Russland versprach Taliban Geld für Angriff auf US-Soldaten

Archivfoto: epa/ Streicher
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WASHINGTON/MOSKAU: Es sind brisante Vorwürfe. Russland soll in Afghanistan auf direkte Konfrontation mit den USA gesetzt haben. Alle Seiten dementierten - und Trump wehrt sich gegen den Vorwurf, Russland zu schonen.

Der russische Geheimdienst soll nach US-Medienberichten in Afghanistan militanten Islamisten Belohnungen für die Tötung ausländischer Soldaten versprochen haben. Damit sollten Angriffe durch die Taliban und andere Milizen auf US-Truppen gefördert werden, wie zunächst die «New York Times» berichtete. Am Wochenende berichteten unter Berufung auf Geheimdienstkreise auch die «Washington Post» und das «Wall Street Journal» darüber.

Der Nationale Sicherheitsrat habe nach einem Treffen zu der Angelegenheit im März eine Auswahl möglicher Gegenmaßnahmen erstellt, bislang sei aber noch nichts geschehen, hieß es in den Berichten. Präsident Donald Trump sei über das russische Vorgehen unterrichtet worden. Trump wies diese Darstellung aber am Sonntag auf Twitter zurück. Alle stritten die Geschichte ab, schrieb er. Niemand habe ihn oder Vizepräsident Mike Pence über die angeblichen Angriffe auf US-Soldaten unterrichtet, erklärte er. Das Weiße Haus hatte dies am Samstag ebenfalls bereits zurückgewiesen - sich jedoch explizit nicht zum Wahrheitsgehalt der Geheimdiensterkenntnisse geäußert.

Die russische Botschaft in Washington forderte die US-Medien auf, die Produktion von Falschnachrichten, die auch Menschenleben in Gefahr brächten, zu beenden. Es handele sich um anonyme Anschuldigungen, die nicht mit Beweisen belegt seien. «Sie provozierten bereits direkte Bedrohungen gegen Mitarbeiter der Botschaften in Washington und London», schrieb die Botschaft bei Twitter.

Das russische Außenministerin warf den US-Geheimdiensten wiederum vor, in den Drogenhandel verwickelt zu sein und Bargeld an Kämpfer für das Durchschleusen von Transportfahrzeugen zu bezahlen. Zudem zweigten sie Geld aus Projekten ab, die der US-Steuerzahler in Afghanistan finanziere. Offenkundig hätten die US-Geheimdienste etwas dagegen, dass sich Moskau und Washington gemeinsam für friedliche Gespräche zwischen den Taliban und Kabul einsetzten. Sie fürchteten um diese «Nebeneinkünfte», hieß es in Moskau.

Auch die Taliban wiesen die Berichte als gegenstandslos zurück, wie die Zeitungen berichteten. Den Artikeln zufolge soll die zuständige Einheit des russischen Geheimdienstes auch Belohnungen für Angriffe auf britische Soldaten ausgelobt haben. Es blieb jedoch unklar, ob und inwieweit die Initiative bislang tatsächlich für Tötungen internationaler Soldaten in Afghanistan verantwortlich war. Die «New York Times» berichtete, es werde «angenommen», dass die Russen tatsächlich Milizen bezahlt hätten.

Die Berichte dürften auch zu kritischen Nachfragen der Demokraten im Kongress führen. Sie werfen dem Republikaner vor, gegenüber Russland einen Kuschelkurs zu fahren. Trump wiederum erklärte auf Twitter, niemand sei gegenüber Russland «härter» gewesen als seine Regierung.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Jürgen Franke 29.06.20 14:07
Herr Jörg, Afghanistan ist nach wie vor
ein Anbaugebiet für Rauschgift, das über Mexiko nach Amerika geschmuggelt wird. Das Gebiet werden die Amis auch nicht so schnell aufgeben.
Jürgen Franke 29.06.20 13:52
Die Aufgaben der Bundeswehr in
Afghanistan können nicht rätselhaft sein, denn sie sind einwandfrei definiert und vom deutschen Volk über das Mandat der Abgeordneten im Bundestag abgesegnet worden. Dieses Wissen gehört zu den Grundvoraussetzungen für Menschen in Deutschland, die sich für Politik interessieren. Sorry, für meine Deutschlichkeit.