Samba-Sause am Zuckerhut

Foto: epa/Antonio Lacerda
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RIO DE JANEIRO (dpa) - Auftakt zum «größten Spektakel auf Erden»: Die brasilianische Metropole Rio de Janeiro hat am Freitag offiziell den Karneval eingeläutet. Bürgermeister Marcelo Crivella übergab König Momo symbolisch die Stadtschlüssel im berühmten Samba-Tempel im Zentrum Rios, im Sambódromo sollte am Abend die erste große Samba-Show steigen. Der Karneval gilt für die Cariocas, wie die Einwohner Rios genannt werden, als Höhepunkt. Tagsüber zogen Tausende Narren bei sommerlichen Temperaturen von über 30 Grad durch die Stadt mit zahlreichen Musik- und Tanzgruppen, den sogenannten «Blocos».

Crivella erschien diesmal persönlich zur Auftaktsfeier - vor einem Jahr hatte der frühere Sektenbischof und strenggläubige Evangelikale noch einen Eklat ausgelöst, weil er der Zeremonie ferngeblieben war. Er gab sich nun geläutert: «Er ist nicht wahr, dass der Bürgermeister Vorurteile gegen den Karneval hat», versicherte Crivella laut dem Nachrichtenportal «Globo». Einziger Zwischenfall blieb demnach, dass Crivella bei dem Besuch im Sambódromo vom Strahl eines Wasserwerfers versehentlich getroffen wurde. Er nahm es mit Humor.

In den nächsten Tagen defilieren nun die besten Samba-Schulen der Stadt durch die prachtvolle Paradestraße mit Platz für rund 70.000 Besucher auf den Tribünen. Dort wird fast jede Nacht durchgefeiert, Mitte nächster Woche soll der diesjährige Sieger gekürt werden.

Rio befindet sich bereits seit Tagen in Ausnahmezustand. Insgesamt sind dieses Jahr 473 Blocos und rund 600 Umzüge angemeldet. Dabei geht es auch um hochpolitische Themen: Viele Brasilianer nutzen die Straßenpartys, um ihrem Unmut über Korruption, hohe Kriminalität und die anhaltende Wirtschaftskrise im Land Luft zu machen.

Angemeldet waren unter anderem Proteste für und gegen den früheren Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva. Der beliebte linke Ex-Präsident (2003-2010) wurde kürzlich in zweiter Instanz zu über zwölf Jahren Haft wegen Korruption verurteilt, trotzdem will sich Lula erneut als Präsidentschaftskandidat für die Wahlen im Oktober aufstellen lassen.

Brasiliens berühmteste Open-Air-Party ist ein Tourismusmagnet. 2018 rechnet Rio mit sechs Millionen Menschen auf den verschiedenen Straßenevents, 1,5 Millionen sollen Besucher von außerhalb sein. Auch in anderen Städten des Landes wie die Wirtschaftsmetropole São Paulo oder Salvador da Bahia im Nordosten wird ausgiebig gefeiert.

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