Schülerinnen nach Boko-Haram-Angriff noch immer vermisst

Foto: epa/STR
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LAGOS (dpa) - Vor vier Jahren hatte Boko Haram mit der Entführung von 200 Schülerinnen aus Chibok weltweit für Entsetzten gesorgt. Nach einem neuen Angriff auf eine Schule fehlen nun etliche Mädchen.

Nach einem Boko-Haram-Angriff auf eine Schule im Nordosten Nigerias werden noch immer etliche Schülerinnen vermisst. Um wie viele Mädchen es sich genau handelt, sei derzeit noch unklar, teilte am späten Donnerstagabend ein Sprecher des Gouverneurs des Bundesstaates Yobe, Abdullahi Bego, mit. Somit korrigierte Bego eine frühere Aussage, dass einige Schülerinnen nach dem Angriff gefunden worden seien. Diese Aussage habe sich auf falsche Informationen von Sicherheitskräften gestützt, sagte Bego.

Am Montag hatten demnach Kämpfer der Terrormiliz Boko Haram eine weiterführende Schule im Ort Dapchi angegriffen. Wie viele Mädchen danach vermisst wurden, war nicht bekannt. Unterschiedliche Quellen sprachen zunächst von rund 50, andere von etwa 100 Schülerinnen. Auch war zunächst unklar, ob die Mädchen während des Angriffs schlicht geflohen oder von den Extremisten verschleppt worden waren.

«Die Mädchen sind bislang nicht gerettet worden, aber wir arbeiten daran, das Militär und die Regierung arbeiten daran, sie zu retten», sagte der Parlamentarier Goni Buka der Deutschen Presse-Agentur. Der Lehrer- und Elternverband der Schule habe eine Liste von 101 vermissten Schülerinnen erstellt, sagte Bashir Manzo, der Vater einer Vermissten. Diese Liste habe man dem Gouverneur übergeben.

Viele von Boko Haram entführte Mädchen und Frauen werden als Sexsklavinnen gehalten oder zwangsverheiratet. Die Extremisten setzen auch immer wieder Frauen bei Selbstmordattentaten ein.

Die Regierung des Bundesstaates Yobe werde zusammen mit der nationalen Regierung und den Sicherheitskräften alles tun, um die Situation zu bewältigen, teilte Bego mit. Präsident Muhammadu Buhari hatte am Mittwochabend auf Twitter mitgeteilt, er habe das Militär und die Polizei mobilisiert, «um sicherzustellen, dass alle vermissten Mädchen ... gefunden werden.»

Boko Haram hatte 2014 mit der Entführung von mehr als 200 überwiegend christlichen Schülerinnen aus dem Ort Chibok weltweit für Entsetzen gesorgt. Eine globale Kampagne unter dem Motto «Bringt unsere Mädchen zurück» wurde von zahlreichen Politikern und Prominenten unterstützt, darunter die damalige US-First-Lady Michelle Obama. Schätzungsweise 100 der Mädchen gelten weiter als vermisst.

Bei Anschlägen und Angriffen der Terrormiliz sind im Nordosten Nigerias und den angrenzenden Gebieten seit 2009 mindestens 20.000 Menschen getötet worden. Rund 2,5 Millionen Menschen sind in der Region vor der Gewalt geflohen. Nach UN-Angaben sind dort etwa fünf Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.

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