BUENOS AIRES: Bei seinem Besuch in Argentinien hat Bundeskanzler Olaf Scholz der Tausenden Opfer der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 gedacht - und dabei einen Bogen zum Vorgehen gegen Demonstranten im Iran geschlagen. An einer Gedenkstätte am Rio de la Plata in Buenos Aires sagte Scholz am Sonntag, er müsse «unmittelbar denken an die jungen Leute, die jetzt im Iran getötet werden, wenn sie sich für ihre Freiheit und für ein besseres Leben einsetzen».
Während der Militärdiktatur in Argentinien wurden Schätzungen zufolge zwischen 7000 und 30.000 Menschen getötet. Einige von ihnen wurden bei sogenannten Todesflügen über dem Rio de la Plata abgeworfen. Die Angehörigen wurden nicht informiert. Scholz traf an der Gedenkstätte auch Hinterbliebene.
«Dass Diktatur menschliches Leid, Unterdrückung und Tod mit sich bringt, das ist das, was hier sehr sichtbar wird, so wie wir das überall in der Welt gegenwärtig wahrnehmen», sagte der Kanzler. Was damals in Argentinien passiert sei, sei eine Mahnung, Freiheit nicht für etwas Selbstverständliches zu halten. «Es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass wir solche Zeiten hinter uns lassen.»
Die Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA veröffentlichte am Sonntag einen Bericht, wonach im Iran seit Beginn der systemkritischen Proteste vor mehr als vier Monaten mindestens 527 Demonstranten getötet wurden.
Scholz traf sich am zweiten Tag seines Aufenthalts in Buenos Aires im alten Hafenviertel La Boca auch mit jungen Leuten und besichtigte später ein Volkswagen-Werk. Am Nachmittag wollte er nach Chile weiterfliegen, der zweiten Station seiner viertägigen Südamerika-Reise. Zum Abschluss geht es nach Brasilien.