Schwimmer testen für Ende der schwarzen Olympia-Serie

​«Nase vorn»

Marco Koch. Archivbild: epa/Patrick B. Kraemer
Marco Koch. Archivbild: epa/Patrick B. Kraemer

KUMAMOTO (dpa) - 2020 in Tokio müssen die deutschen Beckenschwimmer nach zuletzt zwei Olympischen Spielen ohne Medaille liefern. Die akribische Vorbereitung und ein früher Check vor Ort sollen da helfen. Vieles läuft wie gewünscht. Es gibt aber auch noch Verbesserungsbedarf.

Mehr als 600 Tage, bevor in Tokio das olympische Feuer entzündet wird, ist das Ringespektakel für die deutschen Schwimmer schon einmal ganz nah. Ex-Weltmeister Marco Koch, Rücken-Ass Christian Diener und ihre Kollegen proben in Japan für den Ernstfall. «Wir wollen schon mal sehen, wie die Bedingungen sind und ob alles da ist, was wir brauchen», sagt Chefbundestrainer Henning Lambertz.

Zehn Tage war ein Teil der Nationalmannschaft im Trainingslager in Kumamoto, wo sie auch 2020 unmittelbar vor den Spielen Quartier bezieht. Möglichst viel wird getestet. Sogar der anderthalbstündige Flug nach Tokio wurde vor dem Weltcup an diesem Wochenende schonmal ausprobiert.

«Wir wollen alles simulieren», sagt Lambertz. «Angefangen von der Länge des Fluges, den Wegen vor Ort, wie gut ist alles ausgestattet? Es ist also eine Art Generalprobe.» Das machten die Schwimmer allerdings auch schon vor den Sommerspielen in Rio - eine Medaille sprang wie vier Jahre zuvor in London wieder nicht heraus.

Aktuell läuft es gut. «Die Bedingungen sind echt top», sagt Brustschwimmer Marco Koch der Deutschen Presse-Agentur. Bei einem gemeinsamen Training im Aqua Dome Kumamoto lernten der 28-Jährige und seine Kollegen einheimische Sportler kennen, auch die Trainer tauschten sich untereinander aus. «Die Leute hier geben sich mega viel Mühe mit uns. Da fühlt man sich wirklich wohl», meint Koch.

«Uns wird jeder Wunsch von den Lippen abgelesen», bestätigt Lambertz. Der Chefbundestrainer sieht jedoch auch Optimierungsbedarf. So müsse beim Kraftraum noch nachjustiert werden: «Der ist für 2020 noch nicht gut genug ausgestattet.»

Neben dem Feilen an Details geht es dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) auch darum, sich im Vergleich mit anderen Nationen einen Vorsprung zu erarbeiten. «Es war uns wichtig, alles frühzeitig unter Dach und Fach zu bringen und festzuzurren, damit nachher keine Hektik aufkommt, weil sich vielleicht schon andere Nationen die besten Dinge gegriffen haben», erklärt Lambertz den frühen Zeitpunkt des Testlaufs. «Jetzt haben wir mal die Nase vorn.»

Aber ob die akribische Olympia-Planung reicht, um 2020 wieder Medaillen zu gewinnen? Fest steht: Lambertz und sein Team müssen liefern. Schon vor den Spielen 2016 machte sich die deutsche Mannschaft viele Gedanken. Da die Vorläufe nachmittags - und wie die Finals damit vier Stunden später als üblich stattfanden - sollte der Biorhythmus der Athleten umgestellt werden. «Wir haben meines Wissens nach mehr getan als jede andere Nation auf der Welt», sagte Lambertz damals. Aber auch die beste Vorbereitung brachte keine Top-3-Platzierung.

Bevor es in knapp zwei Jahren erneut um olympisches Edelmetall geht, steht nun der Weltcup in Tokio an. Die Rennen sind auch für Koch eine weitere kleine Standortbestimmung. Der Weltmeister von 2015 will bei Olympia wieder an seine frühere Form anknüpfen. Koch schwächelte zuletzt, verpasste gar die Qualifikation für die EM 2018. Wie der DSV lässt auch Koch bei der Suche nach neuen Erfolgen nichts unversucht. Zuletzt wechselte er von Darmstadt nach Frankfurt am Main, setzte auch damit neue Reize.

«Die großen Ziele auf dem Weg nach Tokio sind dieses Jahr noch die Kurzbahn-WM im Dezember in China und im nächsten Jahr natürlich die Langbahn-WM», erklärt Koch. Für Olympia sei er «sehr zuversichtlich, das Training läuft sehr gut.» Und die Trainingsbecken, den Flughafen und die Einheimischen kennt er jetzt auch schon.

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