Samsung entschuldigt sich für Todes- und Krankheitsfälle

Hwang Sang-gi (l.), Vater eines ehemaligen Samsung-Fabrikmitarbeiters Hwang Yu-mi, der 2007 an Leukämie starb, reicht Kim Ki Nam, Präsident und CEO von Samsung Electronics, die Hand. Foto: epa/Yonhap
Hwang Sang-gi (l.), Vater eines ehemaligen Samsung-Fabrikmitarbeiters Hwang Yu-mi, der 2007 an Leukämie starb, reicht Kim Ki Nam, Präsident und CEO von Samsung Electronics, die Hand. Foto: epa/Yonhap

SEOUL (dpa) - Seit Jahren streiten Familien von erkrankten Arbeitern bei Samsung um Schmerzensgeld. Es geht um die Anerkennung berufsbedingter Erkrankungen beim führenden südkoreanischen Technologieunternehmen. Beide Seiten wollen jetzt der Entscheidung eines Schlichters folgen.

Nach Krebserkrankungen und Todesfällen unter hunderten Arbeitern in seinen Chip- und Display-Fabriken hat sich der Technologieriese Samsung offiziell entschuldigt. Firmenpräsident Kim Ki Nam äußerte am Freitag laut südkoreanischen TV-Sendern sein Bedauern darüber, nicht «genug gegen potenzielle Gesundheitsrisiken in den Produktionslinien für Chips und LCD-Bildschirme» getan zu haben. «Wir entschuldigen uns aufrichtig bei denen, die unter Krankheiten gelitten haben, sowie bei den Familien.» Samsung stimmte einer Regelung über Schmerzensgeldzahlungen zu.

Der Schritt des Marktführers bei Speicherchips, Smartphones und TV-Geräten folgte einem jahrelangen Streit mit Vertretern der Opfer-Familien. Beide Seiten hatten in diesem Monat zugestimmt, den Entscheidungen eines Schlichtungskomitees zu folgen und den Streit beizulegen. Samsung erklärte sich unter anderem dazu bereit, in den nächsten zehn Jahren bis zu 116 000 Euro (150 Millionen Won) Schmerzensgeld an ehemalige und jetzige Mitarbeiter zu zahlen, wenn deren Erkrankung auf den Umgang mit Chemikalien am Arbeitsplatz zurückgeführt werden kann.

Die Regelung gilt für alle, die seit Mai 1984 in den Halbleiter- und LCD-Anlagen gearbeitet haben. Samsung hatte sich schon einmal im Mai 2014 bei Beschäftigten und ihren Familien entschuldigt, die an Leukämie oder anderen Krebsarten erkrankt waren, aber auch betont, der Konzern erkenne keinen Zusammenhang an.

Die Gruppe Unterstützer für die Gesundheit und Rechte der Menschen in der Halbleiterindustrie (SHARPS) hat 320 arbeitsbedingte Krankheitsfälle unter Arbeitern in Samsung-Fabriken dokumentiert (Stand: Juni 2018). Von den Opfern seien 118 gestorben. Die Zahlen wurden von Samsung nicht bestätigt. Der Konzern will zudem einen Fonds im Volumen von knapp 39 Millionen Euro für die industrielle Sicherheit und Gesundheit einrichten.

Der Skandal geht auf das Jahr 2007 zurück, nachdem eine Arbeiterin bei Samsung an den Folgen von Leukämie gestorben war. Ihr Vater Hwang Sang Gi setzte sich seitdem für die betroffenen Arbeiter und deren Familien ein. Er werde die Entschuldigung von Samsung akzeptieren, sagte Hwang am Freitag im Fernsehen. «Schadenersatz ist wichtig, doch wichtiger ist Prävention.» Hwangs Gruppe fordert unter anderem von Samsung, offenzulegen, welche Chemikalien beim Produktionsprozess benutzt werden.

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