Hashimoto neue Olympia-Organisationschefin

Japans Rekord-Sportlerin 

Der japanische Olympia-Minister Seiko Hashimoto hält eine Rede während eines Treffens von Tokyo 2020. Foto: epa/Kazuhiro Nogi
Der japanische Olympia-Minister Seiko Hashimoto hält eine Rede während eines Treffens von Tokyo 2020. Foto: epa/Kazuhiro Nogi

TOKIO: Fünf Monate vor den Sommerspielen einigen sich Japans Olympia-Macher auf eine Frau als neue Organisationschefin. Seiko Hashimoto übernimmt den Posten ihres 83 Jahre alten Vorgängers, der wegen sexistischer Äußerungen gehen musste.

Als Tokios neue Organisationschefin will Japans Rekord-Olympionikin Seiko Hashimoto das ramponierte Image der Sommerspiele reparieren. Die Berufung der 56-Jährigen zur Nachfolgerin des wegen frauenfeindlicher Aussagen zurückgetretenen Yoshiro Mori (83) setze ein «sehr wichtiges Zeichen mit Blick auf die Gleichstellung der Geschlechter», sagte IOC-Präsident Thomas Bach am Donnerstag. Die bisherige Olympia-Ministerin Hashimoto versprach, das Vertrauen von Athleten und Öffentlichkeit in die Tokio-Spiele wiedergewinnen zu wollen. «Diese Mission werde ich erfüllen. Ich verschreibe mich erfolgreichen Spielen», sagte Hashimoto.

Die ehemalige Eisschnellläuferin tritt fünf Monate vor der geplanten Olympia-Eröffnung ein schweres Erbe an. Wegen der Corona-Pandemie halten sich hartnäckige Zweifel an der Austragung der bereits um ein Jahr verschobenen Sommerspiele. Da kam der Skandal um den früheren Ministerpräsidenten Mori zur Unzeit. Er hatte bei einer Online-Vorstandssitzung des Organisationskomitees gesagt, dass sich Sitzungen mit Frauen in die Länge zögen, weil die miteinander konkurrierenden Frauen alle reden wollten. Daraufhin war in Japan und auch international ein Sturm der Entrüstung entbrannt.

Hashimoto nannte Moris Äußerungen zwar «unangemessen». Sie sagte aber auch: «Er ist mein politischer Mentor und besonders für mich.» Hashimoto gehört der konservativen Liberaldemokratischen Partei von Ministerpräsident Yoshihide Suga an.

Hashimoto wurde fünf Tage vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Tokio 1964 geboren. Ihre Eltern gaben ihr den Namen Seiko, in Anlehnung an Seika, wie die olympische Flamme auf Japanisch heißt. Das erste Schriftzeichen ihres Vornamens ist dasselbe wie in Seika.

Von 1984 bis 1996 nahm die Athletin an sieben Olympischen Spielen teil, ein Rekord für japanische Sportlerinnen. Viermal trat Hashimoto als Eisschnellläuferin an und gewann 1992 in Albertville die Bronzemedaille über 1500 Meter. Dreimal kämpfte sie als Radsportlerin bei Sommerspielen vergeblich um eine Medaille.

Ihre politische Karriere begann Hashimoto 1995. Sie gilt als Pionierin in Japans männerdominierter Politik. Für Aufsehen sorgte sie, als sie nach der Geburt ihres Kindes nicht aus der Politik ausschied. Dies bewirkte, dass erstmals Mutterschaftsurlaub für Parlamentarier gestattet wurde.

Die Konservative gehört der innerparteilichen Machtgruppe an, die einst Mori leitete. Unter dem rechtskonservativen Regierungschef Shinzo Abe übernahm sie neben ihrer Rolle als Olympia-Ministerin auch die ministeriale Aufgabe, die Rolle der Frauen in der männerdominierten japanischen Gesellschaft zu stärken.

Als Vorstandsmitglied im Organisationskomitee half sie mit, dass Tokio den Zuschlag für die Olympischen Spiele erhielt. Sie führte die japanische Delegation bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro an. IOC-Chef Bach bezeichnete sie nun als «perfekte Wahl» für das Amt als Tokios Organisationschefin.

Hashimoto versicherte nach ihrer Berufung, sich für eine stärkere Gleichstellung der Geschlechter im Organisationskomitee einzusetzen. Im Ranking des Weltwirtschaftsforums zur Gleichberechtigung liegt Japan nur auf Platz 121 von 153. «Das ist mir bewusst. Es wird eine Reihe von Reformen benötigen», sagte Hashimoto.

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