Russland erwartet Start von Nord Stream 2 erst bis Ende 2020

Foto: epa/Mahmoud Khaled
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MOSKAU (dpa) - Die Ostseepipeline wird wegen der US-Sanktionen deutlich später fertig als erwartet. Russland geht nun von einem Start erst in einem Jahr aus - und nennt erstmals eine konkrete Lösungsmöglichkeit. Rückendeckung für das Projekt kommt von der EU-Spitze.

Nach dem Stopp der Bauarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 2 erwartet Russland den Start doch erst bis Ende 2020. Diesen neuen Zeitraum nannte am Freitag der russische Energieminister Alexander Nowak, wie russische Nachrichtenagenturen meldeten. Erledigen könne die Arbeiten zur Verlegung der Röhren auf den restlichen rund 160 Kilometern das russische Schiff «Akademik Tscherski». Allerdings müsse es für die Arbeiten in der Ostsee noch zusätzlich ausgerüstet werden. «Bis Ende des Jahres 2020 wird Nord Stream 2 gestartet», sagte Nowak der Staatsagentur Tass zufolge.

Bisher hatte die russische Führung lediglich von einer Verzögerung von einigen Monate gesprochen. US-Sanktionen hatten das Projekt gestoppt, weil die Schweizer Firma Allseas aus Angst vor Strafen ihre Spezialschiffe abzog. Um die Röhren am Boden der Ostsee zu verlegen, sind spezielle Schiff nötig.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen kritisierte die US-Sanktionen gegen europäische Unternehmen wegen der Gaspipeline Nord Stream 2. Zwar habe das Projekt «auch eine politische Dimension» und die EU-Kommission schütze mit ihren Mitteln die Interessen der östlichen EU-Staaten. Mehrere EU-Staaten sind gegen einen zu großen Einfluss Russlands auf dem Energiemarkt. «Auf einem anderen Blatt steht, dass die EU-Kommission entschieden Sanktionen gegen europäische Unternehmen, die sich im Einklang mit der Rechtsordnung in Projekten engagieren, ablehnt», sagte die CDU-Politikerin dem Nachrichtenmagazin «Spiegel» (Samstag).

Die Leitung kostet fast zehn Milliarden Euro und sollte ursprünglich schon Ende dieses Jahres Gas nach Europa pumpen. Nord Stream 2 soll künftig - wie Nord Stream 1 - Gas direkt von Russland nach Deutschland liefern. Bisher nutzt Russland die Ukraine als wichtigstes Transitland. Zwar arbeiten Kiew und Moskau gerade an einem Vertrag für den künftigen Gastransit zur Versorgung Europas.

Klar ist aber auch, dass künftig weniger russisches Gas durch die Ukraine geleitet wird. Nord Stream 2 ist für eine Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr ausgelegt. Rund 2300 Kilometer der Leitung mit zwei Strängen sind bereits verlegt. Die russische «Akademik Tscherski» ist nach russischen Angaben das einzige Schiff, das die Arbeiten vollenden könnte. Sie liegt derzeit im fernöstlichen Hafen Nachodka im Japanischen Meer. Es dauert Wochen, bis das Schiff von Asien in Europa sein kann.

Russische Analysten erwarten Mehrkosten für den Fertigbau von einem zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag. Die USA begründen ihr Vorgehen gegen Nord Stream 2 mit einem Schutz der Energiesicherheit in Europa. Sie warnen vor einer zu großen Abhängigkeit von russischem Gas. Mehrere EU-Staaten und die Ukraine sind gegen die Pipeline. Die USA wiederum stehen in der Kritik, sie wollten ihr eigenes, teuer produziertes Flüssiggas in Europa verkaufen. Russland hat Gegenmaßnahmen auf die US-Sanktionen angekündigt.

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Jürgen Franke 29.12.19 18:32
Die USA muß mehr Waren importieren,
als exportieren, da sie nicht fähig ist, die im Land benötigten Güter selbst herzustellen. Die Ausnahme ist lediglich die Waffenindustrie.
Ingo Kerp 29.12.19 16:12
Was ist der nächste Schritt von Trump mit seiner erpresserischen Politik? Wird er jetzt die deutschen Energieunternehmen ebenso unter Bann setzen wie Allseas, da sie an Nordstream beteiligt sind? Das Problem der mit den USA wirtschafl. arbeitenden Ländern ist, das alle mehr exportieren in die USA als umgekehrt. Da ist der Hebel für Trump groeßer als umgekehrt. Andererseits zeigt es auch, bis auf wenige Dinge/Waren, benoetigt keiner etwas aus den USA, umgekehrt schon.
Nino 29.12.19 16:12
Die USA der Heilsbringer der Welt?
Man kann Trump alles vorwerfen. Aber das er sich für das Wohl der EU einsetzt, sicherlich nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Er sieht die Welt als ein Unternehmen in dem er der uneingeschränkte Chef ist. Gott sei dank ist eine Wiederwahl nach 8 Jahren ausgeschlossen. Hoffentlich schon 2020. Keiner wird ihn vermissen. Das die Ukraine gegen Nordstream 2 ist, ist aus wirtschaftlich Gründen sicherlich nachvollziehbar. Nur muss das Land sich überlegen wo die Freunde sind. Sicherlich nicht östlich