YANGON: Seit Monaten sind die Putschgeneräle in Myanmar zunehmend unter Druck. Jetzt steht eine Rebellenarmee Berichten zufolge kurz davor, eine wichtige Region an der Grenze zu Bangladesch zu erobern.
Die Militärjunta in Myanmar steht Beobachtern zufolge vor dem Verlust eines weiteren wichtigen Landesteils an eine Rebellenarmee. «Die Arakan-Armee hat den größten Teil des zentralen und nördlichen Rakhine-Staats an der Grenze Myanmars zu Bangladesch eingenommen und scheint kurz davorzustehen, das Militär zu vertreiben», hieß es in einem neuen Bericht der International Crisis Group (ICG).
Die 2009 gegründete Arakan-Armee kämpft schon lange für eine größere Autonomie des Rakhine-Staats (früher Arakan-Staat) an der Westküste des Landes. Sie gilt heute als eine der wichtigsten Rebellengruppen in dem Krisenland und wird von weiten Teilen der buddhistischen Mehrheit in der Region unterstützt.
Militär verliert seit Oktober zunehmend die Kontrolle
Im Vielvölkerstaat Myanmar regieren seit dem Militärputsch vom Februar 2021 Generäle mit eiserner Faust. Die damals entmachtete Regierungschefin Aung San Suu Kyi (79) sitzt im Gefängnis. Seit vergangenem Oktober gerät die Junta aber immer stärker unter Druck.
Eine Allianz aus drei ethnischen Rebellengruppen - darunter auch die Arakan-Armee - hatte damals eine militärische Offensive gegen das Militär in Gebieten nahe der chinesischen Grenze gestartet. Seither hat die Junta die Kontrolle über viele weitere wichtige Grenzhandelsposten verloren, die das frühere Birma unter anderem mit Indien, Bangladesch und Thailand verbinden.
Rebellenarmee baut Protostaat auf
Nachdem die Arakan-Armee Ende 2023 ihren Kampf um den Bundesstaat Rakhine wieder aufgenommen habe, sei sie dabei, an der Grenze zwischen Myanmar und Bangladesch einen Vorläufer eines eigenen Staates mit über einer Million Einwohnern zu errichten, schrieb die International Crisis Group weiter. «Wenn sich der Staub gelegt hat, wird die Arakan-Armee wahrscheinlich zur faktischen Regierungsgewalt des Rakhine-Staats werden, und externe Akteure müssen entscheiden, wie und ob sie mit ihr zusammenarbeiten», betonte die Organisation.
Den Vereinten Nationen zufolge hat die Junta zuletzt mit immer größerer Gewalt auf den Kontrollverlust in verschiedenen Landesteilen reagiert. Erst vor zwei Wochen schrieb der Unabhängige Untersuchungsmechanismus für Myanmar (IIMM) in seinem Jahresbericht von «eindeutigen Beweisen für brutale Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit». Es war von schwerer Folter, Verstümmelungen und Enthauptungen die Rede. International ist die Militärregierung weitestgehend isoliert.