Schutz auch ohne spürbare Impfreaktion?

Springt das Immunsystem an, wenn man gar nichts spürt? Ein Faktencheck

Eine Frau wird von einer Arzthelferin mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson gegen das Coronavirus geimpft. Foto: Gregor Fischer/dpa
Eine Frau wird von einer Arzthelferin mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson gegen das Coronavirus geimpft. Foto: Gregor Fischer/dpa

Viele Menschen haben nach der Impfung gegen Covid-19 unangenehme Reaktionen. Sie klagen etwa über Muskelschmerzen, Fieber, Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Manche fühlen nach der Spritze aber überhaupt keine Veränderung - und machen sich Sorgen, ob sie deshalb nur einen schwachen Impfschutz haben. Ist diese Vermutung richtig?

BEHAUPTUNG: Für einen starken Schutz gegen das Coronavirus braucht es spürbare Impfreaktionen.

BEWERTUNG: Falsch.

FAKTEN: Richtig ist, dass zum Beispiel Fieber und Müdigkeit ein Zeichen dafür sind, dass der Körper sich wehrt. Die Symptome kommen aber in der Regel aus einem bestimmten Teil des Immunsystems, dem sogenannten «angeborenen Immunsystem». Das werde nach einer Impfung als erstes aktiviert und signalisiere dem Körper eine potenzielle Gefahr durch einen fremden Eindringling, erklärt Peggy Riese, Expertin für Impfungen am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.

Impfstoff ist ein fremder Eindringling

Nach einer Impfung ist für diesen Teil des Immunsystems der Impfstoff so ein Eindringling. Als solchen nehme es nicht nur das Virusantigen wahr, mit dem die Schutzwirkung ausgelöst werde, sagt Riese, sondern auch etwa Wirkstoffverstärker oder Hilfsstoffe wie Stabilisatoren. Dieser Teil des Immunsys­tems reagiert also sofort, aber eher allgemein. Warum manche Menschen eher zu Impfreaktionen neigen während andere kaum etwas spüren, ist laut Riese noch nicht vollständig verstanden.

Der spezifische Schutz gegen den Sars-CoV-2-Erreger wird dagegen erst mit der Zeit von den Zellen des sogenannten „erworbenen Immunsystems“ erzeugt. Dabei lernt der Körper, bei einer solchen Infektion auch in Zukunft passgenaue Antikörper zu bilden und etwa mithilfe spezieller T-Zellen, den Killerzellen, infizierte Körperzellen abzutöten.

Beide Arten des Immunsys­tems stehen in einem sehr komplexen, noch nicht komplett erforschten Austausch miteinander. Tatsächlich gibt die Impfreaktion des angeborenen Immunsystems wohl den Anstoß, damit das erworbene System aktiv wird - dieser Impuls ist aber häufig gar nicht oder kaum spürbar.

Symptome sind kein Impfschutz-Gradmesser

„Auch wenn man keine oder nur sehr milde Nebenwirkungen wie leichte Schmerzen an der Injektionsstelle oder Kopfschmerzen bekommt, ist man mit der gleichen Wahrscheinlichkeit geschützt wie Menschen die stärkere Impfreaktionen wie Fieber, Unwohlsein und Gelenkschmerzen aufzeigen“, erklärt Forscherin Riese.

Symptome nach einer Impfung seien „kein Gradmesser für die Stärke des Impfschutzes“, bestätigt auch Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Menschen könnten komplett symptomfrei sein und dennoch einen starken Schutz ausbilden. Umgekehrt hätten in Studien zur Zulassung der Covid-19-Impfstoffe aber auch Menschen Symptome gezeigt, die nur ein Placebo bekommen hätten.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Josef Siebert 10.08.21 00:40
Jürgen Franke
Was bedeutet für Sie viele? Woher ich meine Informationen zum Thema impfen hole, laß ich mir von
keinem vorschreiben. Falls ich wirklich mal Ihren Rat brauchen sollte (eher unwahrscheinlich), werde
ich mich direkt an Sie wenden.
Jürgen Franke 09.08.21 09:50
Es ist erfreulich, dass hier viele Leser
über ihre guten Impferfahrungen berichten. Zum Thema Impfen, hat auch jeder die Möglichkeit sich bei Dr. Claus Köhnlein zu informieren.
Jürgen Franke 09.08.21 09:50
Bitte das Foto austauschen
Auch eine Arzthelferin wird mit Handschuhen impfen
Josef Siebert 09.08.21 05:25
Herr Naumann
Ich kann Ihnen nur zustimmen. Ich selbst wurde zuerst mit Astra und danach mit Biontec geimpft.
Keinerlei Propleme.Meine Schwester und ihr Mann bekamen ihren Schuß mit dem gleichen Impfstoff
aus der gleichen Ampulle. Der Schwager hatte keinerlei Beschwerden, meine Schwester hingegen
war einen Tag krank..Ich hätte an Ihrer Stelle das gleiche getan. Ihnen alles Gute.
Siegfried Naumann 08.08.21 23:59
Kann ich nur bestätigen
Im Laufe meines Lebens musste ich schon nicht nur viele, sondern sehr viele Impfstoffe meinem Körper zuführen lassen. Und letzte Woche bekam ich die den 1.Schuß Sinovac. Auch hier keinerlei negative Reaktion. Als ich das auf einer Webseite gepostet habe, gab es solche Kommentare: "Das war dann kein regulärer Impfstoff sondern nur ein Wassergemisch!" Oder: "Dann war kein Vakzin/Sinovac drin!"...und andere dummen Sprüche. Man mag nicht glauben, wie viele Deppen es gibt. Glauben diese Leute wirklich, dass ein renommiertes Krankenhaus 1000e von Menschen mit einem "Wassergemisch" oder sonstigen Mist impft? Warum sollten sie das tun? Damit "wir" sie und alle anderen mit Covid anstecken können? Und die Kommentare gab es nur, weil ich - und auch viele andere - keinerlei Nebenwirkungen hatten.