Papst-Reise in die Slowakei

Die Generalaudienz von Papst Franziskus. Foto: epa/Maurizio Brambatti
Die Generalaudienz von Papst Franziskus. Foto: epa/Maurizio Brambatti

ROM: Papst Franziskus bricht am Sonntag zu einer Reise nach Budapest und in die Slowakei auf. Viele fragen sich, was der Pontifex dort vor hat. Der Blick aufs Programm zeigt: Franziskus ist für Überraschungen gut - und das nicht unbedingt zur Freude der Ortskirche.

In der sengenden Mittagshitze Roms lässt Papst Franziskus die Gläubigen auf dem Petersplatz am 4. Juli aufhorchen: «Ich freue mich ankündigen zu können, dass ich, so Gott will, vom kommenden 12. bis 15. September zu einem Pastoralbesuch in die Slowakei reisen werde», verkündete er vom Fenster seines Arbeitszimmers aus. Am 12. September werde er außerdem in der ungarischen Hauptstadt Budapest die Abschlussmesse des Internationalen Eucharistischen Kongresses «konzelebrieren». Eine erste Frage, die auch einige Beobachter und Vatikan-Kenner umtrieb: Was will Franziskus in der Slowakei?

Nach dem Besuch im Irak ist es die zweite Reise des 84 Jahre alten Argentiniers im laufenden Jahr, seine 34. internationale Reise insgesamt. Sie führt ihn in zwei konservative Länder, in denen sich viele auf den Besuch des Heiligen Vaters freuen, deren Weltanschauung bei einigen Themen jedoch nicht mit der des Pontifex übereinstimmt. Das Motto der Reise «Mit Maria und Josef auf dem Weg zu Jesus» lässt zumindest keinen eindeutigen Beweggrund des Papstes für die Wahl dieser Destinationen durchblicken.

«Ich habe schon diverse Hypothesen gehört», erklärte der frühere Sprecher der slowakischen Bischofskonferenz, Marian Gavenda. Möglicherweise habe Franziskus einen guten Eindruck von Präsidentin Zuzana Caputova gehabt, als sie im vergangenen Dezember zu einer Privataudienz im Vatikan war. Gavenda geht allerdings davon aus, dass ein «Mosaik aus verschiedenen Eindrücken» Grund für die Reise ist.

Im März hatte Franziskus historischer Besuch im Irak für viel Aufsehen gesorgt. Dagegen wirkt die dicht getaktete Reise nach Budapest und in die Slowakei eine Nummer kleiner. Seine Darm-OP im Juli - ein geplanter aber schwerer Eingriff in seinem Alter - zwinge ihn aber, noch vorsichtig zu sein, gab er unlängst zu.

Am vergangenen Sonntag sprach der Pontifex selbst von Tagen «des Gebets im Herzen Europas». Gut möglich, dass Jorge Bergoglio, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, mit seinem Besuch nicht nur die als streng katholisch geltende Slowakei, sondern auch die Länder in der slowakischen Nachbarschaft erreichen will.

Zunächst wird er an diesem Sonntag für wenige Stunden in der ungarischen Hauptstadt Budapest sein. Wie der Vatikan am Donnerstag versicherte, werde er dort auch mit Regierungschef Viktor Orban zusammenkommen. In den Orban-Medien wird er immer wieder angegriffen. Mit seinen Solidaritätsbekundungen für sozial Schwache oder Flüchtlinge steht Franziskus quasi im Gegensatz zu Orban und der hinter ihm stehenden katholischen Kirche Ungarns.

Beim Eucharistischen Kongress jedenfalls wurde die Nachweispflicht, gegen Corona geimpft oder genesen zu sein, aufgehoben. Online klagte die mit Orbans Fidesz verbündete katholische Kleinstpartei KDNP bereits, dass sich die Katholiken in Ungarn so gar nicht für den Kongress und den Papst begeistern würden.

Noch am selben Tag bricht der Papst in die slowakische Hauptstadt Bratislava auf. Seine Reise ist mit papsttypischen Programmpunkten gespickt: Treffen mit Vertretern der Ortskirche, anderen Glaubensrichtungen und jungen Menschen. Er hält Messen, wird auch im Papa-Mobil sichtbar für Gläubige an einigen Orten sein.

Für Einige überraschend kam, dass der Papst das Quartier Lunik IX im Osten des Landes besuchen will. Das Quartier in der zweitgrößten slowakischen Stadt Kosice ist für desolate Wohnverhältnisse berüchtigt. Die Plattenbausiedlung gilt mit mehr als 6000 Bewohnern als größte Wohnsiedlung der Roma-Minderheit in Mitteleuropa.

Letztlich aber: Ein Termin, typisch für Franziskus. Slowakische Politiker stritten öffentlich darüber, wer daran «schuld» sei, dass dieser «Schandfleck» ins Reiseprogramm des Papstes aufgenommen wurde. «Das ist die Armseligkeit der katholischen Kirche in der Slowakei: Sie ist in sich selbst verschlossen und unfähig, um sich zu blicken, was sonst in der Welt geschieht, gerade auch in der weltweiten Kirche», sagte der ehemalige Parlamentspräsident Frantisek Miklosko, eine der Symbolfiguren der katholischen Slowakei.

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