Sektenchef wegen Behinderung der Corona-Bekämpfung verhaftet

Lee Man-hee. Foto: epa/Yonhap
Lee Man-hee. Foto: epa/Yonhap

SEOUL: Der Anführer der christlichen Sekte Shincheonji in Südkorea ist wegen des Vorwurfs verhaftet worden, die Maßnahmen der Regierung gegen die Verbreitung des Coronavirus behindert zu haben. Die Organisation hatte wegen massenhafter Infektionen unter ihren Anhängern wochenlang im Zentrum des Virusausbruchs in dem Land gestanden. Das Bezirksgericht der Stadt Suwon habe einen Haftbefehl für den 88-jährigen Sektengründer Lee Man Hee erlassen, berichten südkoreanische Sender und die nationale Nachrichtenagentur Yonhap am Samstag.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Lee, gegenüber den Quarantänebehörden falsche Angaben zur Zahl der Mitglieder und zu deren Treffpunkten gemacht zu haben. Zudem soll er 5,6 Milliarden Won (vier Millionen Euro) von Kirchengeldern abgezweigt und nicht genehmigte Gottesdienste durchgeführt haben.

Aufgrund seiner Stellung innerhalb der Sekte könne nicht ausgeschlossen werden, dass er weitere Versuche unternehmen könne, Beweismittel zu vernichten, wurde der Haftrichter zitiert. Die Shincheonji-Kirche Jesu betonte den Berichten zufolge, der Haftbefehl sei noch kein Schuldspruch. Sie werde alles tun, um bei den möglichen Verhandlung gegen Lee die Wahrheit zu enthüllen.

In Südkorea sind seit der ersten nachgewiesenen Ansteckung mit Sars-CoV-2 im Januar bis zum Freitag dieser Woche 14.336 Infektionsfälle bekanntgeworden. Davon entfielen mehr als 5200 auf Anhänger von Shincheonji («Neuer Himmel, neue Erde»). Die Mehrheit der Fälle konzentrierte sich auf die südöstliche Großstadt Daegu, wo die Kirche, die auch Verbindungen nach China hat, stark vertreten ist. Die Organisation wies die Beschuldigungen gegen sie und Lee zurück.

Südkorea hatte den Ausbruch im März weitgehend unter Kontrolle gebracht. Wie die Gesundheitsbehörden am Samstag mitteilten, wurden am Vortag 31 Neuinfektionen bestätigt.

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