Recht auf Abtreibung in USA 

Ärztin träumt von schwimmender Klinik

Protestler versammeln sich vor der Bibliothek von Indianapolis. Foto: epa/John Sommers Ii
Protestler versammeln sich vor der Bibliothek von Indianapolis. Foto: epa/John Sommers Ii

SAN FRANCISCO: Mit dem Ende des Rechts auf Abtreibung in den USA haben in zahlreichen Bundesstaaten die wenigen noch verbliebenen Abtreibungskliniken ihre Tore geschlossen. Die Lage scheint für viele ausweglos - doch die Not macht auch erfinderisch.

Ein Schiff für Abtreibungen im Golf von Mexiko - das ist der Traum der Frauenärztin Amy Autry. «Ich bin der Meinung, dass Abtreibung und Verhütung zur grundlegenden Gesundheitsfürsorge gehören», sagt die Gynäkologin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Washington. Umso mehr habe sie die Entscheidung des Obersten US-Gerichts «verstört», dass verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung in den USA zu kippen. Autry praktiziert als Ärztin in Kalifornien - ein liberaler US-Bundesstaat, in dem Abtreibung weiter legal ist.

Doch die Ärztin ist im Süden des Landes aufgewachsen - dort gelten nun in zahlreichen Bundesstaaten Abtreibungsverbote. «Einer der größten Flüsse ist der Mississippi, und auf dem Mississippi gibt es Flussboot-Casinos», sagt sie. Die Idee von Casinos auf dem Wasser ist bereits vor langer Zeit entstanden, um dem Verbot für Glückspiel zu entgehen. Einige kennen das vielleicht aus der Netflix-Serie «Ozark». Diese Boote hätten sie schon immer fasziniert, erzählt Autry. Und so sei sie auf die Idee für das Schiff gekommen.

Die Ärztin nahm also Kontakt zu Anwältinnen und Anwälten mit Spezialgebiet Seerecht auf. Schnell sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Schiff für Abtreibungen auf einem Fluss zu viele juristische Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Was aber die südlichen US-Bundesstaaten Mississippi, Alabama, Louisiana und Texas miteinander verbinde, sei der Golf von Mexiko. So sei sie Idee für das Schiff entstanden, für das Autry nun Spenden sammelt.

Ihr Traum ist eine Art schwimmende Klinik - in der Verhütungsmittel und Abtreibungen angeboten werden. Viel ist bisher noch unklar - ein Schiff gibt es noch nicht. Und das Projekt ist auch nicht ohne Risiken. «Es wird an jedem Punkt des Weges rechtliche Anfechtungen geben», gesteht sie ein. Aber Autry gibt sich optimistisch: «Sobald wir ein Schiff haben, wäre unser Ziel, in einem Jahr einsatzbereit zu sein.» Ihr Projekt hat ein Vorbild: Die niederländische Nichtregierungsorganisation «Women on Waves», die mit einem Schiff immer wieder Frauen in internationalen Gewässern geholfen hat.

Der Supreme Court hatte in einer historischen Entscheidung im Juni das rund 50 Jahre lang geltende Recht auf Abtreibung gekippt. Da es aktuell keine bundesweite Gesetzgebung gibt, liegt die Entscheidung über das Abtreibungsrecht nun bei den Bundesstaaten. Zahlreiche von ihnen haben Abtreibung weitgehend verboten - ein Flickenteppich an Regelungen ist die Folge. In manchen Gegenden des Landes müssen Frauen Tausende Kilometer weit fahren, um in einen Bundesstaat zu reisen, in dem Abtreibung noch legal ist. Viele können sich das nicht leisten. Die Bundesstaaten versuchen, auch dafür rechtliche Hürden zu schaffen.

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