Quartalszahlen bei VW

weiterer Gewinnsprung vor der E-Offensive?

Foto: epa/David Hecker
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WOLFSBURG (dpa) - VW steckt riesige Summen in die ID-Elektrofamilie, auch in den Golf 8 setzt man hohe Erwartungen. Im Ergebnis schlagen sich die Großprojekte erst 2020 nieder. Der Konzern will nach dem überraschend guten Frühjahr aber schon jetzt nachlegen - etliche Risiken bleiben.

Wenige Tage vor dem Start des Elektroautos ID.3 legt der Volkswagen-Konzern am Mittwoch (7.30 Uhr) seine Zahlen zum dritten Quartal vor. Branchenexperten vermuten, dass die Wolfsburger zwischen Juli und September ihre guten Werte aus dem Vierteljahr davor noch einmal ausbauen konnten. Wichtige Neuerungen wie der weitere Hochlauf der E-Mobilität oder der Markteintritt des Golf 8 werden aber erst später erfasst. Zudem gibt es nach wie vor eine Reihe von Risiken, die den größten Hersteller der Welt beschäftigt.

Die Autoindustrie gerät wie andere Wirtschaftszweige immer mehr in eine Schwächephase, die Konjunktur stottert in vielen Ländern. Im zweiten Quartal hatte VW aber deutlich zulegen können: Unterm Strich war der Gewinn im Vorjahresvergleich um fast ein Viertel auf rund 4,1 Milliarden Euro gestiegen, der Konzern verdiente gut an teuren SUVs. 2018 hatte die «Dieselgate»-Bewältigung in diesem Zeitraum noch 1,6 Milliarden Euro gekostet. Der Umsatz wuchs trotz geringerer Auslieferungen zuletzt um 6,6 Prozent auf 65,2 Milliarden Euro.

Einige bekannte Daten zum dritten Quartal zeigten bereits in eine positive Richtung. Im September konnten insgesamt 9,2 Prozent mehr Fahrzeuge abgesetzt werden - das große Plus lag teils jedoch auch daran, dass im Vorjahr massive Verzögerungen nach der Umstellung auf den neuen Abgas- und Verbrauchsstandard WLTP aufgetreten waren.

China, wichtigster Einzelmarkt der VW-Gruppe, erholt sich nur langsam. In Europa und in den USA sind die Pkw-Märkte ebenfalls unter Druck. In seiner jüngsten Prognose gab sich Finanzchef Frank Witter vorsichtig: «Wir reden hier von Gegenwind, nicht von Rückenwind.» Für das Gesamtjahr 2019 rechnet VW mit einem Umsatzplus von bis zu 5 Prozent. Die um Sondereinflüsse bereinigte Gewinnspanne vor Zinsen und Steuern soll zwischen 6,5 und 7,5 Prozent liegen - damit blieben von 100 umgesetzten Euro 6,50 Euro bis 7,50 Euro als Ertrag hängen.

Beobachter trauen dem Zwölf-Marken-Konzern durchaus weitere Sprünge zu. Für das dritte Quartal gehen vom Finanzdienst Bloomberg befragte Analysten von einem Umsatzanstieg um 4,8 Prozent auf 57,8 Milliarden Euro aus. Zudem könnte ein um mehr als 18 Prozent höherer Nettogewinn von 3,16 Milliarden Euro übrig bleiben, glauben die Experten.

In den kommenden Quartalen dürften die riesigen Investitionen dann verstärkt Spuren in der VW-Bilanz hinterlassen. Konzernchef Herbert Diess erntet viel Zustimmung zum schrittweisen Umstieg auf die E-Mobilität. Damit sind aber auch große Risiken verbunden, falls die Nachfrage nach reinen Elektrofahrzeugen nicht so zündet wie erhofft.

Der Aufbau einer Batteriezellfertigung verschlingt viel Geld, ebenso Technologien für Vernetzung und autonomes Fahren. Unsicherheit gibt es zudem durch die Marktmanipulations-Anklagen gegen die VW-Spitze im Abgasskandal. Und der unterschriftsreife Vertrag über ein neues Werk in der Türkei liegt wegen der Militäraktionen in Nordsyrien auf Eis.

Im Vergleich zur Konkurrenz stehen die Niedersachsen allerdings gut da. Viele Hersteller und Zulieferer mussten Gewinnwarnungen ausgeben, darunter BMW, Continental und auch Daimler. Der Oberklasse-Anbieter aus Stuttgart meldete fürs dritte Quartal nach dem zwischenzeitlichen Absturz in die Verlustzone wieder bessere Zahlen - der Umsatz stieg um acht Prozent, der Gewinn nahm leicht zu. Auch Daimler musste aber für Dieselrückrufe Rückstellungen anzapfen. Opels Erlöse legten um ein Prozent zu, vor allem in China brach der Absatz jedoch ein.

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