Top-Vertrauenswerte für Österreichs Regierung

​Lockerungen in Sicht

Foto: epa/CHRISTIAN BRUNA
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WIEN: Nach drei Wochen Notbetrieb rücken Lockerungen im Alltag der Österreicher näher. Kanzler Sebastian Kurz stellt einen Stufenplan in Aussicht. Die Regierung genießt ein historisch großes Vertrauen der Bürger.

Angesichts der jüngsten ermutigenden Entwicklung in der Coronakrise zeichnen sich in Österreich erste Lockerungen des bisherigen Notbetriebs ab. Die Regierung werde sich die Zahlen am Wochenende genau anschauen und am Montag über einen etwaigen späteren Stufenplan informieren, kündigte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Freitag vor dem Nationalrat an. «Wir werden bei diesen Schritten mit dem Handel beginnen.» Die Rückkehr zur Normalität werde auf jeden Fall schrittweise und behutsam erfolgen. Masken- und Abstandspflicht seien sicher Teil der neuen Konsumkultur. Die derzeitigen Maßnahmen gelten mindestens bis zum 13. April.

Eine als Horror-Szenario geltende Überlastung des Gesundheitswesens sei in nächster Zeit nicht zu befürchten, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Laut einer Prognose von Gesundheitsexperten soll die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen bis kommenden Freitag von aktuell rund 11 500 auf etwa 14 000 steigen. Erwartet werden etwa 800 bis 1200 Krankenhaus-Patienten und weniger als 300 Kranke, die intensivmedizinische Behandlung benötigen. Die Kapazitätsgrenzen wären damit bei weitem nicht erreicht.

In der Alpenrepublik ruht das öffentliche Leben bereits seit Mitte März. Zuletzt betrug die tägliche Steigerungsrate bei den Neuinfektionen vergleichsweise geringe rund fünf Prozent.

Die Österreicher vertrauen in der Coronavirus-Krise der Arbeit der Regierung von ÖVP und Grünen in außerordentlicher Weise. «Der aktuelle Vertrauensindex erbringt die höchsten Vertrauenswerte, die jemals gemessen wurden», sagte der Chef des Meinungsforschungsinstituts OGM, Wolfgang Bachmayer. Kanzler Kurz erzielte den bisher höchsten Wert in seiner politischen Karriere. 74 Prozent haben demnach Vertrauen in den 33-jährigen Regierungschef, eine Steigerung von 32 Prozentpunkten gegenüber Januar. Anschober legte auf 49 Prozent zu (plus 32 Punkte). Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) vertrauen 36 Prozent (plus 17).

«Die Bevölkerung befindet sich in einer fast euphorisch anmutenden «Blood, Sweat and Tears»- Stimmung, rückt näher zusammen und folgt motiviert den Anweisungen der politischen Führung, um das Virus als gemeinsamen unsichtbaren Feind zu besiegen», so Bachmayer.

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Thomas Sylten 04.04.20 20:48
Wenn die ÖVP bei dieser Gelegenheit auch noch begreifen würde, dass die ganze Misere - ein unverschuldet über das Land gekommenes Virus droht das selbstverschuldet auf Anschlag gekürzte Gesundheitssystem zu sprengen, was den wochenlangen Lockdown zur Kurvenbegrenzung erst nötig machte - an ihrem neoliberalen Kurs auch im Gesundheitswesen gelegen hat, gäbe es eine reelle Chance, diese kapitalen Fehler zu korrigieren und für die Zukunft auszuschließen, und somit aus der Krise gestärkt hervorzugehen.