Russland wirft festgenommenen Krimtataren Sabotage vor

Demonstranten halten Transparente mit den Namen der vermissten Krim-Aktivisten während einer Demonstration vor der russischen Botschaft in Kiew. Foto: epa/Sergey Dolzhenko
Demonstranten halten Transparente mit den Namen der vermissten Krim-Aktivisten während einer Demonstration vor der russischen Botschaft in Kiew. Foto: epa/Sergey Dolzhenko

MOSKAU: Nach ihrer Festnahme wirft der russische Inlandsgeheimdienst FSB fünf Krimtataren Sabotage einer Gaspipeline auf der von Russland einverleibten Halbinsel Krim vor. Der ukrainische Militärgeheimdienst solle einen Sprengsatz besorgt und eine Geldprämie von 2000 US-Dollar versprochen haben, teilte der FSB am Dienstag in der russischen Hauptstadt Moskau mit.

Unter den Festgenommenen ist demnach Nariman Dscheljal, Vizevorsitzender des Medschlis - ein Repräsentationsorgan der Tataren auf der Schwarzmeerhalbinsel Krim. Diese Organisation ist in Russland verboten. Den Krimtataren drohen nun viele Jahre Haft. Die Gaspipeline nahe Simferopol war im August beschädigt worden.

Die Ukraine hatte bereits am Wochenende die Festnahme von fünf Aktivisten durch russische Sicherheitskräfte gemeldet, gegen die sich nun die Vorwürfe richten. Daraufhin war es zu Protesten in der Stadt Simferopol auf der Krim gekommen. Dabei kamen Angaben aus Kiew zufolge 50 Krimtataren in Polizeigewahrsam.

In der Ukraine wurde die Festnahme als willkürliches Vorgehen gegen Gegner der Einverleibung der Halbinsel Krim verurteilt. Das Außenministerium sprach von «Repressionen», die auf eine «Einschüchterung von Vertretern des krimtatarischen Volkes und dessen Verdrängung von der temporär besetzten Halbinsel abzielen». Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, Russland reagiere mit den Festnahmen auf den kürzlich in Kiew abgehaltenen Gipfel der sogenannten «Krim-Plattform» mit internationaler Beteiligung.

Zuletzt hatten die Vereinten Nationen Moskau etwa vorgeworfen, mit willkürlichen Verhaftungen und Razzien gegen Vertreter der muslimischen Minderheit vorzugehen. Russland hatte sich 2014 unter internationalem Protest die ukrainische Halbinsel einverleibt.

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