Rainhard Fendrich: Mit Musik gegen Kinderarmut

Der österreichische Musiker Rainhard Fendrich. Foto: epa/Patrick Straub
Der österreichische Musiker Rainhard Fendrich. Foto: epa/Patrick Straub

WIEN (dpa) - Ein Plakat zum Thema Kinderarmut hat die musikalischen Pläne von Rainhard Fendrich durchkreuzt. Die Folgen: eine Konzertreihe und ein Live-Mitschnitt.

Auf seinem neuen Album «Für immer a Wiener» präsentiert der österreichische Künstler Rainhard Fendrich akustische Live-Versionen seiner Hits sowie neues Song-Material. Eine musikalische Bestandsaufnahme - die eher zufällig entstand. Eigentlich war Rainhard Fendrich inmitten der Arbeiten für sein neues Studio-Album.

Als der österreichische Liedermacher in Wien ein Plakat des Vereins Volkshilfe mit einem Kind und dem Text «Wenn ich einmal groß bin, werde ich arm'» sah, änderte er seine Pläne. «Das Plakat stammte von einer Kinderhilfsorganisation, das habe ich recherchiert und mich dann weiter informiert», sagte Fendrich der Deutschen Presse-Agentur.

Was er da über Kinderarmut erfuhr, hat den 63 Jahre alten Wiener bestürzt, bewegt und dazu motiviert, selbst etwas dagegen zu unternehmen: eine Konzertreihe und das daraus resultierende, am 18. Mai erscheinende Album «Für immer a Wiener», sind die Folge.

Nur drei Tage habe Fendrich mit seiner Band für die drei Shows Anfang April in Salzburg, Graz und Wien geprobt. Anstatt auf musikalische Perfektion zu setzen, wollte Fendrich das Momentum einfangen und schnelle Resultate erzielen. Das ist ihm gelungen. Der Reinerlös dieser Mini-Tour beläuft sich, so Fendrich, auf 30.000 Euro - und sei bereits auf das Konto der Kinderhilfsorganisation eingegangen. Noch mehr Geld soll jetzt der Mitschnitt dieser Shows generieren, die Live-CD «Für immer a Wiener».

Nicht nur, weil der Reinerlös der CD in die Kassen karitativer Organisationen in Österreich und Deutschland fließt, nimmt der Tonträger einen Sonderstatus im Werk des Sängers, Schauspielers und Moderators ein. Es ist auch das erste Album, das Fendrich ohne die Unterstützung einer Plattenfirma auf den Markt bringt. Er habe alles vorfinanziert, fünfstellige Euro-Beträge seien aufgelaufen.

Doch volles Risiko biete auch künstlerischen Lustgewinn. «Natürlich musste ich mich um alles kümmern. Aber das macht Spaß. Ich fühle mich dabei frei», schwärmt Fendrich von den Erfahrungen und fügt hinzu, dass er sich «sehr gut vorstellen kann», in Zukunft öfter Platten in Eigenregie zu veröffentlichen.

Musikalisch bietet Fendrich auf «Für immer a Wiener» ein 18-Songs-starkes Best-of seiner knapp 40-jährigen Karriere. Titel wie «Schickeria», «I am from Austria», «Tango Korrupti» oder gefühlvolle Balladen wie «Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk» und «Vü schöner is des G'fühl» dürfen natürlich nicht fehlen. Dazu gesellen sich aktuellere Titel, wie «Die graumelierten Herren», der Titeltrack sowie - als neuer Song - die Single-Auskopplung «Die Liebe bleibt immer ein Kind». Statt originalgetreuer Umsetzung seiner Hits, interpretieren Fendrich und Band die Stücke akustisch und einfühlsam - orientalische Blas-Instrumente und ein virtuos gespieltes Akkordeon sorgen überdies für charmante Chansonhaftigkeit. Und für manches Aha-Erlebnis.

Auch für Fendrich selbst: «Wenn man die Titel auf das Minimalste reduziert, bekommen sie wieder neues Leben eingehaucht. Das hat mich schon bei der ersten Probe begeistert.» Schnell habe er gewusst, dass daraus ein Tonträger entstehen werde. Weil Fendrich - neben Sänger und Songschreiber - bei dem Album auch als Arrangeur und Produzent tätig war, dürfte «Für immer a Wiener» wohl das persönlichste Album des Routiniers sein.

Dass der Mann, der in seinen musikalischen Anfangstagen für herzhaften Schmäh bekannt war («Strada del Sole», «Es lebe der Sport») im Herbst seiner Karriere dem großen Udo Jürgens immer ähnlicher wird, zeigt sich auch auf dem Live-Mitschnitt. Ein Vergleich, über den sich Fendrich übrigens freuen kann: «Das ist für mich ein großes Kompliment. Ich war ja mit ihm befreundet - und dazu ein großer Bewunderer.»

Auch wenn er musikalisch immer mehr in dessen Fußstapfen tritt - mit einem Bademantel auf der Bühne werde man Fendrich nie erleben. Wie Jürgens bis in hohe Alter Musik zu machen - das kann er sich vorstellen. «Wenn es die Gesundheit zulässt, dann mache ich noch sehr lange Musik», sagt er und ergänzt: «Ich denke jedenfalls nicht ans Aufhören, schaue nur nach vorne». Auf der Agenda stehen: eine ab Anfang Juli beginnende Tournee und - dann aber wirklich - die Fertigstellung des neuen Studio-Albums.

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