Rabbi Klein ermittelt in der Familie

«Im Tal der Gebeine»

Menachem Halevi Klein (l.), Gabriel Klein (M.) und Adam Koenig (r.). Foto: epa/Patrick Pleul
Menachem Halevi Klein (l.), Gabriel Klein (M.) und Adam Koenig (r.). Foto: epa/Patrick Pleul

BERLIN (dpa) - Zum fünften Mal gerät der Züricher Rabbi Gabriel Klein in die Ermittlungen um einen Mordfall. Alfred Bodenheimer hat mit «Im Tal der Gebeine» eine besondere Geschichte geschrieben, denn der Fall führt den Rabbi in die eigene Familiengeschichte.

Der Roman beginnt mit einer Episode im Jahr 1939. Die neunjährige Bianca wird von ihrem Vater, einem Frankfurter Arzt, an die Schweizer Grenze gebracht. Über den Umweg Schweiz soll das Mädchen zu seiner Schwester Ruth gelangen, die bereits in England vor den Nazis in Sicherheit gebracht worden war. Die beiden Schweizer Cousins ihres Vaters sollen Bianca dabei helfen.

Tatsächlich überlebt Bianca den Zweiten Weltkrieg, heiratet später einen reichen kanadischen Unternehmer und wird zu einer international hoch geachteten Kunstsammlerin. Auch nach vielen Jahren zieht es sie immer wieder nach Zürich, wo sie eine Wohnung besitzt. Und regelmäßig trifft sie sich dabei mit den Nachkommen ihrer Fluchthelfer, darunter auch Rabbi Gabriel Klein.

Der hat gerade viel zu tun, als Alfred Bodenheimer seinen neuen Roman «Im Tal der Gebeine» in der Gegenwart fortsetzt. Das Passahfest steht unmittelbar bevor, und als Seelsorger seiner Gemeinde muss er nicht nur die umfangreichen Vorbereitungen in seiner eigenen Familie mitmachen, sondern auch seine Aufgaben in der Synagoge vorbereiten.

Da überbringt ihm die Polizei eine schlimme Nachricht. Seine entfernte Verwandte Bianca, an die er immer nur als «Tante Himmelfarb» gedacht hat, ist gestorben. Mehr noch: Sie ist vergiftet worden. Klein, der sie noch am Tag zuvor besucht hatte, kann sich nicht vorstellen, wer der alten Dame so etwas antun würde. Persönlich betroffen und zugleich in seinem kriminalistischen Spürsinn angeregt, versucht Klein den Mörder zu finden, auch wenn ihn die schon aus früheren Romanen bekannte Kommissarin Bänziger wiederholt ermahnt, dass sie die Ermittlungen führe.

Aber Klein ist noch auf andere Weise von Bianca Himmelfarbs Tod betroffen. Die millionenschwere Firmenerbin und Kunstsammlerin hatte ihm einst gesagt, sie werde ihn in ihrem Testament bedenken. Da ihm sein Gemeindevorstand gerade mitgeteilt hat, ihm eine junge Rabbinerin an die Seite stellen zu wollen, hofft er insgeheim auf ein großes Erbe und die damit verbundene Unabhängigkeit.

Aber es kommt natürlich anders für Rabbi Klein. Jemand hat dunkle Geschäfte mit Bianca Himmelfarbs Schweizer Vermögen geführt und dabei wohl einiges Geld abgezweigt. Ist dies die Erklärung für die geheimnisvolle Verabredung, die Bianca am Abend ihres Todes hatte, die sie aber nur mit einer Abkürzung in ihrem Kalender vermerkt hatte?

Klein ermittelt in seiner eigenwilligen Art auf eigene Faust und auf oft ungewöhnlichen Wegen. Aber erst, als er in die eigene Familiengeschichte eintaucht, nähert er sich der Wahrheit an. Und dabei kommen einige Dinge ans Licht, die er lieber nicht wüsste. Bei einem Besuch in Österreich erfährt er, wie gnadenlos Bianca als Geschäftsfrau sein konnte.

Die Auflösung findet er schließlich, als er das Bild seiner Verwandten noch weiter vervollständigt hat. So hat er sie gewissermaßen wieder zum Leben erweckt, genauso wie in der alten jüdischen Legende, die dem Roman seinen Titel gibt.

Alfred Bodenheimer, im Hauptberuf Professor für Jüdische Literatur- und Religionsgeschichte in Basel, erzählt in seinem fünften Krimi mit Rabbi Gabriel Klein ein weiteres Mal eine spannende Geschichte mit einigen besonderen Elementen aus der jüdischen Kultur. Allerdings wirkt «Im Tal der Gebeine» stärker konstruiert als die vorigen Romane.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.