Scheinreferenden in ukrainischen Gebieten beendet

erste Ergebnisse

Ein mit «Ja» gekennzeichneter Stimmzettel ist in einer Wahlurne in Luhansk zu sehen. Foto: Uncredited/Ap/dpa
Ein mit «Ja» gekennzeichneter Stimmzettel ist in einer Wahlurne in Luhansk zu sehen. Foto: Uncredited/Ap/dpa

MOSKAU: Unter internationalem Protest hat Moskau tagelang Scheinabstimmungen in besetzten ukrainischen Gebieten abhalten lassen. Die nun präsentierte hohe Zustimmung zu einem Beitritt zu Russland überrascht kaum. Nun dürfte eine beispiellose Annexionswelle folgen.

Die russischen Besatzer haben die Scheinreferenden in mehreren ukrainischen Gebieten für beendet erklärt und erste Ergebnisse der völkerrechtswidrigen Abstimmungen präsentiert. Nach Auszählung erster Stimmzettel in Wahllokalen in Russland hätten jeweils mehr als 97 Prozent der aus den Gebieten Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja stammenden Wähler für einen Beitritt ihrer Heimatregionen zu Russland gestimmt, meldeten russische Agenturen am Dienstag. Zur Stimmabgabe aufgerufen waren seit vergangenem Freitag auch ukrainische Flüchtlinge in Russland.

Auch aus den besetzten Gebieten selbst wurden in Moskau wenig später hohe Zustimmungswerte gemeldet: In Cherson hätten sich ersten Angaben zufolge mehr als 87 Prozent der Wähler für einen Beitritt zu Russland ausgesprochen, in Saporischschja mehr als 92 Prozent, hieß es. Damit dürfte in den kommenden Tagen eine beispiellose Annexionswelle beginnen.

Die Scheinreferenden werden weltweit nicht anerkannt, weil sie unter Verletzung ukrainischer und internationaler Gesetze und ohne demokratische Mindeststandards abgehalten wurden. Beobachter hatten in den vergangenen Tagen auf zahlreiche Fälle hingewiesen, in denen die ukrainischen Bewohner der besetzten Gebiete zum Urnengang gezwungen wurden.

In einem nächsten Schritt wird erwartet, dass die von Moskau eingesetzten Besatzungsverwaltungen offiziell bei Kremlchef Wladimir Putin die Aufnahme in russisches Staatsgebiet beantragen. Der Kreml hatte mitgeteilt, dass dies schnell geschehen könnte. Putin hatte vor Beginn der Scheinreferenden betont, dass die Gebiete danach komplett unter dem Schutz der Atommacht Russland stünden.

Die Vorsitzende des russischen Föderationsrats, Valentina Matwijenko, erklärte kurz nach dem Ende der fünftägigen Scheinreferenden, das Oberhaus des Parlaments könnte am kommenden Dienstag über den Beitritt der besetzten ukrainischen Gebiete zu Russland entscheiden. An dem Tag sei die nächste planmäßige Sitzung angesetzt, sagte Matwijenko nach Angaben russischer Agenturen. Es bestehe bisher keine Notwendigkeit, Sondersitzungen anzuberaumen.

Zuvor war in Medien spekuliert worden, Putin könnte schon an diesem Freitag in einer Rede vor beiden Kammern des russischen Parlaments die Annexion der vier Gebiete im Osten und Süden der Ukraine formell bekanntgeben.

Einem Zeitungsbericht zufolge hat Russland unterdessen schon konkrete Pläne für die Einverleibung der ukrainischen Gebiete: Geplant sei die Bildung eines neuen föderalen «Krimbezirks», berichtete die russische Zeitung «Wedomosti» unter Berufung auf Quellen im Föderationsrat. Dieser Bezirk solle die bereits 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim sowie die besetzten Teile der Gebiete Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk umfassen.

Neuer Verwaltungschef solle demnach Dmitri Rogosin werden, der im Juli als Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos abgelöst worden war, hieß es weiter. Schon im Juli hatten Medien spekuliert, der Hardliner und Nationalist könnte einer der Kreml-Kuratoren in den Separatistengebieten Donezk oder Luhansk im Osten der Ukraine werden.

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte dazu auf Fragen von Journalisten, wenn Entscheidungen zur Gründung eines neuen föderalen Bezirks getroffen würden, werde der Kreml darüber informieren. «Wir kündigen solche Dekrete des Präsidenten oder Personalentscheidungen nie an», zitierte ihn die Agentur Interfax. Das Rechtssystem und die Exekutive seien aber bereit, nach den Abstimmungen in den Gebieten neue Subjekte in die Föderation aufzunehmen. Juristisch und aus Sicht des internationalen Rechts werde sich die Situation «kardinal» ändern.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Martin Rüegsegger (Admin) 28.09.22 17:28
Geehrter Herr
bevor das nun hier ausartet, beleidigende und hetzerische "Leserkommentare" haben hier nichts zu suchen. Man muss sich auch nicht bei der Redaktion beschweren. Wir berichten sachlich und erwarten auch, dass sachlich kommentiert wird. Irgendwann hört der Spaß auf. Wenn es keine Ruhe gibt, sperren wir Sie. Haben wir uns verstanden? MfG Rüegsegger
Ling Uaan 28.09.22 17:00
Staatsrechtler ?
Prof. Reinhard Merkel ist ein emeritierter deutscher Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie – Strafrecht ist nicht gleich Staatsrecht, auch wenn es sich ähnlich liest.

Frau Gabriele Krone-Schmalz ist eine deutsche Journalistin die lange in Russland gelebt hat. Das reicht aber noch lange nicht für eine Professur des Staatsrechts noch nicht mal ehrenhalber.

Alles Staatsrechtler – ja, nö, alles klar. Soviel Staatsrechtler bin ich dann mindestens auch.
Peter Sommer 28.09.22 16:40
@Ole Bayern
Das einzige was ich glaube, ist das sie keine Tagesschau und andere Propagandasendungen des ÖRR verpassen.
Aber es sei ihnen gegönnt, jedem nach seiner Überzeugung, man sollte nicht versuchen zu missionieren.
Und immer daran denken " Getretener Quark wird breit nicht stark"
VG
P. Sommer
Ole Bayern 28.09.22 15:30
Ja Herr Sommer ....
... Sie haben etwas verpasst !!!! Die erste und einzige frei gewählte Volkskammer der DDR hat 1990 den beitritt zur
" SOGENANNTEN " !!!!!! ( merken Sie was ??? ) BRD beschlossen.
In der vorgegangenen Wahl auf dem Gebiet der DDR hatten dies auch alle Parteien ( 83 % ) , außer u.a. der SED, in ihnen Wahlprogrammen aufgenommen .... Wiedervereinigung !!!
Und das war und ist auch gut so.
Und Sie schreiben immer so schön bei anderen Beiträgen von " Naivität " .
Glauben Sie denn wirklich , daß es 1990 nach dem formellen Beitritsgesuch der DDR noch einer Volksabstimmung hätte bedürfen müssen , sind Sie ebenso naiv ????
Sie vergleichen hier nicht Äpfel mit Birnen , sondern Erbsen mit Melonen ( Anexion Ukraine / Beitritt DDR )
Übrigens ... Sind sie auch ein " Wechsler " der Namen hier im Forum ??? ... es kommt mir zumindest so vor ... Sie Phoenix aus der Asche......

VG Ole
michael von wob 28.09.22 15:10
@ P.Sommer
Wozu denn ? Bei jeder Wahl und jedem Referendum im Osten stehen die Ergebnisse bereits vorher fest, mind. 97 % !
Peter Sommer 28.09.22 14:40
Referendum
Vielleicht habe ich es verpasst, aber gab es 1990 überhaupt ein Referendum wo die Bürger der DDR hätten entscheiden können ob sie der sogenannten Bundesrepublik Deutschland beitreten wollen?
Ole Bayern 28.09.22 14:00
Herr Krebs....
... das eigentliche Problem hier im Forum ist , daß Einige es wirklich für angebracht und nötig erachten Spinnern und Provokateuren , welche sich zudem mit mehreren Anmeldungen hier tummeln , auch noch zu antworten und ihre wertvolle Zeit zu vergeuden . Dark - Net - Enthusiasten , Verschwörungstheoretikern, welche meinen die Weiheit alleine zu besitzen, sollten mit ihrem sinnfreien Geschreibe alleine gelassen und ignoriert werden, bis sie sich selber besinnen , daß sie sich trollen können.
Ich will es jedenfalls so halten , jede Antwort an derartige Spinner ist verlorene Zeit .

Ein Ausuchen einer Arztpraxis wäre für derartige Leute enorm besser , um das Hirn untersuchen zu lassen , wie übrigens für Typen wie Putin , Lawrow und Gesellen ebenfalls .
Diese Leute schicken Rußland zurück zu einem Armenhaus , wie bereits 1990 . Unglaublich für die heutige Zeit .......

VG Ole
Ingo Kerp 28.09.22 13:50
Die Putin-Abstimmung mit einem Ergebnis von 97% dürfte wohl keinen wirklich überrascht haben. Überrascht ist man viel mehr von einem begleitenden Kommentar mit Rechtfertigung hier auf der Seite.
Adrian Krebs 28.09.22 13:20
An Jürgen Epke
Was rauchen Sie für Sachen? Ist die Erde eine Scheibe? Glauben Sie noch an den Storch?