Rechtspopulist Éric Zemmour kandidiert für Präsidentenamt

Der rechtsextreme Polemiker Eric Zemmour nimmt an einer konservativen Kundgebung in Asnieres teil. Foto: epa/Christophe Petit Tesson
Der rechtsextreme Polemiker Eric Zemmour nimmt an einer konservativen Kundgebung in Asnieres teil. Foto: epa/Christophe Petit Tesson

PARIS: Er steht weiter rechts als die Populistin Marine Le Pen. Nun hat in Frankreich der umstrittene Publizist Éric Zemmour seine Präsidentschaftskandidatur erklärt. Seine Aussagen lassen keine Zweifel über seine Absichten.

Der extrem rechte Publizist Éric Zemmour hat erwartungsgemäß seine Kandidatur für die französische Präsidentschaftswahl im April erklärt. Seine Ambitionen machte der 63-Jährige, der in Wahlumfragen zeitweise sogar auf Platz zwei hinter Präsident Emmanuel Macron rangiert hatte, am Dienstag in einer Videobotschaft deutlich. Frankreich sei nicht mehr Frankreich, es gebe ein Gefühl der Enteignung und man müsse sich gegen einen Austausch der Bevölkerung wehren, sagte der umstrittene Populist. Zemmour kritisierte außerdem die EU und forderte, Migranten müssten sich in Frankreich anpassen.

Zemmour gehört keiner Partei an und macht mit seiner Kandidatur der Rechtspopulistin Marine Le Pen Konkurrenz, die für das Rassemblement National antritt. Inzwischen liegt Le Pen in den Wahlumfragen wieder vor Zemmour, der zuletzt bei einem Besuch in Marseille von einer protestierenden Menschenmenge empfangen worden war. Der Autor und Journalist Zemmour wurde mehrfach wegen rassistischer Äußerungen verurteilt. Trotz provokanter und rechter Aussagen in den letzten Monaten erlangte Zemmour große öffentliche und mediale Aufmerksamkeit, sicher auch wegen seines Erfolgs in den Umfragen.

Präsident Emmanuel Macron, dessen Kandidatur für eine zweite Amtszeit als sicher gilt, liegt in Umfragen mit einer Unterstützung von 25 bis 27 Prozent bislang klar vorne. Im zweiten Wahlgang würde - wie es aktuell aussieht - erneut Le Pen zur Herausforderin des europa- und wirtschaftsfreundlichen Präsidenten. Sie liegt in Umfragen bei rund 20 Prozent, Zemmour bei 12 bis 15 Prozent.

Nach den Befragungen keine große Rolle spielen werden wohl die Sozialisten, die mit François Hollande von 2012 bis 2017 den Präsidenten stellten. Für sie tritt die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo an, die zwar Bekanntheit genießt, in Umfragen aber um die fünf Prozent dümpelt. Und auch der polternde Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon, der zum dritten Mal für das Präsidentenamt kandiert, kommt nur auf neun Prozent Unterstützung.

Die konservativen Republikaner bestimmen erst in den nächsten Tagen, wen sie für das Spitzenamt ins Rennen schicken. Unter anderem hat der ehemalige EU-Chefunterhändler für den Brexit, Michel Barnier, sein Interesse angemeldet. Alle konservativen Bewerber haben die Migration und innere Sicherheit in den Fokus genommen, beides Themen, mit denen auch Rechtsaußen Zemmour Anhängerscharen in Veranstaltungshallen lockt. Am höchsten in den Umfragen schneidet bei den Republikanern aktuell mit 14 Prozent Xavier Bertrand ab, derzeit Präsident des Regionalrats von Hauts-de-France. Das konservative Lager hatte zuletzt 2007-2012 mit Nikolas Sarkozy den Präsidenten gestellt.

Die Bekanntgabe seiner Kandidatur wählte Zemmour geschickt aus. Am Dienstagabend wollten die Kandidaten der Republikaner eine große Fernsehdebatte führen. Zemmour wollte indessen auf einem anderen Sender kurz vor dem Start der Debatte ein Interview geben und so Aufmerksamkeit auf sich lenken. Auch den Termin seines ersten Wahlkampfauftritts wählte er geschickt aus: Er legte ihn auf diesen Samstag in Paris. An diesem Tag wollten die Republikaner das Ergebnis ihres Mitgliederentscheids präsentieren.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.