Schweizer gegen Ausländerbegrenzung und für Vaterschaftsurlaub

Der SVP-Präsident Marco Chiesa (R) und Nationalrat Thomas Matter sprechen über die Begrenzungsinitiative in Rothrist. Foto: epa/Peter Schneider
Der SVP-Präsident Marco Chiesa (R) und Nationalrat Thomas Matter sprechen über die Begrenzungsinitiative in Rothrist. Foto: epa/Peter Schneider

BERN: Die Schweizer sind europafreundlicher als es die rechte SVP gerne möchte: Sie lehnen eine Begrenzung des Ausländerzuzugs bei einer Volksabstimmung ab. Bei den Themen Wolfsjagd und Kampfjetbeschaffung war es denkbar knapp.

Die Schweizer lehnen eine Begrenzung des Zuzugs von Ausländern klar ab. Der Vorstoß der rechtskonservativen SVP, die auch die Personenfreizügigkeit mit der Europäischen Union aufkündigen wollte, scheiterte am Sonntag in einer Volksabstimmung klar. Dagegen stimmten laut Endergebnis 61,7 Prozent. Die SVP hatte argumentiert, zu viele Menschen minderten den Wohlstand und seien zu teuer für die Sozialwerke. Seit 1990 stieg die Bevölkerungszahl der Schweiz um rund ein Viertel auf 8,6 Millionen.

Damit dürfte neue Fahrt in die langwierigen Kooperationsverhandlungen mit der Europäischen Union kommen. Die EU will sämtliche bilateralen Abmachungen unter einen Rahmenvertrag stellen. Damit sollen auch einige von der Schweiz ausgehandelte Privilegien abgeschwächt werden. Als Warnung hat sie bereits die Anerkennung für die Börse in Zürich ausgesetzt. Die Schweizer Regierung verlangt Nachbesserungen des Vorschlags aus Brüssel.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen begrüßte das Ergebnis: «Ich werte es als ein positives Signal. Wir wollen unsere Beziehungen weiter festigen und vertiefen», sagte sie am Sonntag. Nun müsse das bereits fertig verhandelte Rahmenabkommen zügig vom Schweizer Bundesrat ratifiziert werden. Auch EU-Ratschef Charles Michel begrüßte das Votum.

Mit 60,3 Prozent wurde die Einführung eines zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs angenommen. Die Väter sollen in der Zeit 80 Prozent ihres Lohns erhalten. Das Ergebnis der Abstimmungen über das Jagdgesetz und die Beschaffung von Kampfjets stand stundenlang auf Messers Schneide.

Das neue Jagdgesetz, das den Abschuss von Wölfen erleichtern sollte, wurde schließlich mit 51,9 Prozent abgelehnt. Die Tiere waren einst in der Schweiz ausgerottet, sind dort inzwischen aber wieder heimisch. Heute gibt es nach Schätzungen etwa 80 bis 100 Tiere. In den vergangenen zehn Jahren wurden nach Behördenangaben jedes Jahr zwischen 300 und 500 Schafe und Ziegen gerissen. Mit der Änderung sollten Wölfe zwar geschützt bleiben, aber unter bestimmten Voraussetzungen geschossen werden, bevor sie Schäden anrichten.

Der Wunsch der Regierung, für bis zu sechs Milliarden Franken (rund 5,5 Milliarden Euro) neue Kampfjets zu kaufen, wurde ganz knapp angenommen. Ausschlaggebend waren weniger als 9000 Stimmen. Rund 30 Schweizer F/A müssen bis 2030 ausgewechselt werden. Im Rennen um den Auftrag sind Airbus mit dem Eurofighter, das französische Unternehmen Dassault mit dem Typ Rafale und die Amerikaner: Boeing mit seinem F/A-18 Super Hornet und Lockheed-Martin mit dem F-35.

Etwa 5,4 Millionen Schweizer sind stimmberechtigt. Während die Wahlbeteiligung bei Volksabstimmungen meist unter 50 Prozent liegt, betrug sie dieses Mal rund 58 Prozent.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
TheO Swisshai 01.10.20 19:27
@Thomas Gittner / Bauchgefühl
Wenn Sie sich lieber auf Ihr Bauchgefühl hören und die Fakten nicht sehen wollen ist das natürlich Ihre Sache. Allerdings wird Ihr Gefühl auch durch mehrmaliges Wiederholen nicht zutreffender oder überzeugender.
Ich bin da doch eher der Realist und bevorzuge die Wahrheit und Tatsachen, man ist damit definitiv viel glaub- und vertrauenswürdiger und kann sich dazu erst noch einige Peinlichkeiten ersparen.

TheO Swisshai 29.09.20 23:27
@Thomas Gittner / Ausländeranteil
Das ist meistens schwer zu erkennen, wenn man in der selben Ecke steht. Bezüglich Ausländeranteil in FR, GB, D, sollten Sie besser zuerst mal richtig recherchieren bevor Sie mitreden. Bin mal gespannt welche Zahlen Sie uns danach präsentieren können.

Zwischen 2008 bis 2018 sind teilweise mehr als 200 Deutsche PRO TAG in die Schweiz eingewandert ( 75'000 / Jahr). Der Ausländeranteil in meiner Wohngemeinde beträgt momentan 46 %, dazu ca. 35 % mit Migrationshintergrund. Im Kindergarten und in der Primarschule kommen auf ein Schweizer zwei Ausländer.

Müsste ich raten würde ich sagen Sie sind kein Schweizer, sonst müsste ich Ihnen davon nämlich nichts erzählen.
Norbert K. Leupi 29.09.20 16:50
Ausländeranteil / Herr Thomas Gittner
Ausländeranteil in der EU per 2019 : 1.Luxenburg ca .48% , 2.Oesterreich ca.16% , 3.Lettland ca.15% , 4.Deutschland ca.12 % , 5.Belgien ca.12 % , 6.Spanien ca.10 % , 7. Italien ca.9% etc. Ausländeranteil NICHT EU - Länder 1 . Schweiz ca.27 % , 2.Grossbritanien ca.10 % ! Das sind die neuesten Zahlen per Ende 2019 ! In der CH hat die Stadt Genf mit fast 50% die meisten Ausländer ( Genf ist aber nach New York der zweitgrösste UNO-Hauptsitz , der natürlich viele Ausländer beschäftigt !) Basel hat mit rund 38 % am zweitmeisten Ausländer , aber auch hier sind viele bei dem Chemieriesen Novartis oder an der Bank für internationalen Zahlungsverkehr beschäftigt !
Michael 29.09.20 16:50
@TheO Swisshai
Ich habe lange überlegt, ob es Sinn macht, in diese aufgeheizte Diskussion (@Englich, @Ronaldo) überhaupt einzusteigen. Ich bewundere ihren Mut Swisshai und kann Ihnen in Ihren Ausführungen nur vollumfänglich zustimmen.
@Thomas Gittner, ja es stimmt, in den von Ihnen genannten Ländern sieht es nicht anders aus. Und die Quittung bekommen diese Länder auch fast täglich präsentiert, wie erst kürzlich wieder (Messerattacke in Paris am 25. September 2020) geschehen. Von den unzähligen vorangegangenen Straftaten (Bandenkriminalität, Schutzgelderpressung, sexueller Missbrauch etc., etc., etc. d u r c h Migranten, und nicht wie häufig von linken Politikern und der Mainstream-Presse behauptet a n den Migranten begangen, gar nicht zu sprechen.
Und ja... es ist auch richtig, dass nicht alle den Migranten von "besorgten Bürgern" angelasteten Straftaten auch von diesen begangen wurden. Gleichwohl dürfte unstrittig sein, dass Straftaten insbesondere in den von mir w.o. beschriebenen Bereichen seit 2015 in D-Land exponentiell zugenommen haben. Ich empfehle hierzu das Lagebild des BKA "Kriminalität im Kontext von Zuwanderung" durchzuarbeiten.
Okay, damit dürfte meine Meinung zum Thema klar sein und um jetzt hier keinen "Shitstorm" oder verbale "Entgleisungen" zu provozieren, werde ich dieses Thema zwar weiterhin mit grossem Interesse verfolgen, mich aber im Kommentarbereich vornehm zurückhalten.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen Toleranz und gute Gesundheit in schwerer Zeit.
TheO Swisshai 29.09.20 01:38
@Ronaldo / Ansichtssache
Ich bin nicht der Meinung, dass man gleich ein rechter Hetzer und Hassprediger ist, wenn man sich in der Schweiz Sorgen über den überdurchschnittlich hohen Ausländeranteil macht. Dieser ist mit über 26% deutlich höher als in jedem anderen vergleichbaren Land in Europa, oder sogar weltweit. Zusätzlich beträgt der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund, bei der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren, weitere rund 35% !

Was Sie als rechte Hetzer und Hassprediger bezeichen, die SVP, ist mit ca. 26% Wähleranteil die mit Abstand stärkste Partei der Schweiz. Der Initiative der angeblichen Hetzer und Hassprediger haben sogar 39 % der Wahlberechtigten zugestimmt.

Ob Ihre LINKE Hetze / Hasspredigt unter diesen Umständen und Verhältnissen angebracht resp. besser ist, kann man dabei durchaus in Frage stellen.
TheO Swisshai 28.09.20 21:49
@Hans-Gerd Englich / Europa
Bitte nicht verwechseln, die Schweizer standen schon immer zu Europa, nur nicht zur EU ! Diesem Verein werden wir niemals beitreten, keine Chance !
Norbert K. Leupi 28.09.20 14:34
Sieg und Glückwunsch / Herren Ronaldo
und H.G.Englich . Auch wenn das Schweizer Volk gestern die SVP-Begrenzungsinitiatve bachab geschickt hat ist noch nichts gewonnen , denn die " Sünneli-Partei " rüstet sich schon für den nächsten Kampf gegen das institutionelle Rahmenabkommen ! Der Streit um die bilateralen Beziehungen mit der EU geht damit erst so richtig los !
Ronaldo 28.09.20 12:52
Ein Sieg der Vernunft über die rechten Hetzer
und Hassprediger. Das Bildungsniveau und die Presselandschaft in der Schweiz haben halt eine andere Qualität als in UK oder USA.