Nach Putsch: Europäer wollen Antiterror-Kampf in Mali fortsetzen

Der malische Oberstmajor Ismael Wague (C) war Sprecher der Militärjunta für das Nationale Komitee zur Rettung des Volkes (CNSP) während einer Pressekonferenz in Kati. Foto: epa/Str
Der malische Oberstmajor Ismael Wague (C) war Sprecher der Militärjunta für das Nationale Komitee zur Rettung des Volkes (CNSP) während einer Pressekonferenz in Kati. Foto: epa/Str

BAMAKO/DILLINGEN: Wie geht es in Mali nach dem Militärputsch weiter? Die Bundeswehr und ihre europäischen Partner stehen dort bisher Seite an Seite mit malischen Soldaten gegen den Terrorismus. Sind Konsequenzen zu ziehen?

Ungeachtet des Militärputsches in Mali halten Deutschland, Frankreich und Großbritannien an ihrem Anti-Terror-Einsatz in dem westafrikanischen Land fest. «Das Engagement ist weiter notwendig, weil der Terrorismus nach wie vor eine große Bedrohung auch für uns hier ist», sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bei einem Treffen mit ihren Kollegen Florence Parly und Ben Wallace am Freitag in Dillingen. Die Putschisten müssten die versprochene «Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung» schnellstmöglich umsetzen.

Aufständische Militärs hatten Dienstag Präsident Ibrahim Boubacar Keïta zum Rücktritt gezwungen und die Bildung eines Übergangskomitees angekündigt. Es soll die Geschäfte leiten, bis es Wahlen gibt. Kaou Djim, ein Führungsmitglied der oppositionellen Bewegung M5-RFP, sagte dem Komitee Unterstützung zu. Zudem hatte ein ranghoher UN-Vertreter den in der Garnisonsstadt Kati festgesetzten Keïta aufgesucht. Über den Inhalt der Gespräche wurde zunächst nichts bekannt.

In der Hauptstadt Bamako nahmen Zehntausende an einer Kundgebung für das Gremium teil. Vertreter des Komitees wurden mit Jubel und Freudenschreien begrüßt. «Wir danken dem malischen Volk für die Unterstützung», sagte Ismael Wagué, Sprecher der Gremiums. Djim rief die Menschen auf, «vereint zu bleiben, um im demokratischen Übergang erfolgreich zu sein». Auch der Imam Mahmoud Dicko - Anführer der Protestbewegung, die seit Wochen den Rücktritt von Keïta fordert - forderte alle auf, «gemeinsam Mali aufzubauen».

In Dillingen forderte der britische Verteidigungsminister Wallace die Rückkehr zu einer Zivilregierung. «Stabilität muss in diesem Teil der Welt wieder hergestellt werden», sagte er. Frankreichs Verteidigungsministerin Parly sagte, der Kampf gegen den Terrorismus sei «noch längst nicht beendet». «Es geht hier um eine Sicherheitsherausforderung für die Sahelzone, aber auch für ganz Europa.» Malis Streitkräfte führten ihre Einsätze trotz Putsch fort.

Derweil kam von Oppositionsführer Soumaïla Cissé, der vor Monaten womöglich entführt wurde, das erste Lebenszeichen. Seine Familie habe durch das Rote Kreuz einen Brief von Cissé erhalten, teilte seine Partei die Union für die Republik und die Demokratie (URD) mit. Die Partei bat das neue Übergangskomitee in Mali, die Freilassung von Cissé zur Priorität zu machen. Cissé war wenige Tage vor der ersten Runde der Parlamentswahl im März verschwunden.

Der Krisenstaat wird seit Jahren von Terrorgruppen geplagt, von denen einige dem Islamischen Staat (IS) und dem Terrornetzwerk Al-Kaida die Treue geschworen haben. Frankreich hat etwa 5100 Soldaten in der Sahelzone. Zudem unterstützt eine UN-Mission den Friedensprozess in Mali, nachdem der Norden des Landes 2012 vorübergehend in die Hände von Rebellen geraten war. Hinzu kommt eine EU-Ausbildungsmission. An beiden internationalen Einsätzen ist die Bundeswehr beteiligt. Ein Sprecher der Putschisten versprach, alle Abkommen mit nationalen und internationalen Partnern einzuhalten.

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