Seltsame Muskatnüsse endlich verstanden

Nun ist eine integrale Produktion von Muskatnuss-Setzlingen bei uns möglich

Die filigrane rote Haut um die Muskatnuss ist die sogenannte Macis, auch ein sehr interessantes Gewürz. Fotos: hf
Die filigrane rote Haut um die Muskatnuss ist die sogenannte Macis, auch ein sehr interessantes Gewürz. Fotos: hf

Viele Jahre hat es gedauert, aber vor acht Monaten haben sich schließlich erste Muskatnüsse an einem unserer Bäume gebildet. Jetzt ist eine kunstgerechte, haus­interne Vermehrung nach „ewiger“ Wartezeit doch noch möglich geworden.

Hoffnungsvoll: Frisch gepflanzte Muskatnüsse.
Hoffnungsvoll: Frisch gepflanzte Muskatnüsse.

Als Muskatnuss-Anfänger habe ich einige getrocknete Nüsse, die ich bei Foodland gekauft hatte, gepflanzt und daraus ist leider überhaupt nichts geworden. Muskatnüsse (eigentlich die Samen der Myris­tica fragrans) müssen – einmal aus der schützenden Außenschale, die die Samen feucht hält – total frisch gepflanzt werden. Und auch dann aufgepasst: Die Samen werden ganz an der Oberfläche platziert. Die Hälfte des Samens ist an der Luft, nur die andere Hälfte liegt im Erdreich.

Von den Setzlingen kann man lernen

Muskatnüsse sind in Thailand nicht sehr verbreitet, in der hiesigen Küche spielen sie ohnehin keine Rolle, nur die Farangs lieben das tolle Gewürz. Angebaut werden einige wenige Muskatnüsse im Süden des Landes und von dort haben wir vor vielen Jahren unsere ersten Setzlinge bezogen. Da konnten wir bereits sehen, wie wir sie nachziehen können, wenn wir dann dereinst Nüsse ernten: Keimt die nur halb an der Oberfläche liegende Nuss, bildet sie zuerst eine Wurzel, die ins Erdreich eindringt. Erst danach wächst gewissermaßen das „Kraut“ in die Höhe. Bei den 20 oder auch 30 Zentimeter großen Setzlingen ist der inzwischen verholzte Samen immer noch klar sichtbar.

Die Muskatnüsse haben nun bereits gut gekeimt.
Die Muskatnüsse haben nun bereits gut gekeimt.

Ist der Setzling einmal gut verwurzelt, kann er an den Ort seiner endgültigen Bestimmung gepflanzt werden. Das sollte ein schattiger Ort sein, mit lockerer Erde, und Muskatnüsse gedeihen am besten, wenn sie stets gut bewässert werden. Stimmen die Rahmenbedingungen, wachsen die Muskatnussbäumchen mit ihren satt-grünen Blättern zwar langsam, aber immerhin stetig heran. Achtung: Erst in ein paar Jahren werden wir wissen, welche der Pflanzen männlich oder „unproduktiv“ sind. Wir empfehlen deshalb, unbedingt mehrere Setzlinge zu pflanzen, damit sicher ein Weiblein mit dabei ist. Die männlichen Pflanzen werden zur Befruchtung übrigens nicht benötigt, sie kann man später, wenn das Geschlecht einmal klar ist, problemlos umhauen, das Holz etwa zum Räuchern von Fleischwaren verwenden.

Abmoosen und Veredeln möglich

Jetzt, da das weibliche Geschlecht von mindestens zwei unserer vielleicht 60 Muskatnussbäumen feststeht, haben wir viel bessere Möglichkeiten zur Vermehrung. Mussten wir bislang die frischen Samen aus dem Süden des Landes beziehen, fällt das nun langsam weg. Wir können getrost vor Ort warten, bis sich die äußere Schale der Muskatnüsse von selber öffnet und den Blick frei gibt, auf die Nuss (den Samen), die von einer roten „Haut“ umgeben ist, der Macis. Die Macis ist ein Gewürz, das ganz ähnlich, aber doch auch anders schmeckt wie die geriebene Muskatnuss. Die filigrane Haut wird zehn Tage an der Sonne getrocknet und dann gemahlen. Die Nuss wird ebenfalls getrocknet, bis man den Kern herumrollen hört, wenn man sie schüttelt, jetzt ist sie bereit zur Verwendung in der Küche.

Durch Abmoosen können wir nun auch neue Pflanzen gewinnen, die sicher „weiblich“ also produktiv sind. Doch liegt die Erfolgsquote nur bei etwa 30 Prozent. Besser ist es da, neue Pflanzen durch Stecklinge oder Veredelung zu gewinnen, so kann der lange und aufwendige Umweg über Samenziehung vermieden werden…


Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957[at]gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite oder Facebookseite.

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