Corona-Impfstoff mit hoher Wirksamkeit

​Russischer Staatsfonds 

Coronavirus-Impfstoffstudie in Russland. Foto: epa/Sergei Ilnitsky
Coronavirus-Impfstoffstudie in Russland. Foto: epa/Sergei Ilnitsky

MOSKAU: Der von Russland entwickelte Corona-Impfstoff «Sputnik V» ist nach vorläufigen Ergebnissen aus Moskau zu 92 Prozent wirksam. Das teilte der staatliche Direktinvestmentfonds am Mittwoch mit, der das Vakzin mitfinanziert und im Ausland vermarktet. Die Berechnung basiere auf 20 bestätigten Coronafällen unter 16.000 Menschen, die entweder mit dem Serum geimpft worden seien oder ein Placebo erhalten hätten. Das sind vergleichsweise wenig Fälle, um eine Wirksamkeit zu bestimmen.

Die Testpersonen haben bislang in der wichtigen Test-Phase III die erste und zweite Dosis der Impfung erhalten. Sie besteht aus zwei Teilen: Nach der ersten Spritze bekommen die Freiwilligen nach 21 Tagen eine zweite. «Sputnik V» war Mitte August bereits nach Abschluss der Testphase II freigegeben worden. Das war ein unübliches Vorgehen, internationale Wissenschaftler hatten Bedenken.

Daten zur Phase III-Studie sollen nach dem Abschluss der klinischen Tests publiziert werden. Eine Veröffentlichung zu einer früheren Studienphase zu dem Impfstoff wurde von internationalen Experten angezweifelt, russische Forscher wiesen die Vorwürfe zurück.

Derzeit nehmen dem Fonds zufolge insgesamt 40.000 Freiwillige an der Studie teil, um herauszufinden, wie wirksam das Vakzin ist und welche Nebenwirkungen auftreten. Neben Russland wird «Sputnik V» auch in Belarus, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Venezuela getestet.

Die Nachricht über die Wirksamkeit des russischen Impfstoffes erfolgte, nachdem das Mainzer Unternehmen Biontech und der Pharmakonzern Pfizer mitgeteilt hatten, dass ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz bietet.

Russlands Gesundheitsminister Michail Muraschko sagte, die klinischen Studien hätten gezeigt, dass «Sputnik V» eine «effiziente Lösung ist, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen». Zuletzt breitete sich das Virus mit nicht dagewesener Geschwindigkeit aus. Massenimpfungen der Bevölkerung sollen in den nächsten Wochen beginnen.

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Lewada wollen sich allerdings nur 36 Prozent der Befragten freiwillig gegen Corona impfen lassen. In Russland gab es am Dienstag laut offizieller Statistik fast 20.000 neue Infektionen. Seit Beginn der Pandemie wurden mehr als 1,8 Millionen Fälle bekannt.

In Russland ist mittlerweile ein zweiter Impfstoff registriert worden, ein dritter ist nach früheren Angaben in der Entwicklung.A

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Thomas Sylten 13.11.20 14:37
@Hans Breitrainer
Tatsächlich habe ich auch einige russische Freunde - sehr sympathische und empathische Menschen, denen es immer leid tut dass die deutsche Politik Russland mit so vielen Vorbehalten gegenüber steht und dieses große Land mit seiner tiefen Seele - statt zu helfen, Defizite abzubauen - immer wieder des gemeinsamen europäischen Tisches verweist.
Hans Breitrainer 13.11.20 09:22
@Thomas Sylten
Kommt ihr Freund aus Russland?
Thomas Sylten 12.11.20 16:22
@Bongard
Seltsam, dieser eingeimpfte Reflex, bei Russen abstruse Zusammenhänge - hier zwischen Kosmonauten der 60er Jahre und Impfstoffen Anno 2020 - zu konstruieren,
worauf man bei westlichen Produkten zu Recht kaum käme. Oder finden Sie einen ähnlichen Zusammenhang zwischen dem Apollo-1-Unglück und dem Impfstoff von Biontech/Pfizer? (ich frage für einen Freund.. ;)
Juergen Bongard 12.11.20 13:52
Es ist wie im damaligen Kommunismus, man
will beweisen, das sie die Ersten und Besten sind, wie damals bei Sputnik. Heute ist ja bekannt, das sehr viele Kosmonauten in den ersten Versuchsraketen jämmerlich umgekommen sind. Wieviele Versuchskaninchen hier bei dem Impfstoff "Sputnik V" erkranken oder schlimmeres erleben, werden wir , wenn überhaupt, auch erst in Jahrzehnten wissen.