Scholz und Macron sprechen mit Putin

​Und fordern Ende des Krieges

Der französische Präsident Emmanuel Macron gestikuliert bei der Begrüßung durch Bundeskanzler Olaf Scholz vor ihrem Treffen im Bundeskanzleramt in Berlin. Foto: epa/Michele Tantussi
Der französische Präsident Emmanuel Macron gestikuliert bei der Begrüßung durch Bundeskanzler Olaf Scholz vor ihrem Treffen im Bundeskanzleramt in Berlin. Foto: epa/Michele Tantussi

MOSKAU/BERLIN/PARIS: 80 Minuten lang sprechen Kanzler Scholz und Frankreichs Präsident Macron mit dem russischen Präsidenten über den Krieg in der Ukraine. Der Kremlchef Putin zeigt sich dabei offen für einen Dialog. Thema ist vor allem die Blockade von Getreide.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat bei einem Telefonat mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) und mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron vor der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gewarnt. Das berge das Risiko einer weiteren Destabilisierung der Lage und der Verschärfung der humanitären Krise, sagte Putin einer in Moskau am Samstag vom Kreml veröffentlichten Mitteilung zufolge. Scholz und Macron forderten in dem 80-minütigen Gespräch erneut ein Ende des Krieges, wie der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, mitteilte.

«Der Bundeskanzler und der französische Präsident drängten dabei auf einen sofortigen Waffenstillstand und einen Rückzug der russischen Truppen», teilte Hebestreit mit. «Sie riefen den russischen Präsidenten zu ernsthaften direkten Verhandlungen mit dem ukrainischen Präsidenten und einer diplomatischen Lösung des Konflikts auf.» Putin betonte laut Kreml die Bereitschaft Moskaus, die «durch die Schuld Kiews» eingefrorenen Verhandlungen über eine Lösung des Konflikts wieder aufzunehmen.

Ausführlich sei es bei den Telefonat auch um die Lebensmittelsicherheit in der Welt gegangen, teilte der Kreml mit. Der Westen, darunter Deutschland und Frankreich, fordert von Russland, die Blockade der ukrainischen Häfen im Schwarzen Meer zu beenden, damit das Land wieder Weizen exportieren könne. Putin machte einmal mehr die «fehlerhafte Wirtschafts- und Finanzpolitik der westlichen Staaten» sowie die «antirussischen Sanktionen» für die Probleme verantwortlich. Die Bundesregierung weist stets darauf hin, dass es keine Sanktionen gegen Lebensmittel gebe. Die Ukraine hat Russland Erpressung vorgeworfen, den Kampf gegen den Hunger in der Welt mit der Sanktionsfrage zu verbinden.

Russland sei bereit, verschiedene Möglichkeiten eines ungehinderten Getreideexports zu erörtern, darunter auch den Transport von ukrainischem Getreide aus dem Schwarzen Meer, hieß es weiter in Moskau. Die Spannungen auf dem Lebensmittelmarkt könnten auch durch den Abbau von Sanktionen abgemildert werden, sagte Putin demnach. Russland könne seinen Export von Düngemitteln und Agrarprodukten intensivieren.

Scholz und Macron beklagten nach Angaben der Bundesregierung die gespannte Lage auf dem globalen Lebensmittelmarkt. «Präsident Putin sagte zu, dass eine Öffnung des Minengürtels, der zum Schutz der ukrainischen Häfen gelegt worden ist, um den Export von Getreide via Schiffen zu ermöglichen, seitens Russland nicht für Angriffshandlungen missbraucht werden würde», teilte Hebestreit mit. Die Vereinten Nationen sollten eine zentrale Rolle übernehmen, um da eine Vereinbarung zu treffen und diese umzusetzen.

Der Kremlchef informierte den Angaben zufolge auch über den Verlauf der militärischen Spezialoperation, wie Putin den Krieg nennt. In der von russischen Truppen eingenommenen Hafenstadt Mariupol und anderen Ortschaften im Donbass werde eine «systematische Arbeit für die Wiederherstellung der friedlichen Lebens» organisiert.

Bei dem Gespräch auf ihre Initiative hin hätten der Kanzler und Macron von Russland außerdem verlangt, für eine Verbesserung der humanitären Lage der Zivilbevölkerung zu sorgen. Putin habe zugesichert, dass die in der Hafenstadt Mariupol gefangen genommene Kämpfer gemäß der Vorgaben des humanitären Völkerrechts behandelt würden. Auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz solle einen ungehinderten Zugang bekommen zu den Gefangenen. In Paris hieß es, Macron und Scholz hätten die Freilassung der Kämpfer gefordert.

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Leserkommentare

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Martin Reinhart Berger 31.05.22 13:10
Ukraine
Ich möchte nur eine kleinen Hinweis zu der Aussage, dass Russland die Welt mit Getreide und sonstigem erpresst, geben. Die Häfen , wo man darüber klagt, dass Russland die gGtreidausfuhr unmöglich macht, sind durch die Truppen der Ukraine vermint worden und es wurde, soweit in der Hand der Russen, damit begonnen, diese Minen zu räumen. Und noch etwas, Serbien bezieht die nächsten 3 Jahre weiterhin per Vertrag billiges russisches Gas. Die Russen haben die Gaspreise nicht erhöht, sondern es wird spekuliert und die Deutschen kaufen jetzt teures ubd völlig umweltbelastend gefördertes Fracking Gas von den Amerikanern.
Thomas Gittner 30.05.22 23:30
@Max Strauss
....was für ein Glück, hast du nichts zu melden oder sagen........
Max Strauss 30.05.22 23:00
natürlich ist dies sinnlos......
dieses bloede Gejammer der beiden Europaeer Joggel ist ein Eingeständnis , dass die Sanktionen allen schaden, nur den Russen nicht. Nur wegen fehlendem Weizen aus der Ukraine soll es eine Hungersnot geben.
Das glaubt nicht mal der Weihnachtsmann. Es hat Nahrungsmittel und Energie genug auf der Welt. Aber solche die schon immer nur vom Im- Expörtlen lebten, weil sie zu nichts anderem fähig sind , möchten jetzt über die OTTO-NORMALVERBRAUCHER sich eine goldene Nase verdienen. Zum Panzerfahren,Jagtflieger und Arilleriekanonen richten braucht es Draufgänger - Profis welche allles tun um die Grenzen zu sichern für kommende Generationen. So haben dies auch unsere Vorfahren in den meisten Ländern wo nie mit Unterdrückung regiert wurde ,vorbildlich auch getan.
Urs Widmer 29.05.22 15:00
Der werte Herr Präsident belügt seit Monaten die ganze Welt und führt reihenweise Regierungschefs genüsslich an der Nase rum. Seine Aussagen und Zusicherungen werden realistisch betrachtet nie mehr glaubwürdig sein.
Ingo Kerp 29.05.22 10:30
Es ist selbstverständlich immer sinnvoll, wenn man in Kontakt bleibt und Gespräche führt. Diese sollten, im optimistischsten Fall auch zu einem greifbaren Ergebnis führen. Forderungen in diesen Gesprächen, die nicht erfüllbar sind, führen zu keiner Übereinkunft und sind sinnlos. Das scheint derzeit für Gespräche mit Putin und Erdowahn zu gelten.