Seit einiger Zeit schwänzen immer mehr Schüler am Freitag den Unterricht. Die Bewegung geht zurück auf die Schwedin Greta Thunberg, die im August 2018 den ersten Schulstreik dieser Art organisierte. Die Begründung auf der Webseite der Bewegung („Fridays for Future“) fragt zum einen, weshalb man für eine Zukunft lernen soll, die vielleicht gar nicht stattfindet, und zum anderen, weshalb man sich groß anstrengen sollte, um sich zu bilden, wenn doch andererseits die Regierungen nicht auf Gebildete hören. Die Bewegung stellt sich als weltweites Movement dar, ist aber wohl eher im Westen stark.
Schüler streiken für das Klima
In Zahlen: Mitte März hatte die Bewegung eigenen Angaben nach 2.214 Veranstaltungen in 127 Ländern durchgeführt. Knapp 1.300 davon entfallen auf Schweden, Deutschland, Frankreich Italien, Großbritannien und die Vereinigten Staaten. Der Rest verteilt sich auf 121 Länder, in denen oft nur eine Veranstaltung durchgeführt wurde. In China fanden bisher sechs Veranstaltungen statt.
Auf der anderen Seite investiert China große Summen in Projekte, die mittel- und langfristig großen Nutzen für die Umwelt versprechen. So fahren derzeit 99 Prozent aller elektrisch betriebenen Busse (weltweit 385.000) in China. Shenzhen, die Mainland-China-Metropole, die an Hongkong grenzt, betreibt zwischenzeitlich ausschließlich Elektrobusse und will bis 2020 auch alle Taxis auf Elektrobetrieb umgestellt haben. Zwischen Hangzhou und Ningbo wird eine 161 Kilometer Solarautobahn gebaut, die Fahrzeuge während der Fahrt lädt. In Anhui wurde 2015 der größte schwimmende Solarpark in Betrieb genommen. China gelingt es dadurch – und durch ähnliche Projekte – schneller als anderen von fossilen Brennstoffen wegzukommen. Ebenfalls in Shenzhen wird 2020 eine moderne Müllverbrennungsanlage in Betrieb genommen, die täglich (!) 5.000 Tonnen Müll relativ umweltfreundlich in Energie verwandeln wird. Zuletzt sei noch ein Projekt in Qinhuangdao im Norden des Landes erwähnt, wo riesige Busse über den verstopften Straßen bis zu 1.200 Personen pro Bus befördern sollen. Die Liste der Projekte lässt sich lange fortsetzen.
Wie retten wir die Umwelt?
Vergleicht man nun die konkreten Ergebnisse der Politik in Deutschland mit China in Sachen Umwelt während der letzten zehn Jahre, so sieht das Ergebnis für Deutschland finster aus, denn die hochgelobte Energiewende wurde zunächst vergeigt, dann totgeschwiegen. Viel Gerede, keine (oder fast keine) Ergebnisse, dafür aber wesentlich höhere Energiekosten für alle Bürger. In China hingegen wurden die Projekte, die auf der EXPO 2010 in Shanghai im chinesischen Pavillon angekündigt wurden, weitestgehend umgesetzt. Der chinesische Präsident hat 2016 außerdem für China angekündigt, bis 2030 eine der führenden Nationen in Sachen Technik und Innovation werden zu wollen. Oben kurz vorgestellte Projekte sowie die Landung auf der Rückseite des Mondes Anfang 2019 unterstreichen glaubwürdig, dass China dabei auf einem guten Weg ist.
Zurück zu unseren streikenden Schülern in Deutschland und anderswo. Würde es nicht mehr Sinn machen gegen den Ausfall von Unterricht zu streiken, anstatt den Unterricht selbst für kurzeitigen Aufmerksamkeitsgewinn ausfallen zu lassen? Einer Studie der Wochenzeitung ZEIT zufolge, fallen in Deutschland im Schnitt ca. 10 Prozent aller Schulstunden aus oder werden vertreten.
Die oben aufgeführten Beweggründe der Youngsters für ihre Streiks am Freitag sind zwar auf den ersten Blick nachvollziehbar, aber vielleicht falsch. Die Erde wird sich auch in 50 Jahren noch drehen und drängende Umweltprobleme wird die Menschheit durch Bildung und kluge Erfindungen in den Griff bekommen.
Sollten sich unter den Lesern auch Teenager befinden, so empfehle ich, im Auge zu behalten, was die Politik in ihren jeweiligen Ländern in den nächsten Monaten und Jahren liefert. In Deutschland beispielsweise hat sich die SPD Vorsitzende Nahles offen auf die Seite der Schulschwänzer gestellt und vollmundig verkündet, das „Klimakabinett“ werde nunmehr die Ziele der Bewegung koordinieren und vorantreiben. Man schreibe diesen Satz auf, Wiedervorlage März 2020, und prüfe dann, was tatsächlich von der Politik in dieser Angelegenheit geleistet und angeschoben wurde.
Über den Autor
Christian Rasp ist Rechtsanwalt und seit 1992 in Thailand, Hongkong und China tätig. Er leitet ein spezialisiertes Consulting-Haus, lebt und arbeitet in Hua Hin, Bangkok und Hongkong. Die Kolumne Nachgefragt“ beschäftigt sich vorwiegend mit aktuellen ökonomischen Fragestellungen, die es verdienen, etwas genauer unter die Lupe genommen zu werden.
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