Russische Opposition demonstriert trotz Drohungen für freie Wahlen

MOSKAU (dpa) - Die Wahl zum Moskauer Stadtparlament sorgt weiter für Unruhe in der russischen Hauptstadt. Zahlreiche Oppositionelle sind von der Abstimmung ausgeschlossen, wollen aber nicht aufgeben. Die Moskauer gehen weiter auf die Straße - obwohl ihnen Festnahmen drohen.

Eine Woche nach massiver Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten will die russische Opposition an diesem Samstag in Moskau wieder für freie und faire Wahlen eintreten. Trotz eines Demonstrationsverbots und Warnungen der Behörden haben liberale Kräfte die Moskauer aufgerufen, für ihr Recht auf demokratische Wahlen am 8. September auf die Straße zu gehen.

Ziel der Aktion im Zentrum der russischen Hauptstadt ist es, eine Zulassung von Oppositionskandidaten bei der Stadtparlamentswahl zu erreichen. «Die Menschen wollen Veränderung», sagte die junge Anti-Korruptions-Kämpferin Ljubow Sobol vor der Kundgebung. Sie gehört zum Team des inhaftierten Politikers Alexej Nawalny, der seit Ende Juli eine 30-tägige Arreststrafe absitzt.

Viele prominente Oppositionspolitiker sitzen im Arrest. Sobol selbst ist seit Tagen im Hungerstreik und bezeichnete sich als geschwächt. Ihr droht die Festnahme. Unklar ist, wie stark angesichts der Bedrohungslage der Zulauf sein wird. Für die Demonstrationsaufrufe nutzen die Kremlgegner vor allem die sozialen Netzwerke. Die US-Botschaft in Moskau warnte ihre Bürger vor einem großen Polizeiaufgebot.

Vor einer Woche war die russische Polizei mit Schlagstöcken gegen die friedlichen Teilnehmer der Proteste vorgegangen. Es gab rund 1.400 vorläufige Festnahmen. Die neuerliche Polizeigewalt löste international Kritik aus. Die zentrale Wahlkommission hatte fast ausschließlich nur kremltreue Kandidaten registriert. Regierungsgegner wurden wegen Formfehlern nicht zugelassen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.