Russische Polizei zeigt Schülern Anti-Demo-Einsatz

Leiter entlassen

Russische verstärkte Polizisten verhaften Nawalnys Unterstützer in der Innenstadt von Moskau. Foto: epa/Yuri Kochetkov
Russische verstärkte Polizisten verhaften Nawalnys Unterstützer in der Innenstadt von Moskau. Foto: epa/Yuri Kochetkov

CHANTY-MANSIJSK: Die russische Polizei ging zuletzt teils brutal gegen Demonstrationen für eine Freilassung des Kremlgegners Alexej Nawalny vor. Nun wurde am Ural ein hochrangiger Polizist entlassen, weil seine Kollegen Schüler bei einer Berufsberatung das Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten nachstellen ließen. Das teilten die Behörden des Autonomen Bezirks der Chanten und Mansen am Freitag mit. Zuvor hatte das russische Innenministerium bereits Disziplinarstrafen gegen mehrere Mitarbeiter verhängt.

Die Polizisten hatten die Schüler in einer Turnhalle in der Stadt Nischnewartowsk in «Demonstranten» und «Bereitschaftspolizisten» eingeteilt. In einem Video, das russische Medien verbreiteten, war zu sehen, wie die «Demonstranten» Bälle auf die «Beamten» mit Schutzschilden warfen. Dann wurde ein Schüler «festgenommen».

Die Behörden hatten bereits nach der Veröffentlichung des Videos ihr Vorgehen verteidigt. Damit solle die Arbeit der Polizei demonstriert werden, hieß es. Den Jugendlichen der zehnten und elften Klasse sei zudem die spezielle Schutzausrüstung der Polizei gezeigt worden.

Im Januar war es in Russland in mehr als 100 Städten zu Protesten gegen die Inhaftierung Nawalnys gekommen. Das Vorgehen der Polizei hatte im Westen Kritik ausgelöst. Mehr als 11.000 Menschen wurden bei den landesweiten Aktionen im Januar festgenommen.

Der Oppositionelle steht an diesem Samstag in Moskau gleich zweimal vor Gericht. In einem Berufungsverfahren soll eine Haftstrafe gegen ihn überprüft werden, die Anfang Februar verhängt wurde. Nawalny soll gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben, während er sich nach einem Giftanschlag zur Behandlung in Deutschland aufhielt. In einem zweiten Verfahren geht es um die angebliche Beleidigung eines Weltkriegsveteranen.

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