Scheuer gegen Korridormaut und für innovative Brenner-Lösungen

Foto: epa/Clemens Bilan
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INNSBRUCK/BERLIN (dpa) - Nach einem Experten-Treffen in Brüssel zum Verkehr auf dem Brenner in Tirol streiten Deutschland und das österreichische Bundesland über die Interpretation der Verhandlungsergebnisse.

«Erneutes Foul aus Österreich vom Tiroler Landeshauptmann [Günther] Platter. Wenn er behauptet, dass es einen Schritt zur grenzüberschreitenden Korridormaut gäbe, ist das falsch», sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Dienstag in Berlin. «Dies ist enttäuschend unter Nachbarn.» Der Tiroler Landeschef hatte das Treffen am Montagabend als ersten Schritt in Richtung einer Korridormaut interpretiert. Von Scheuers Angriff zeigte er sich «mehr als verwundert», der Minister in Berlin «eskaliere vollkommen».

Die Landesregierung in Tirol fordert von Deutschland und Italien, ihre Maut für Lastwagen zu erhöhen, damit die Strecke von Berlin beziehungsweise München nach Verona insgesamt für die Spediteure teurer wird. Derzeit ist die gesamte Maut auf diesem Korridor so günstig, dass viele Lastwagenfahrer Umwege von mehr als 100 Kilometern in Kauf nehmen, um über diese Strecke die Alpen zu überqueren. Nach Angaben des Landes Tirol sind 2018 rund 2,4 Millionen Laster über den Brenner gefahren - laut einem Sprecher waren das mehr als über alle Alpenpässe in der Schweiz und Frankreich zusammen.

Nach Angaben des deutschen Verkehrsministeriums einigte man sich beim Brenner-Treffen in Brüssel auf die Einrichtung von drei Arbeitsgruppen, die sich mit alternativen Antrieben, der Verbesserung des Bahnverkehrs sowie einer Erweiterung der Mautmöglichkeiten befassen sollen. Das Ministerium bezweifelt die Wirkung einer Korridormaut, sinnvoller sei zum Beispiel eine Erhöhung der Spritpreise in Österreich. Auch über innovative Lösungen wie eine Elektrifizierung der Straße für den gesamten Brenner-Korridor müsse nachgedacht werden.

Platter reagierte mit Unverständnis auf Scheuers Kritik. «Ich finde das mehr als skurril: Der deutsche Verkehrsminister empfindet es als Foul, dass wir nach dem gestrigen Gespräch einen Schritt weiter bei der Entlastung unserer Tiroler und der bayerischen Bevölkerung sind», sagte er der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

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