Schüsse in kasachischer Stadt Almaty

​Geschäfte geplündert

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ALMATY: Die schweren Ausschreitungen in der Republik Kasachstan dauern an. In der Millionenstadt Almaty habe es am Donnerstag vor dem Rathaus einen «heftigen Schusswechsel» zwischen Dutzenden bewaffneten Menschen und dem Militär gegeben, meldete die russische Staatsagentur Tass unter Berufung ihres Korrespondenten vor Ort. 300 Soldaten seien etwa in gepanzerten Mannschaftswagen angerückt. Sie hätten den Platz umstellt.

Zu Opferzahlen gab es zunächst keine Angaben. Internetseiten kasachischer Medien waren auch am Morgen nicht vom Ausland aus zu erreichen. Die genaue Lage war deshalb unklar.

Im Zentrum Almatys gebe es keine Demonstranten und Soldaten mehr, berichtete das kasachische Medium Vlast im Nachrichtenkanal Telegram. Viele Supermärkte und Geschäfte seien geplündert worden, darunter der Laden eines Waffenhändlers. Zudem seien viele Geldautomaten gesprengt worden. «In der Stadt riecht es stark nach Feuer.»

Dagegen zeigten Videos aus der Hauptstadt Nur-Sultan (früher Astana), wie das öffentliche Leben in den neuen Tag startete. Zu sehen sind Autos und Linienbusse auf den Straßen, aber auch ein großes Aufgebot an Sicherheitskräfte, das Regierungsgebäude abgeriegelt hat. Am Flughafen der Stadt fielen Berichten zufolge zunächst bis zum Mittag alle Flüge aus. Im gesamten Land gilt der Ausnahmezustand. Vor einigen Banken bildeten sich lange Warteschlangen.

Auslöser der größten Protestwelle seit Jahren war Unmut über deutlich gestiegene Treibstoffpreise an den Tankstellen der öl- und gasreichen Ex-Sowjetrepublik. Als Reaktion auf die teils gewaltsamen Proteste entließ Präsident Kassym-Jomart Tokajew die Regierung, bevor in der Nacht zu Donnerstag das Militär in Almaty einschritt.

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Leserkommentare

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Nino 07.01.22 19:30
Wahnsinn
Heute hat der Machthaber den Schießbefehl erlassen. Bürgerkrieg ist wohl angesagt. Und Putin?
Ingo Kerp 07.01.22 14:10
Das vor Bodenreichtümern stotzende Kasachstan hält seit Jahrzehnten seine Bürger unterdrückt. Da eine vertragl. und zolltechnische Verbindung zu RUS besteht, ruft man natürlich den großen Bruder zu Hilfe. Der kommt sofort mit Fallschirmjägern aber, der Hilferuf kommt zur Unzeit für Putin. Der ist immer noch mit der Ukraine beschäftigt und kann normalerweise solche Stoerungen nicht brauchen. Kasachstan ist aber zu wichtig für in. RUS hat u.a. seinen Weltraumbahnhof Baikonur auf kasachischem Gebiet neben anderen Stationen. Auch die Oel- und Gasvorkommen sind für RUS mehr als wichtig. Die rus. Gazprom beutet diese aus. Was auf der Strecke bleibt, im wahrsten Sinne des Wortes, sind derzeit die Menschen.