Schalke lehnt Finanzhilfe von Tönnies ab

Schwierige Spielersuche

Foto: Pixabay
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GELSENKIRCHEN: Not macht erfinderisch. Deshalb wurde bei Schalke 04 über finanzielle Hilfen des einstigen Aufsichtsratschef Tönnies diskutiert. Die vom umstrittenen Fleisch-Fabrikanten geforderte Einstimmigkeit im Aufsichtsrat kam jedoch nicht zustande.

Selbst die Hintertür blieb geschlossen. Clemens Tönnies ist beim FC Schalke 04 wohl endgültig Geschichte. Trotz großer Not lehnte der Fußball-Bundesligist das Hilfsangebot des einstigen Aufsichtsratsvorsitzenden zur Finanzierung dringend benötigter Verstärkungen ab. Weil die Forderung des Fleisch-Fabrikanten nach einem einstimmigen Aufsichtsratsbeschluss nicht erfüllt wurde, kommt der angedachte Deal nicht zustande. Nach Informationen der «Ruhr Nachrichten» und des TV-Senders Sky stimmten zwei Mitglieder des elfköpfigen Gremiums am Mittwochabend dagegen.

«Ich wollte sicherstellen, dass alle geschlossen hinter dem Konzept stehen, unter allen Umständen den Klassenerhalt zu sichern», sagte Tönnies am Donnerstagabend der Funke-Mediengruppe. «Ich beuge mich der Entscheidung, obwohl ich sie natürlich bedauere.»

Dem Vernehmen nach stand zur Debatte, den Sponsoren-Vertrag mit einer Tönnies-Firma («Böklunder») auszuweiten und vorzeitig zu verlängern. Das hätte den finanziellen Spielraum des mit über 200 Millionen Euro verschuldeten Tabellenletzten vergrößern können. «Wir haben die Verpflichtung, uns damit zu beschäftigen und alles Für und Wider im Sinne von Schalke 04 abzuwägen», hatte der jetzige Aufsichtsratsvorsitzende und Tönnies-Nachfolger Jens Buchta entsprechende Medienberichte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe noch vor der Sitzung kommentiert. Laut Tönnies ging es «um einen Feuerwehreinsatz zur Verpflichtung von Spielern».

Trotz der Signale, dass der ehemalige Vereinspatron kein Amt mehr im anstrebt und auch keinen Einstieg als Investor im Fall einer späteren Ausgliederung der Profiabteilung plant, zeigten die Daumen von zwei Mitgliedern des Aufsichtsrats nach unten. Ihnen schien offenbar das Risiko zu groß, dass sich der ohnehin wachsenden Verdruss vieler Fans noch verstärken könnte. Schon nach ersten Medienberichten über mögliche Tönnies-Hilfen hatten sich viele Anhänger kritisch geäußert.

Tönnies war am 30. Juni 2020 nach mehreren Skandalen von seinen Ämtern beim FC Schalke zurückgetreten. 2019 hatte er mit als rassistisch kritisierten Äußerungen über Afrikaner für Wirbel gesorgt und sein Amt für drei Monate niedergelegt. Im Juni gab es nach einem Corona-Ausbruch in seiner Fleischfabrik massive Kritik an den dortigen Arbeitsbedingungen.

Die Entscheidung gegen das Hilfsangebot erschwert die Suche nach einem Rechtsverteidiger und einem Mittelstürmer. Es passt ins Bild eines derzeit glücklosen Clubs, dass ein Wunschtransfer auch aus anderen Gründen zu platzen scheint. Leverkusens Rechtsverteidiger Mitchell Weiser fällt wegen einer am Sonntag erlittenen Muskelblessur im linken Oberschenkel wochenlang aus und dürfte damit kein Kandidat mehr sein. Am Donnerstag konnten die Schalker zunächst nur einen Abgang verkünden: Rabbi Matondo, vor zwei Jahren für rund neun Millionen Euro von Manchester City gekommen, wird bis zum Saisonende in die zweite englische Liga zu Stoke City verliehen. «Wir glauben, dass die Luftveränderung für beide Seiten aktuell das Beste ist», sagte Schneider zu der Personalie. Der 20 Jahre alte Waliser war in dieser Saison erst zu drei Einsätze für die Schalker gekommen.

Zudem drohen weitere negative Schlagzeilen. Schließlich könnte das Team des neuen Trainers Christian Gross am Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen Hoffenheim die historische Bundesliga-Negativserie von Tasmania Berlin aus der Spielzeit 1965/66 mit 31 sieglosen Partien in Serie einstellen.

Die publicityträchtige Stellung als alleiniger Rekordhalter wären die Berliner damit los. Das könnte der Tasmania-Fanbeauftragte Hacel Bazic verschmerzen. «Das wäre nicht der erste Rekord, der uns flöten geht», sagte er der Deutschen Presse-Agentur mit ironischem Unterton. Der Blick auf die ewige Tabelle tröste. «Da bleiben wir ganz klar abgeschlagen Letzter. Das kann uns keiner nehmen.»

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