

Japans Regierungschef Shinzo Abe warf Nordkorea vor, gegen UN-Resolutionen verstoßen zu haben, die dem isolierten Land den Test ballistischer Raketen verbieten. Solche Raketen können in der Regel Atomsprengköpfe befördern und sind damit Massenvernichtungswaffen.

Mit dem neuen Test erhöht Nordkorea den Druck auf Washington vor den neuen Atomgesprächen, die am Samstag auf Expertenebene beginnen sollen. Raketen, die von einem U-Boot aus abgefeuert werden, sind schwerer vom Gegner zu entdecken und zu zerstören als solche, die von mobilen Abschussrampen oder festen Silos am Land gestartet werden.

Nordkorea entwickelt seit vielen Jahren verschiedene Raketentypen jeglicher Reichweite, die vom Land oder vom Wasser aus gestartet werden können. Die USA und ihre Verbündeten Südkorea und Japan befürchten, dass Nordkorea mit jedem neuen Test einer U-Boot-gestützten ballistischen Rakete (SLBM) neue technische Fortschritte erzielt.

Die kommunistische Führung in Pjöngjang hatte im Mai 2015 erklärt, das Land habe erstmals von einem U-Boot eine ballistische Rakete abgefeuert. Die Angaben wurden damals m Ausland noch angezweifelt. Etwa ein Jahr später testete Nordkorea eine neue SLBM-Rakete, bei dem der Flugkörper etwa 500 Kilometer weit flog.

Beim jetzigen Test wurde eine Rakete des Typs Pukguksong den südkoreanischen Angaben zufolge an der Ostküste bei Wonsan gestartet. Sie sei bei einer Flughöhe von maximal 910 Kilometern etwa 450 Kilometer in Richtung offenes Meer geflogen. Bei kleinerem Winkel wäre sie weiter geflogen. Die japanische Regierung korrigierte vorherige Angaben, dass zwei Raketen im Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer) niedergegangen seien. Es habe sich um eine Rakete gehandelt.

Der südkoreanische Generalstab rief Pjöngjang auf, alles zu unterlassen, was neue Spannungen auf der koreanischen Halbinsel schüren könne. Wenige Stunden vor dem Raketenstart hatte Südkorea erstmals öffentlich einige der 40 in den USA gekauften Kampfflugzeuge des Typs F-35 gezeigt, die als modernste der Welt gelten. Die Beschaffung der Tarnkappenjets wird von Nordkorea massiv kritisiert.

Nordkorea hat seit Mai 2019 mehrfach Raketen erprobt, darunter ballistische Kurzstreckenraketen. US-Präsident Donald Trump, der den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un bisher dreimal getroffen hat, reagierte bisher auf diese Raketentests betont gelassen. Er setze darauf, dass Kim seine Zusagen zu einer «Denuklearisierung» einhalte.

Trump und Kim Jong Un hatten Ende Juni bei einem kurzen Treffen an der innerkoreanischen Grenze neue Atomverhandlungen auf Arbeitsebene vereinbart. Am Dienstag hatte Nordkoreas Erste Vizeaußenministerin Choe Son Hui die Wiederaufnahme der Gespräche für Samstag angekündigt. Zuvor hatte Choe Washington aufgerufen, neue Vorschläge vorzulegen. Im Februar war ein Gipfeltreffen Trumps mit Kim in Vietnam gescheitert. Beide konnten sich in der zentralen Frage der atomaren Abrüstung durch Pjöngjang und der Gegenleistungen der USA nicht einigen.

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Leserkommentare

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TheO Swisshai 04.10.19 10:42
Falsche Angaben
"... bei einer maximalen Flughöhe von 910 Kilometer" ?? Diese Zahl kann definitiv nicht stimmen !!
Ingo Kerp 03.10.19 11:55
Natürlich muß Trump gebetsmühlenartig weiterhin verbreiten, das er an die Denuklearisierung glaubt. Er müßte ja sonst zugeben, das seine Bemühungen gescheitert wären, was sie definitiv sind. Die F-35 Flieger wurden inzwischen von einem deutschen Radar, das mit Wellen arbeitet erkannt, obwohl es sog. Tarnkappenbomber sind, die angeblich unsichtbar sein sollten.