DAMASKUS: Nach mehr als 13 Jahren Bürgerkrieg haben syrische Rebellen unter der Führung von Haiat Tahrir al-Scham (HTS) die Kontrolle über die Hauptstadt Damaskus übernommen. Der langjährige Machthaber Baschar al-Assad floh Berichten zufolge nach Moskau, womit die über fünf Jahrzehnte währende Herrschaft der Assad-Familie endet.
In einer Blitzoffensive eroberten die Rebellen strategisch wichtige Städte wie Homs, Aleppo und Hama weitgehend kampflos. Der entscheidende Wendepunkt war die Einnahme von Damaskus, die ohne größere Gefechte erfolgte. Öffentliche Einrichtungen stehen unter der Aufsicht des ehemaligen Premierministers Mohammed al-Dschalali, bis eine neue Regierung gebildet wird.
Assads Ende und historische Bedeutung
Assads Sturz wird als historisches Ereignis gewertet, vergleichbar mit dem Ende anderer autoritärer Regime wie Saddam Hussein im Irak und Muammar Gaddafi in Libyen. Assad konnte seine Macht nur durch die Unterstützung von Russland, Iran und der libanesischen Hisbollah sichern. Mit seiner Flucht verliert der Iran einen zentralen Verbündeten und einen strategischen Korridor, der als Verbindung zur Hisbollah diente. Teheran hatte beträchtliche Ressourcen investiert, um Assad zu stützen. Der Verlust wird als schwerer Schlag für die iranische Nahoststrategie gesehen.
HTS, die stärkste Rebellengruppe, hat angekündigt, die Macht friedlich zu übernehmen. Dennoch könnten Rivalitäten zwischen Rebellengruppen, Kurdenmilizen und verbliebenen Zellen des IS neue Konflikte entfachen. Der Wiederaufbau Syriens wird ohne internationale Unterstützung schwierig bleiben, und die Gefahr eines Machtvakuums ist groß. Russland sicherte seine Militärstützpunkte in Tartus und Latakia, zeigte sich jedoch enttäuscht über Assads Unfähigkeit, das Land zu stabilisieren.
Internationale Reaktionen
USA: US-Präsident Joe Biden erklärte, die außergewöhnlichen Ereignisse in Syrien würden genau beobachtet. Er hob hervor, dass weder Russland noch Iran Assad retten konnten, was die Schwächung dieser Allianzen unterstreiche. Der designierte US-Präsident Donald Trump betonte hingegen, die USA sollten sich nicht in die syrische Krise einmischen, da dies nicht ihr Konflikt sei. Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad bleiben amerikanische Soldaten bis auf Weiteres in dem Land. Das kündigte US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus an und versprach, die USA ließen nicht zu, dass die Terrormiliz IS das Machtvakuum in Syrien nutzen könne, um den eigenen Einfluss wieder auszubauen. Die USA haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums noch rund 900 Soldaten in Syrien stationiert - zum Kampf gegen die Terrormiliz IS in der Region. Biden betonte, erst in den vergangenen Stunden hätten US-Streitkräfte Präzisionsangriffe auf IS-Ziele in Syrien durchgeführt. «Wir werden wachsam bleiben», versicherte er. Das gelte auch mit Blick auf die Rebellengruppen, die Assad gestürzt hätten. Diese hätten zum Teil «ihre eigene düstere Geschichte von Terrorismus und Menschenrechtsverletzungen». Das Regionalkommando des US-Militärs für den Nahen Osten (Centcom) teilte dazu mit, es seien Dutzende Luftangriffe auf IS-Ziele im zentralen Syrien geflogen worden, die auf IS-Anführer und Funktionäre sowie deren Camps abzielten.
Deutschland: Außenministerin Annalena Baerbock forderte, dass Assad für seine Verbrechen vor internationalen Gerichten zur Verantwortung gezogen werde. Sie unterstrich, dass der Übergang in Syrien nur mit einem gerechten Rechtsprozess gelingen könne.
Schweiz: Die Schweiz hat den Sturz von Baschar al-Assad zur Kenntnis genommen und die Bedeutung eines friedlichen Übergangs hervorgehoben. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) erklärte, dass die Schweiz humanitäre Hilfe leisten und den Wiederaufbau unterstützen werde. Zudem betonte das EDA die Notwendigkeit, das Völkerrecht und die Menschenrechte in dieser sensiblen Phase strikt einzuhalten.
Iran: Der Verlust Syriens ist ein schwerer Schlag für Teheran, das seit Jahren militärisch und finanziell in das Assad-Regime investiert hat. Iranische Stützpunkte wurden evakuiert, die Botschaft in Damaskus von Rebellen gestürmt.
Russland: Moskau reagiert mit Ernüchterung. Obwohl die strategischen Stützpunkte in Tartus und Latakia gesichert bleiben, steht die langfristige Präsenz Russlands in Syrien infrage. Assads Flucht nach Moskau bringt Russland in eine prekäre Lage, da es dessen Schutz gewähren muss.
Türkei: Ankara begrüßt den Sturz Assads, warnt jedoch vor einem Erstarken kurdischer Milizen. Die Türkei ruft zur internationalen Unterstützung beim Wiederaufbau auf.
Israel: Für Israel bedeutet der Machtwechsel eine Schwächung des iranischen Einflusses und eine Unterbrechung der Waffenversorgung der Hisbollah. Sicherheitsmaßnahmen an der Grenze zu Syrien wurden verstärkt.
Analysten sprechen von einem „regionalen Erdbeben“, da die sogenannte „Achse des Widerstands“ zwischen Iran, Hisbollah und Hamas deutlich geschwächt ist. Israel sieht die Entwicklungen als strategischen Vorteil, da die Landverbindung des Iran zur Hisbollah unterbrochen wurde. Sicherheitsmaßnahmen an der Grenze zu Syrien wurden verstärkt, und die israelische Armee ist in erhöhter Alarmbereitschaft.
Hoffnung und Unsicherheit für die Bevölkerung
Millionen syrischer Flüchtlinge könnten über eine Rückkehr nachdenken, sofern ein friedlicher Übergang gelingt. Doch die anhaltende Unsicherheit über die politische Zukunft und mögliche neue Konflikte dämpfen die Hoffnungen vieler. Aktivisten fordern klare Perspektiven und internationale Unterstützung, um Syrien wiederaufzubauen und die Rückkehr der Vertriebenen zu ermöglichen.
Norman Schwartzkopf hat Bush Senior damals im ersten Golfkrieg gewarnt, Saddam Hussain weder zu verhaften noch zu absolvieren, da ansonsten ein Kräftevakuum ungeahnten Ausmasses entstehen würde.
30+ Jahre später wissen wir, dass Schwarztkopf goldrichtig lag. Nach der amerikanischen Intervention ging es fröhlich weiter; man zog dem Ägypter Hosni Mubarak (nach 30+ Amtsjahren) den CIA-Teppich buchstäblich unter dem Thron weg und räumte im gleichen Durchgang Algerien auf.
Ghadaffi's Ankündigung an der Konferenz der Afrikanischen Union in Kairo, dass er zukünftig sein (scheinbar erstklassiges) Erdöl nur noch gegen den libyschen Golddinar verkaufen würde, bekam Ghadaffi nicht gut. So wurde man ihn auch endgültig los und beendete eigentlich einen missglückten Versuch von Reagan von 1986 mit seiner Operation El Dorado Canyon.
Mal sehen, was im nepotistischen Syrien jetzt geschehen wird und die Zukunft wird weisen, wer wirklich hinter der Absetzung von Assad und seinen Vasallen vor zwei Tagen stand.