Schwere Überschwemmungen stürzen chinesische Metropole ins Chaos

Hochwasserentladung durch Sprengungen im Fluss Chuhe, Kreis Quanjiao, Provinz Anhui. Foto: epa/Shen Guo
Hochwasserentladung durch Sprengungen im Fluss Chuhe, Kreis Quanjiao, Provinz Anhui. Foto: epa/Shen Guo

ZHENGZHOU: An einem Tag fällt in Zhengzhou so viel Regen wie sonst in acht Monaten. Das schwerste Unwetter seit Beginn der Aufzeichnungen verwandelt Straßen in reißende Ströme. Die Zahl der Opfer steigt.

Die schwersten Regenfälle seit Jahrzehnten haben in der zentralchinesischen Millionenmetropole Zhengzhou und dem Umland massive Überschwemmungen verursacht. Mindestens 25 Menschen kamen ums Leben. Sieben wurden vermisst, wie Behörden am Mittwoch berichteten. Es wurden weitere Opfer befürchtet.

In der umliegenden Provinz Henan, deren Hauptstadt Zhengzhou ist, waren über eine Million Menschen betroffen. Die Rettung von Menschenleben habe «oberste Priorität», wurde Chinas Präsident Xi Jinping in Staatsmedien zitiert.

Auf Videos war zu sehen, wie sich in der Neun-Millionen-Metropole mehrspurige Straßen zum Teil in reißende Flüsse verwandelten. Autos schwammen in den Fluten. Die Wasser- und Stromversorgung war vielerorts unterbrochen, der Verkehr lahmgelegt.

Die Fluten überschwemmten auch die U-Bahn, wo Hunderte Menschen zeitweise in Zügen und in Tunneln eingeschlossen waren, wie Staatsmedien und Augenzeugen in sozialen Medien berichteten. Das Wasser stand den Betroffenen teilweise bis zu den Schultern.

Bei Evakuierungen wurden 160.000 Menschen in Sicherheit gebracht - darunter rund 600 schwerkranke Patienten aus einem Krankenhaus der Zhengzhou Universität. Der Strom in der Klinik war ausgefallen. Hunderte Gäste strandeten in einem Hotel. Im Süden von Zhengzhou brach der Damm des Guojiaju-Wasserreservoirs, wie das Staatsfernsehen berichtete. Auch andere Stauseen schwollen an.

Es war von den stärksten Regenfällen seit Beginn der Aufzeichnungen die Rede. «Solche Regenfälle gibt es normalerweise nur einmal in 100 Jahren. Die Lage ist düster», berichtete der Krisenstab der Hauptstadt der Provinz Henan laut «China Daily». Nach Angaben chinesischer Medien ging seit Dienstag so viel Regen über der Region nieder wie sonst innerhalb von acht Monaten.

In Staatsmedien und im Kurznachrichtendienst Weibo zirkulierten Videos von dramatischen Rettungsaktionen, bei denen Menschen aus reißenden, braunen Fluten gerettet wurden. Internetnutzer beklagten allerdings, dass die staatliche Zensur auch Beiträge löschte. Das Militär schickte 5700 Soldaten für die Bergungs- und Aufräumarbeiten. Auch wurden 1800 Feuerwehrleute entsandt, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Die ungewöhnlich heftigen Regenfälle in Henan waren Ausläufer von Taifun «In-Fa». Der Wirbelsturm sorgte auch in den Provinzen Zhejiang und Fujian für Unwetter. Henan wird bereits seit vergangener Woche von schweren Regenfällen heimgesucht. Die Wasserstände von Zuflüssen des Gelben Flusses und des Haihe Flusses überschritten Alarmstufen, berichtete Xinhua. Die Schäden für die Landwirtschaft wurden auf 542 Millionen Yuan beziffert, umgerechnet 71 Millionen Euro.

Schwere Unwetter wurden auch aus Südchina gemeldet, wo in der Provinz Guangdong ein weiterer Taifun namens «Cempaka» mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 110 Stundenkilometern bei der Stadt Yangjiang auf Land traf. Auch im Norden Chinas gab es in der Inneren Mongolei schwere Überschwemmungen. Der Wetterdienst warnte erneut vor heftigen Regenfällen in vielen Provinzen.

Vor allem im Süden Chinas kommt es in den Sommermonaten immer wieder zu schweren Überschwemmungen, die zahlreiche Opfer und hohe ökonomische Schäden zur Folge haben. Viele Todesfälle gibt es auch häufig durch Erdrutsche.

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