Scheue Jäger: Schneeleoparden am Rande des Aussterbens

Foto: epa/Igor Kovalenko
Foto: epa/Igor Kovalenko

KATHMANDU (dpa) - In dieser Woche findet in Nepal die zweite Konferenz zur Rettung des Schneeleoparden statt. Regierungsvertreter aus zwölf Ländern kommen zusammen. Noch immer stellt die scheue Raubkatze Forscher vor Rätsel.

Die Verfolgungsjagd führt mit hoher Geschwindigkeit in die Tiefe. Mit riesigen Sätzen folgt die Raubkatze einer Bergziege. Beide stürzen sich mit großen Sprüngen einen Berghang hinunter, bis die Jagd an einem Fluss endet. Die Beute ist noch einmal haarscharf entkommen.

Filmaufnahmen wie diese von Schneeleoparden sind spektakulär - und äußerst selten. Gerade einmal 3.500 bis 7.000 ausgewachsene Exemplare der scheuen Raubkatze leben heute laut offiziellen Schätzungen noch. Ihr Lebensraum befindet sich vor allem in Zentralasien und teilt sich zwischen zwölf Ländern auf. Diese zwölf Länder treffen sich nun zu einer großangelegten Konferenz, um die vom Aussterben bedrohte Art doch noch zu retten. Das Treffen ist Teil des Globalen Programms zum Schutz des Schneeleoparden und seines Lebensraums (GSLEP).

Ab Dienstag tauschen sich in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, zwei Tage lang Experten zur seltenen Raubkatze aus. Am Freitag kommen Minister und hochrangige Regierungsvertreter zusammen, um über konkrete Maßnahmen zu ihrem Schutz zu beraten. Es ist die zweite Zusammenkunft dieser Art. Zu den Teilnehmerländern gehören Afghanistan, Bhutan, China, Indien, Kasachstan, Kirgistan, die Mongolei, Nepal, Pakistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan.

Die Raubkatzen bewohnen Bergregionen, die in der Regel mindestens 3.000 Meter über dem Meeresspiegel liegen. Dort sind Beutetiere schon von Natur aus selten. Ein einzelner der meist als Einzelgänger lebenden Leoparden hat Schätzungen zufolge ein Jagdgebiet von bis zu 25 Quadratkilometern.

Details zu ihrem Lebensraum und ihrem Verhalten sind noch immer sehr wenig bekannt. Erst moderne Technologie ermöglicht Forschern langsam, den scheuen Tieren näher zu kommen.

«Wir wissen immer noch nicht genug über die Tiere», sagt Maheshwar Dhakal, beigeordneter Sekretär des nepalesischen Ministeriums für Wald- und Bodenschutz. «Aber es gibt Fortschritte. Vor ein paar Jahren konnten wir zum Beispiel einem der Tiere ein Halsband mit einem GPS-Sender anziehen. Wir fanden heraus, dass es sich frei zwischen drei Ländern bewegte - Indien, China und Nepal.»

Besonders gefährdet ist der hoch gelegene Lebensraum durch Klimawandel und menschliche Siedlungen. Zudem sind die Tiere mit dem gräulich gesprenkelten Fell ein beliebtes Ziel von Wilderern.

Bisher haben die zwölf GSLEP-Länder nach eigenen Angaben 23 Regionen definiert, die bis zum Jahr 2020 zu Schutzräumen für Schneeleoparden werden sollen. Auf der Konferenz soll nicht nur der Fortschritt in diesem Prozess beraten werden, sondern auch geplant werden, wie die dort lebenden Menschen besser einbezogen werden können. «Damit unsere Schutzmaßnahmen Erfolg haben, müssen sie in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinden geplant und umgesetzt werden», sagt Abdylkalik Rustamov, Direktor der staatlichen Behörde für Umweltschutz in Kirgistan.

«Wir sind zuversichtlich, dass wir Wege finden werden, den Schneeleoparden und ihren wertvollen Lebensraum erhalten zu können», sagt Shankar Bhandari, Nepals Minister für Wald- und Bodenschutz. «Gleichzeitig wollen wir auch die Lebensbedingungen für die Menschen verbessern, die in diesen Lebensräumen wohnen.»

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