Regenzeit: Wenn die Fische laufen lernen

Besuch in Nong Khai: Von Avocados, Mini-Bananen, schwarzem Bambus und Hühnern

Wenn die kleinen Fische in der Regenzeit türmen wollen, endet das nur selten gut für die Fahnenflüchtigen. Fotos: hf
Wenn die kleinen Fische in der Regenzeit türmen wollen, endet das nur selten gut für die Fahnenflüchtigen. Fotos: hf

Wieder einmal haben wir unseren treuen Pick-up vollgepackt und sind von Pattaya nach Nong Khai gefahren. Ganz im Zentrum unserer Ladung war ein wertvoller Schatz versteckt.

Die Mini-Bananen wurden ganz frisch eingetopft.
Die Mini-Bananen wurden ganz frisch eingetopft.

Während ein paar Monaten hat ein riesiger Sussex-Hahn vom Badertscher Fredu den Discovery Garden mit seiner Anwesenheit beehrt. Aber, der arme Kerl litt unter einem sexuellen Notstand: Kein Weib, weit und breit! Er hat sich mehrfach täglich bei der Direktion lautstark beschwert. Doch nun hatte Fredu fünf Sussex-Hühner-Damen frei und konnte sie mir abgeben. Die sechs Gackermäuler haben wir in einem großen Eisenkäfig ganz im Zentrum des Pickups platziert.

Thais sind Verpackungskünstler

Die Hühner waren gewissermaßen das Herz unserer Ladung, das wir sorgfältig mit Plastikplanen gegen den Regen geschützt haben. Sie hatten genügend Futter und Wasser im Käfig, und auch an etliche Luftlöcher haben wir natürlich gedacht. Darum herum haben wir zehn Zitronenstauden mit gelben Früchten platziert, einer unserer Renner: Sehr gute Früchte mit viel Saft und wenig bis keinen Kernen.

Der Pick-up-Truck wird mit der wertvollen Fracht beladen.
Der Pick-up-Truck wird mit der wertvollen Fracht beladen.

Es kamen dazu zehn rote Stachelbeer-Guaven (Psidium cattleyanum), die kleinen Früchte schmecken wunderbar. Wir ziehen auch solche mit gelben Früchten, aber die sind noch nicht ganz so weit. Praktisch alle Besucher des Gartens haben solche Früchte noch nie gesehen. Dann haben meine Leute noch zehn Mini-Bananen verstaut: Sie werden nicht größer als 1.20 Meter, geben dann aber bereits Cavendish-Früchte.

Drei schwarze Bambusse kamen ganz zum Schluss noch dazu und natürlich zehn aus Kernen gezogene Avocados.

Avocado-Veredelung folgt bald

Riesige, birnenförmige Avocados wachsen am Baum.
Riesige, birnenförmige Avocados wachsen am Baum.

Avocados werden auch in Thailand immer beliebter. Ich habe vor etwa 13 Jahren einen aus Kernen gezogenen Avocado-Setzling in Nong Khai gepflanzt. Dann hat es acht Jahre gedauert bis der die ersten Früchte trug. Dann lieferte er vier Jahre gar keine Früchte mehr, wahrscheinlich wegen Wassermangels. Doch dieses Jahr, wo es dauernd gießt, ist der Baum vollgehangen mit großen, birnenförmigen Avocados, in einem oder anderthalb Monaten können wir die ersten ernten.

Da es sich um eine von mir aus Kernen gezogene Avocado handelt, kann ich sie nach mir benennen, der Name sei: „Fritschi 1“.

Der sexuelle Notstand ist nun für ihn natürlich vorbei.
Der sexuelle Notstand ist nun für ihn natürlich vorbei.

Wir benutzen nun Pflanzenmaterial davon und verbinden es mit den aus Kernen gezogenen Wurzelstöcken. Die so veredelten Avocados können viel rascher Früchte liefern und zwar von der guten „Fritschi-1“-Sorte. Bereits hat der Thai-Schwager in Nong Khai eine erste Operation im Sinn von Dr. Frankenstein durchgeführt. Weitere werden bald folgen.

Die Hühner und alle Pflanzen sind wohlbehalten in Nong Khai eingetroffen, die Mini-Bananen habe ich vorerst eingetopft bis sie mehr Wurzeln entwickelt haben. Der Bau eines Hühnerhauses wurde sofort in Angriff genommen, allerdings unter schwierigen Bedingungen: Es regnet momentan sehr, sehr häufig, was unseren Avocados zweifellos zugute kommt.

Immer, wenn alles so nass ist, kann man in Nong Khai noch ein anderes Phänomen beobachten: Eine gewisse Fischart, deren Namen ich nicht weiß, fängt an zu wandern. Sie robben sich im nassen Gras weg vom Fischteich, graben sich irgendwo ein und warten auf die nächste Regenzeit. Eine derartige Fahnenflucht wird von den Leuten in Nong Khai natürlich nicht gerne gesehen, sie fangen die wohlschme­ckenden Deserteure ein und exekutieren sie umgehend.

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.



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