BERN: Nach wachsenden Beschwerden von Landwirten über getötete Nutztiere dürfen in der Schweiz sämtliche Wölfe von 12 der insgesamt 32 Rudel im Land abgeschossen werden. Das Bundesamt für Umwelt hat entsprechende Gesuche aus fünf Kantonen bewilligt, wie es am Dienstag berichtete. Bei sechs weiteren Rudeln dürfen zudem zwei Drittel der Jungwölfe getötet werden. Allein in den Kantonen mit den größten Populationen, Wallis und Graubünden, wurden damit fast 80 Tiere zum Abschuss freigegeben.
Die Regierung will das Wachstum des Wolfsbestandes stark bremsen. Zu dem Zweck wurde die Jagdverordnung angepasst. Seit dem 1. November können Wölfe auch vorbeugend geschossen werden, ohne zuvor Nutztiere gerissen zu haben oder Menschen gefährlich nahe gekommen zu sein. Die Jagdzeit dauert jeweils von September bis Ende Januar.
Nach Angaben des Bundes gibt es derzeit rund 300 Wölfe in der Schweiz. 2020 waren es noch elf Rudel mit 100 Tieren. 2019 wurden 446 Nutztiere gerissen, 2022 waren es 1480, vor allem Schafe und Ziegen.
Tierschützer der Organisationen CH Wolf und Avenir Loup Lynx Jura (Zukunft Wolf Luchs Jura) hatten die Abschussgesuche kritisiert. Damit werde gegen die Berner Konvention verstoßen, ein Übereinkommen zur Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume.