Rio sagt Silvester ab - und bangt um Karneval

​Sieg der Vernunft 

An den Stränden von Rio de Janeiro drängen sich in der Silvesternacht die Touristen. Archivfoto: epa/MARCELO SAYAO
An den Stränden von Rio de Janeiro drängen sich in der Silvesternacht die Touristen. Archivfoto: epa/MARCELO SAYAO

RIO DE JANEIRO: «Wir hören auf die Wissenschaft.» Mit diesen Worten teilte Rios Bürgermeister mit, die Party in Copacabana wieder ausfallen zu lassen. Auch der Karneval, der viel Geld ein- und die Brasilianer zusammenbringt, ist nun in Gefahr.

Wegen der Corona-Pandemie hat die brasilianische Metropole Rio de Janeiro erneut ihre große Silvesterparty abgesagt. Nun warten die «Cariocas», die Bewohner Rios, gespannt auf die Entscheidung zum brasilianischsten aller Feste: «Hoffentlich muss ich nicht auch noch den Karneval absagen, nicht nur wegen der Bedeutung dieses Fests für die Kultur, sondern auch wegen der wirtschaftlichen Bedeutung für die Stadt und Brasilien», sagte Rios Bürgermeister Eduardo Paes am Samstag.

«Wir hören auf die Wissenschaft.» Mit diesen Worten hatte Paes am Morgen bereits die Silvesterparty am Strand von Copacabana abgesagt. Das wissenschaftliche Komitee der Stadtverwaltung habe die Veranstaltung genehmigt, das des Bundesstaates nicht. «Also geht es nicht.»

Die Silvesterparty in Rio ist eine der bekanntesten der Welt und zieht jedes Jahr Millionen Touristen an. Das Feuerwerk wird von Flößen auf dem Meer abgefeuert, am Strand von Copacabana treten Musiker, Bands und DJs auf. Die Party fand bereits im vergangenen Jahr nicht statt, ebenso wenig wie die ersatzweise geplante Online-Feier und dieses Jahr der Karneval.

In Brasilien haben sich nach offiziellen Angaben mehr als 22 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, etwa 616.000 Patienten sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben - mehr registrierte Tote gibt es nur in den USA. In Brasilien leben 210 Millionen Menschen, das Land ist 24-mal so groß wie Deutschland.

Mit dem Fortschreiten der Impfkampagne sank die Zahl der Toten stark, der Optimismus am Zuckerhut wuchs. In Rio sind inzwischen mehr als 75 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre komplett geimpft. Auch mit Blick auf Karneval und Silvester trieb die Stadt die Corona-Impfungen voran.

Sambaschulen bereiten sich weiter auf die für Februar und März 2022 angesetzten Umzüge im Sambodrom vor. Tausende hoffen auf das Spektakel, die damit verbundenen Einnahmen und die Rückkehr der Touristen. Aber die neue Omikron-Variante, von der am Dienstag die ersten Fälle in Brasilien registriert worden waren, hat die Pläne ins Wanken gebracht. Silvester in großem Stile haben insgesamt schon rund 20 wichtige brasilianische Städte dem Nachrichtenportal «G1» zufolge abgesagt.

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