Schwedens frühere China-Botschafterin kommt vor Gericht

Archivbild: epa/Alex Cruz
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STOCKHOLM (dpa) - Schwedens ehemalige China-Botschafterin Anna Lindstedt muss sich wegen eigenmächtigen Handelns bei Verhandlungen mit einem fremden Land vor Gericht verantworten.

Sie werde wegen des Verdachts angeklagt, im Falle des in China inhaftierten Schweden Gui Minhai bei einem Treffen in Stockholm ihre Befugnisse überschritten zu haben, erklärte die schwedische Staatsanwaltschaft am Montag. Das schwedische Außenministerium bestätigte die Anklage, wollte sich aber nicht weiter dazu äußern. Die Hauptverhandlung in dem Fall soll nun Anfang 2020 beginnen, wie das Bezirksgericht von Stockholm mitteilte.

Gui Minhai ist einer von fünf Buchhändlern aus Hongkong, die politisch heikle Bücher über China herausgegeben und vertrieben hatten, bis sie 2015 unter merkwürdigen Umständen verschwanden. Alle fünf tauchten später in China auf. Bis auf Gui Minhai kamen alle wieder auf freien Fuß. Lindstedt soll ohne Wissen ihrer Vorgesetzten mit China über eine Freilassung verhandelt haben. Nach Bekanntwerden des Vorgehens wurde sie im Februar zurück in ihr Heimatland beordert.

Eine Botschafterin habe zwar ein umfassendes Mandat, um Schweden im Ausland zu vertreten, erklärte der stellvertretende Chefankläger Hans Ihrman. Dennoch müssten auch in solch einer Position gewisse Richtlinien und Anordnungen der Regierung befolgt werden. Die Botschafterin habe ihre Befugnisse überschritten und sich damit einer Straftat schuldig gemacht. Dies habe auch das friedliche Verhältnis Schwedens zu China in Gefahr gebracht. Ihrmans Angaben zufolge ist eine solche Anklage ein Novum in der schwedischen Geschichte.

Lindstedt streitet ab, sich falsch verhalten zu haben. Laut dem schwedischen Sender SVT drohen ihr bis zu zwei Jahre Gefängnis.

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