Schlappe für Trump in Alabama

 Niederlage für den Republikaner Roy Moore in Alabama. Foto: epa/Dan Anderson
Niederlage für den Republikaner Roy Moore in Alabama. Foto: epa/Dan Anderson

WASHINGTON (dpa) - Es ist nur ein Senatssitz, doch der ist wichtig. Ein Jahr nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten verlieren seine Republikaner die Senatswahl in ihrer Hochburg Alabama. Damit wird es eng für Trump bei seinen künftigen Gesetzesvorhaben.

Im seit Jahrzehnten von den Republikanern beherrschten US-Bundesstaat Alabama hat der Demokrat Doug Jones die Nachwahl für einen Senatssitz knapp gewonnen. Damit schrumpft die Mehrheit der Republikaner im Senat in Washington auf 51 zu 49 Sitze und es wird für den republikanischen Präsidenten Donald Trump deutlich schwieriger, umstrittene Gesetzesvorhaben wie die bevorstehende Steuerreform durchzusetzen.

Der Menschenrechtsanwalt Jones erhielt nach inoffiziellen Ergebnissen der Wahlbehörde Alabamas vom späten Dienstagabend (Ortszeit) 49,9 Prozent der Stimmen. Er lag damit 1,5 Prozentpunkte vor seinem republikanischen Kontrahenten Roy Moore, der zum rechten Flügel der Republikaner zählt und von Trump ausdrücklich unterstützt wurde.

Es ist das erste Mal seit 1992, dass Alabama einen Demokraten in den Senat wählt. Die meisten Umfragen hatten bis zum Schluss ein sehr knappes Ergebnis vorausgesagt. Das Ergebnis stelle ein «Erdbeben» dar, schrieb «Politico».

Der frühere Richter Moore war im Wahlkampf in die Schlagzeilen geraten, weil mehrere Frauen ihm öffentlich vorgeworfen hatten, er habe sich in früheren Jahrzehnten sexuell an ihnen vergangenen oder sie belästigt, als sie Teenager waren. Mehrere republikanische Senatoren hatten sich von Moore distanziert.

Jones bedankte sich bei seinen Anhängern: Er sei überwältigt, sagte er in der Stadt Birmingham. «Letztendlich ging es in diesem Wahlkampf um Würde und Respekt», sagte er. «In diesem Wahlkampf ging es um ganz normale Höflichkeit und Anstand.»

Moore hingegen erkannte das Wahlergebnis zunächst nicht an, wie die «Washington Post» berichtet. Das Ergebnis sei knapp genug, um eine automatische Neuauszählung auszulösen, sagte er. «Es ist noch nicht vorbei.» In Alabama werden die Stimmen neu ausgezählt, wenn der Abstand zwischen den Kandidaten weniger als 0,5 Prozentpunkte beträgt.

Trump gratulierte Jones zum Sieg. «Glückwunsch an Doug Jones zu diesem hart umkämpften Sieg», schrieb er auf Twitter. Dass Wähler eigene Kandidaten auf den Stimmzettel schreiben konnten, habe eine große Rolle gespielt. «Aber ein Sieg ist ein Sieg», sagte Trump. «Die Republikaner werden sehr bald wieder eine Chance auf diesen Sitz haben.»

Moores Niederlage gut ein Jahr nach der Präsidentenwahl ist eine persönliche Schlappe auch für Trump. Moore zählt zu Trumps Anti-Establishment-Bewegung. Sein Wahlkampflager hatte noch am Wahltag klar gemacht, dass der Kandidat auch gegen die Funktionäre der Republikaner zu Felde ziehe.

Die Nachwahl war notwendig geworden, weil Trump den bisherigen Amtsinhaber Jeff Sessions zu seinem Justizminister gemacht hatte. Für Trump fällt die Niederlage in Alabama in eine schwierige Zeit. Seine Umfragewerte sinken und im kommenden November stehen Wahlen zum Kongress an. Die Mehrheit der Republikaner im Senat hängt nun an einem Mandatsträger. Das macht es noch heikler, Mehrheiten für umstrittene Gesetze zu bekommen.

Den Demokraten gebe Jones' Sieg Rückenwind für die Wahlen in einem Jahr, schrieb der Oppositionsführer im Senat, Chuck Schumer. «Roy Moore war ein furchtbarer Kandidat und hätte niemals in den Senat kommen dürfen.» Die unterlegene demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton schrieb auf Twitter, wenn Demokraten in Alabama gewinnen könnten, dann könnten sie überall antreten.

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