Roglic staubt Lüttich-Sieg von Alaphilippe ab

​Zabel im Bergtrikot

Primoz Roglic (l) aus Slowenien vom Team Jumbo gewinnt vor Julian Alaphilippe (M) aus Frankreich vom Team Deceuninck-Quick-Step und Marc Hirschi (2.v.r.) aus der Schweiz vom Team Sunweb. Foto: Olivier Matthys/Ap/dpa
Primoz Roglic (l) aus Slowenien vom Team Jumbo gewinnt vor Julian Alaphilippe (M) aus Frankreich vom Team Deceuninck-Quick-Step und Marc Hirschi (2.v.r.) aus der Schweiz vom Team Sunweb. Foto: Olivier Matthys/Ap/dpa

LÜTTICH/AGRINENT: Kurioses Finale beim Klassiker von Lüttich: Weltmeister Alaphilippe liegt klar vorne, aber jubelt zu früh. Stattdessen darf sich ein Geschlagener der Tour freuen. Beim Giro sorgt Rick Zabel für eine Überraschung.

Julian Alaphilippe nahm beide Hände vom Lenker und jubelte ausgelassen, dann sprintete rechts doch noch Primoz Roglic am Weltmeister vorbei. Der wichtige Ardennen-Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich ist am Sonntag mit einem Aufreger in die Radsport-Geschichte eingegangen. Der explosive Alaphilippe hatte im Schlusssprint nach 257 knüppelharten Kilometern eigentlich schon alle Rivalen distanziert, dann jubelte er 25 Meter zu früh und vergeigte noch seinen ersten Sieg in Lüttich. Die deutschen Starter um den Vorjahresdritten Maximilian Schachmann und Lennard Kämna waren bei der Tempojagd quer durch die Ardennen chancenlos.

Das Radsport-Monument, das als Frühjahrsklassiker eigentlich im April stattfindet, fiel diesmal mit dem Auftakt des Giro d'Italia auf Sizilien zusammen. Die Profis mussten sich entscheiden, ob ihnen die dreiwöchige Italien-Rundfahrt oder die belgischen Klassiker wichtiger sind. Die TV-Sender boten angesichts des proppevollen Sonntags sogar eine Konferenz zwischen beiden Rennen an. Beim Giro eroberte Filippo Ganna beim Auftakt das Rosa Trikot des Führenden, der Deutsche Rick Zabel fuhr völlig überraschend für einen Tag ins Bergtrikot. «Für mich ist es das erste Mal und ich bin sehr glücklich, es zu tragen», sagte der Sohn von Erik Zabel.

Doch die Geschehnisse von Lüttich überlagerten am Sonntag die ersten beiden Giro-Etappen deutlich. Weltmeister Alaphilippe, der Schweizer Hirschi sowie das slowenische Duo Roglic und Tour-Sieger Tadej Pogacar hatte sich rund zwölf Kilometer vor dem Ziel abgesetzt und den Sieger unter sich ausgemacht.

Alaphilippe zog den Sprint zur richtigen Zeit an und drängte mit einem umstrittenen Manöver Rivale Hirschi ab. Doch statt wirklich durchzuziehen, jubelte der Franzose schon ausgelassen, als der Zielstrich noch ein Stück weg war. Roglic, bei der Tour als Besiegter noch schwer enttäuscht, nutzte die Szene und gewann als eigentlich Sprintschwächster des Quartetts. «Es ist unglaublich. Es war so knapp. Ich habe immer dran geglaubt und bis zu den letzten Zentimetern durch gesprintet», sagte Roglic - das unterschied ihn von Alaphilippe, der für sein Manöver gegen Hirschi später auf Platz fünf zurückversetzt wurde. Stattdessen wurde Pogacar Dritter.

Für die deutschen Fahrer war es ein gebrauchter Tag. Mitfavorit Schachmann, der im Vorjahr noch als erster Deutscher seit 2005 aufs Podium fuhr, wurde diesmal früh abgehängt. Der Bora-hansgrohe-Profi bezahlte damit auch für die harten Wochen, die er mit Tour-Teilnahme und WM-Start in Imola hinter sich hat. Tour-Etappensieger Kämna hielt zwar lange mit, war am Schlussanstieg aber auch chancenlos. Simon Geschke hatte zu allem Überfluss einen Platten zur Unzeit.

Beim Giro musste Zabel sein Bergtrikot am Sonntag bereits wieder abgeben. Vor der Etappe hatte der 1,84 Meter große Ebenenspezialist noch gescherzt, das Trikot passe ihm «nicht wirklich». In Abwesenheit zahlreicher Top-Profis sind die deutschen Aussichten beim Giro ohnehin eher gering. Tony Martin schonte sich beim Sieg von Ganna im Zeitfahren merklich, er will sich als Helfer profilieren.

In Miguel Angel Lopez (Sturz) und Alexander Wlassow (Magenprobleme) sind zwei Mitfavoriten schon am Auftakt-Wochenende ausgeschieden. Der frühere Tour-Sieger Geraint Thomas hatte derweil von allen Favoriten den besten Start, auf den 15 Zeitfahr-Kilometern nahm er einigen Rivalen mehr als eine Minute ab. Am Montag steht die erste richtige Bergetappe des diesjährigen Giro auf dem Programm.

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