Salzburgs neue «Zauberflöte»

Zwischen Zirkus und Schlachtfeld

Foto: salzburger-landestheater.at
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SALZBURG (dpa) - Die US-Regisseurin Lydia Steier vermochte mit ihrer Neuinszenierung von Mozart populärster Oper bei den Salzburger Festspielen nicht zu überzeugen. Auch musikalisch war der Auftakt des diesjährigen Opernprogramms keine Sternstunde.

Tamino und Pamina auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges und eine «Königin der Nacht» im Schützenpanzer: Die US-Regisseurin Lydia Steier erinnerte in ihrer mit Spannung erwartete Neuinszenierung der «Zauberflöte» von Wolfgang Amadeus Mozart bei den Salzburger Festspielen an den Ausgang des Krieges vor 100 Jahren und stürzte das Publikum am Freitagabend im Großen Festspielhaus in Ratlosigkeit.

Auch musikalisch blieben beim Auftakt des Opernprogramms der Festspiele Wünsche offen. Großen Applaus gab es für die «Drei Knaben», wie immer gespielt und gesungen von Mitgliedern der Wiener Sängerknaben, die russische Koloratursopranistin Albina Shagimuratova als «Königin der Nacht», Christiane Karg als Pamina und Constantinos Carydis, den griechischen Dirigenten des Abends am Pult der Wiener Philharmoniker. Bariton Matthias Goerne war als Sarastro eine krasse Fehlbesetzung, auch der Schweizer Tenor Mauro Peter als Tamino und der tschechische Bassbariton Adam Plachetka als Papageno vermochten nicht wirklich zu überzeugen.

Begonnen hatte Steiers unentschlossen zwischen Witz und Tiefgang schwankende «Zauberflöte» in einem großbürgerlichen Wiener (?) Haushalt, in dem der Vogelfänger Papageno das Geflügel fürs Mittagessen zerlegt. Dann wandelte sich die Bühne in eine Art Hochregallager, ausstaffiert mit Zirkus- und Jahrmarktsmotiven und Sarastro als Zirkusdirektor.

Die berühmte Feuer- und Wasserprobe unterlegte Steier dann mit Bildern von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges, der oft als «Urkatastrophe» des 20. Jahrhunderts apostrophiert wird. Ansonsten bot sie opulentes Ausstattungs- und Bewegungstheater, das die Musik in den Hintergrund zu drängen drohte. Eingebettet war das alles in eine betuliche Rahmenhandlung, in der Großmime Klaus Maria Brandauer als Märchenerzähler im Ohrensessel agierte.

Mozarts «Zauberflöte» ist eine der bekanntesten und meist gespielten Opern der Musikgeschichte. Unter den Gästen der Premiere waren zahlreiche Prominente, darunter Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz und die britische Premierministerin Theresa May. Bei den Festspielen stehen dieses Jahr noch vier weitere Opern-Neuinszenierungen auf dem Programm, darunter Richard Strauss' «Salome» und Peter Tschaikowskys «Pique Dame».

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