RTL und Bouygues stoppen Fusion 

Von TV-Sendergruppen in Frankreich

Das Gebäudes des luxemburgischen Privatsenders RTL auf dem Kirchberg. Foto: Harald Tittel/dpa
Das Gebäudes des luxemburgischen Privatsenders RTL auf dem Kirchberg. Foto: Harald Tittel/dpa

LUXEMBURG: Bertelsmann will in europäischen Ländern starke Fernsehgruppen schaffen, um der internationalen Streaming-Konkurrenz etwas entgegenzusetzen. In Frankreich gehen die Pläne nicht auf.

In Frankreich werden die großen privaten TV-Gruppen TF1 und M6 nicht fusionieren. Die zu Bertelsmann gehörende RTL Group und der französische Mischkonzern Bouygues zogen ihre Pläne zurück, wie die Unternehmen am Freitag in Paris gemeinsam mitteilten. Als Grund wurden behördliche Auflagen genannt. Wettbewerbsprüfer hatten im Vorfeld Bedenken angemeldet. Es hatte sich bereits angedeutet, dass die Fusionspläne abgeblasen werden könnten. In Frankreich hält die RTL Group fast die Hälfte der Anteile an der Fernsehgruppe M6, TF1 gehört zu Bouygues.

Geplant war eigentlich eine Fusion der Sendergruppen bis Jahresende. Die beiden Konzerne hatten nach eigenen Angaben Anfang September an Anhörungen der Wettbewerbsbehörde teilgenommen. Dort wurde ihnen auferlegt, dass die privaten Sender TF1 oder M6 mindestens ausgegliedert werden müssten.

Damit wird Bertelsmann in Frankreich seinen Plan nicht umsetzen können, den er auch in anderen Ländern verfolgt: Große, starke Bewegtbildunternehmen zu schaffen, die im jeweiligen Land der internationalen Streamingkonkurrenz mit Netflix, Amazon und anderen Anbietern etwas entgegensetzen. In den Niederlanden will RTL Nederland mit John de Mols Medienunternehmen Talpa Network fusionieren - voraussichtlich im Herbst könnte der Deal durch sein.

Von Bertelsmann mit Sitz in Gütersloh hieß es am Freitag zur geplatzten Fusion: «Bertelsmann teilt die Haltung der französischen Wettbewerbsbehörde nicht und sieht darin eine verpasste Chance für den französischen Medienmarkt im Wettbewerb mit den globalen Plattformen.» Die Bertelsmann-Strategie folge fünf klaren Prioritäten. Eine davon sei die Bildung nationaler Media-Champions im Wettbewerb mit den globalen Plattformen. «An dieser Strategie hält Bertelsmann fest.»

Die börsennotierte RTL-Gruppe wollte ursprünglich ihren gesamten Anteil an M6 in das fusionierte Unternehmen einbringen und dann Anteile an den TF1-Eigentümer Bouygues verkaufen. Am Ende wollte RTL als zweitgrößter Aktionär am neuen Konzern beteiligt sein.

Auch in Deutschland erwähnte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe immer wieder - allerdings ohne konkret zu werden - eine mögliche Annäherung an ProSiebenSat.1. Im Januar etwa hatte er gesagt, er sei davon überzeugt, dass man sich früher oder später «annähern» werde, wenn die von RTL geplanten Transaktionen auf den TV-Märkten in Frankreich und den Niederlanden verwirklicht würden.

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