Schweiz gewinnt Eurovision Song Contest 2024

Deutschland Platz 12 von 25

Nemo, der die Schweiz vertritt, gewinnt das Finale der 68. Ausgabe des Eurovision Song Contest (ESC) in der Malmö Arena in Malmö, Schweden, am 11. Mai 2024. EPA-EFE/JESSICA GOW
Nemo, der die Schweiz vertritt, gewinnt das Finale der 68. Ausgabe des Eurovision Song Contest (ESC) in der Malmö Arena in Malmö, Schweden, am 11. Mai 2024. EPA-EFE/JESSICA GOW

MALMÖ: Nemo aus der Schweiz hat mit dem Lied «The Code» den Eurovision Song Contest gewonnen.

Nemo bekam die meisten Punkte, wie in der Liveshow in Malmö bekannt gegeben wurde. Deutschland landete mit dem Sänger Isaak in der Nacht zum Sonntag auf dem 12 Platz von 25 Finalisten.


Schweizer ESC-Teilnehmer Nemo wurde von Lena Meyer-Landrut inspiriert

GENF: Der ESC war eigentlich nie auf dem Radar von Nemo. Nun gehört das Schweizer zu den Favoriten - und damit hat eine gewisse deutsche Sängerin zu tun.

Für den Schweizer Teilnehmer beim Eurovision Song Contest, Nemo (24), war der deutsche Sieg von Lena Meyer-Landrut die erste Berührung mit dem musikalischen Wettstreit. Meyer-Landrut holte 2010 mit dem Lied «Satellite» den zweiten deutschen Sieg in der Geschichte des ESC.

«Sie hat mich völlig umgehauen», sagte Nemo in einem Pressegespräch. «Der Song hat meinen Musikgeschmack voll getroffen, ein absoluter Knaller. Der Song hat etwas mit mir gemacht.» Nemo war da zehn Jahre alt.

Fünf Jahre später veröffentlichte er seine erste Single und 2017 wurde Nemo bereits in der Kategorie «Bester Schweizer Künstler» ausgezeichnet. Seit 2023 identifiziert Nemo sich öffentlich als non-binär, nicht ausschließlich dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugehörig.

Nemo hat nach eigenen Angaben niemals daran gedacht, eines Tages selbst am ESC teilzunehmen. Das sei eher Zufall gewesen. Bei der Einladung zu einem Songschreib-Workshop sei gar nicht klar gewesen, dass es um den ESC ging.

Dort sei der Song «The Code» entstanden - und alle seien begeistert gewesen. «In dem Moment habe ich gedacht: okay, wenn ich je zum ESC gehe, dann mit diesem Song. Ein paar Wochen später haben wir ihn eingereicht und nun bin ich hier.»


1. Schweiz: 591 Punkte

Nemo («The Code»)

2. Kroatien: 547 Punkte

Baby Lasagna («Rim Tim Tagi Dim»)

3. Ukraine: 453 Punkte

Alyona Alyona & Jerry Heil («Teresa & Maria»)

4. Frankreich: 445 Punkte

Slimane («Mon Amour»)

5. Israel: 375 Punkte

Eden Golan («Hurricane»)

6. Irland: 278 Punkte

Bambie Thug («Doomsday Blue»)

7. Italien: 268 Punkte

Angelina Mango («La noia»)

8. Armenien: 183 Punkte

Ladaniva («Jako»)

9. Schweden: 174 Punkte

Marcus & Martinus («Unforgettable»)

10. Portugal: 152 Punkte

Iolanda («Grito»)

11. Griechenland: 126 Punkte

Marina Satti («Zari»)

12 Deutschland: 117 Punkte

Isaak («Always on the Run»)

13. Luxemburg: 103 Punkte

Tali («Fighter»)

14. Litauen: 90 Punkte

Silvester Belt («Luktelk»)

15. Zypern: 78 Punkte

Silia Kapsis («Liar»)

16. Lettland: 64 Punkte

Dons («Hollow)

17. Serbien: 54 Punkte

Teya Dora («Ramonda»)

18. United Kingdom/Großbritannien: 46 Punkte

Olly Alexander («Dizzy»)

19. Finnland: 38 Punkte

Windows95man («No Rules!»)

20. Estland: 37 Punkte

5Miinust & Puuluup («(Nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi»)

21. Georgien: 34 Punkte

Nutsa Buzaladze («Firefighter»)

22. Spanien: 30 Punkte

Nebulossa («Zorra»)

23. Slowenien: 27 Punkte

Raiven («Veronika»)

24. Österreich: 24 Punkte

Kaleen («We will rave»)

25. Norwegen: 16 Punkte

Gåte («Ulveham»)

Disqualifiziert: Niederlande (keine Abstimmung möglich):

Für die Niederlande war das Aus schon vor dem Start. Aufgrund eines Vorfalls mit Sänger Joost Klein wurde das Land mit dem Lied «Europapa» vom Wettbewerb ausgeschlossen.


Buhrufe, Rauswurf, Festnahmen: Eklats bei ESC-Finale in Malmö

MALMÖ: Die größte Musikshow der Welt läuft nicht rund. Die Niederlande sind nach einem Eklat aus dem Finale geflogen. Auch die Kritik an Israel bewegt nach wie vor die Gemüter. In der Halle gibt es Buhrufe.

Überschattet von Protesten gegen das Teilnehmerland Israel und von der Disqualifikation der Niederlande ist in Malmö am Samstagabend das Finale des Eurovision Song Contest (ESC) über die Bühne gegangen. Polizisten führten Klimaaktivistin Greta Thunberg mit anderen Demonstrierenden vom Platz vor der Arena ab. Die Beamten errichteten Absperrungen. Bei ersten Demonstrationen am Abend hatte die Polizei die Stimmung unter den 6000 bis 8000 Teilnehmern noch als «friedlich» beschrieben - bei der deutlich kleineren Versammlung vor der Halle mussten die Einsatzkräfte dann jedoch stärker durchgreifen. Mehrere Menschen wurden draußen wegen Störungen festgenommen. Auch aus dem Publikum in der Halle gab es Protestrufe gegen Israels Act.

Israels Außenminister Israel Katz stärkte kurz vor Beginn der Finalshow der israelischen Teilnehmerin Eden Golan den Rücken. «Eden stellt sich stolz enormem Hass und Antisemitismus entgegen», schrieb Katz auf der Plattform X. «Heute zeigen wir allen Hatern, wer vorangeht.»

Die Teilnahme und der Beitrag Israels hatten im Vorfeld enormen Gegenwind bekommen. Wegen des Krieges in Gaza wurden Forderungen nach einem Ausschluss Israels aus dem Wettbewerb laut. Der Veranstalter des ESC, die Europäische Rundfunkunion (EBU), ließ Israel mit der Begründung teilnehmen, dass es eine unpolitische Veranstaltung sei. Israel musste aber auf Druck der EBU Text und Songtitel einer ersten Fassung ändern - sie erschien den Veranstaltern mit dem Titel «October Rain» zuerst zu politisch wegen möglicher Hinweise auf die von palästinensischen Terroristen am 7. Oktober in Israel verübten Massaker. Der überarbeitete Song heißt nun «Hurricane». Eden Golan war einer von 25 Acts im Finale. Bei den Wettquoten stand sie kurz vor Beginn der Show auf Platz zwei hinter Kroatien.

Beim Einlauf der Nationen um kurz nach 21 Uhr waren Pfiffe in der Halle bei Israel zu hören. Auch beim Vortragen ihres Liedes «Hurricane» musste Eden Golan (20) zahlreiche Pfiffe und laute Buhrufe über sich ergehen lassen. Unruhe erfasste kurz den Saal. Die Sängerin hatte bereits zum Halbfinale solche Protestreaktionen von Zuschauerinnen und Zuschauern erlebt. Bei der Flaggenparade präsentierte der Schweizer Act Nemo auf dem Rücken die Flagge des Landes - präsent vor der Brust jedoch die non-binäre Flagge. Nemo selbst identifiziert sich als nicht-binär, also weder als Mann noch als Frau.

Am Tag des Finales war bekannt geworden, dass der niederländische Kandidat Joost Klein vom Wettbewerb ausgeschlossen worden ist. Hintergrund war nach Angaben des niederländischen Fernsehsenders Avrotros eine aggressive Geste Kleins gegenüber einer Kamerafrau, die ihn nach seinem Auftritt beim Halbfinale am Donnerstagabend gefilmt hatte. Er habe die Frau den Angaben zufolge aber nicht berührt. Was genau passiert ist, blieb unklar. Die Polizei nahm aber Ermittlungen auf, weshalb ein Auftritt Kleins unangemessen sei, hieß es von den Veranstaltern. Der Startplatz der Niederlande, die Nummer 5, blieb beim Finale leer.

Schwedens Kronprinzessin Victoria wünschte zu Beginn allen viel Glück. Als heißer Favorit für den Sieg wurde Kroatien mit dem Musiker Baby Lasagna (28) und seinem Lied «Rim Tim Tagi Dim» gehandelt.

Für Deutschland rockte der Sänger Isaak aus Ostwestfalen mit seinem Lied «Always on the Run» die ESC-Bühne für Deutschland. Ohne Patzer schmetterte er die Powerballade an Startposition 3. Am Anfang wärmte er sich an einer brennenden Tonne. Auch sonst gab es viel Feuer-Effekte, Choreografie fehlte ansonsten. Nach diesem Auftritt mit vielen Flammen habe Deutschland eine schlechte CO?-Bilanz und müsse am Folgetag einen autofreien Sonntag vollziehen, scherzte ARD-Kommentator Thorsten Schorn bei der Liveübertragung. Das Erste und der Spartensender One übertrugen das Spektakel seit 21.00 Uhr.

Zuschauerinnen und Zuschauer können per Anruf, SMS und mit einer App (mit)abstimmen. Das Voting wurde um 21.16 Uhr geöffnet. Die Siegerin oder der Sieger wird erst gegen 1 Uhr Sonntagfrüh feststehen - nach der traditionell aufwendigen Punktevergabe.

Dem ESC-Sieg der schwedischen Band Abba vor 50 Jahren im südenglischen Brighton wurde die Ehre erwiesen, indem Conchita Wurst (Siegerin vor 10 Jahren für Österreich) und die schwedischen ESC-Siegerinnen Charlotte Perrelli (1999) und Carola (1992) gemeinsam «Waterloo» sangen. Auch die schwedische Disco-Band Alcazar trat nach den 25 Beiträgen nach Jahren wieder auf und sang ihren Klassiker «Crying at the Discoteque».

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Hansruedi Bütler 12.05.24 21:02
Wie sich doch heute die Welt versuch trendig zu
geben?!

Stellt euch mal vor, beim ESC 2024 würde eine biologische Frau in schlichtem Kleid, nur mit einer Gitarre in der Hand, auf die Bühne kommen und singen:
"Ein bisschen Frieden".
FRIEDEN!
Verrückt oder?
Kam mir das nur so vor, oder war der ESC ein Sammelbecken für ... ???
Da bekommt heute
AFTER-SHOW-PARTY
eine neue Bedeutung.
Michael 12.05.24 15:40
ESC
Diese ganze Veranstaltung hat doch schon lange nichts mehr mit Musik zu tun. Es gewinnt immer der/die/das mit den schrägsten, wokesten Kostümen. Um was anderes geht es bei diesem Quatsch doch gar nicht mehr.
Helge Fitz 12.05.24 14:20
Der junge Schweizer war der Konkurrenz haushoch überlegen und ich hatte nach 3 Beiträgen seinen Sieg prognostiziert. Durch das Publikumsvoting war das klare Ergebnis nochmal infrage gestellt, doch am Ende setzte sich der Bessere durch.
Dieter Kowalski 12.05.24 08:10
Glückwunsch an die Schweiz, aber...
Also entweder ich habe meinen Musikgeschmack komplett verloren, oder diese Wertung ist absoluter Mist.
Die besten Teilnehmer dieses Jahr, waren nicht einmal im Finale dabei. Eine komplett politisch anmutende Wertung.
Die zwei Besten dieses Jahr für mich: Albanien & Australien - sehr gute Stimmen, guter Sound und weit entfernt von den 0815 Hüpfdohlen des ESC.