Sechs Tote bei Protesten gegen Indonesiens Präsident Joko

Foto: epa/Mast Irham
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JAKARTA (dpa) - Bei Straßenkämpfen nach der Wiederwahl des indonesischen Präsidenten Joko Widodo sind am Mittwoch in Jakarta mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Zudem gab es mehr als 200 Verletzte, wie der Gouverneur der Hauptstadt, Anies Baswedan, am Mittwoch mitteilte. Auslöser der Proteste sind Vorwürfe des unterlegenen Gegenkandidaten Prabowo Suhanto, bei der Wahl habe es massiven Betrug gegeben.

Mehrere Hundert seiner Anhänger zogen daraufhin am Dienstagabend vor das Gebäude der staatlichen Wahlkommission. Aus der Menge flogen nach Augenzeugenberichten Steine auf die Sicherheitskräfte. Mehrere Autos gingen in Flammen auf. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Zudem sollen Beamte mit Gummigeschossen auf die Demonstranten gefeuert haben. Dafür gab es zunächst aber keine Bestätigung. Mindestens 20 Menschen wurden festgenommen.

Prabowo wirft dem Präsidenten vor, die Wahl Mitte April manipuliert zu haben. Die Wahlkommission weist dies zurück. Dem amtlichen Endergebnis zufolge gewann Joko klar. Für den 57 Jahre alten Staatschef stimmten demnach 55,5 Prozent. Sein Gegenkandidat kam lediglich auf 44,5 Prozent. Prabowo (67) hatte nach der Bekanntgabe seiner abermaligen Niederlage angekündigt, «mit allen legalen Mitteln» dagegen vorzugehen. Der Ex-General hatte auch schon 2014 verloren und die Wahl dann vor Gericht angefochten - ohne Erfolg.

Indonesien - ein Staat aus mehr als 17.000 Inseln - ist die drittgrößte Demokratie und das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Von mehr als 260 Millionen Einwohnern sind annähernd 90 Prozent Muslime. Lange Zeit galt Indonesien als Modell für einen toleranten Islam. Zuletzt gewannen konservative Kräfte an Einfluss.

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