Prozess gegen Seenotretter begonnen

Flüchtlinge protestieren in Athen gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung im Mittelmeer. Foto: epa/Orestis Panagiotou
Flüchtlinge protestieren in Athen gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung im Mittelmeer. Foto: epa/Orestis Panagiotou

ATHEN: Auf der griechischen Insel Lesbos hat am Dienstag ein seit langem erwarteter Prozess gegen 24 Mitglieder humanitärer Organisationen begonnen. Ihnen wird Schleuseraktivität, Spionage und Geldwäsche vorgeworfen. Unter den Angeklagten ist auch die syrische Flüchtlingshelferin Sarah Mardini. Sie wird durch Anwälte vertreten, berichtete der staatliche Rundfunk weiter.

Zahlreichen Mitgliedern von drei Nichtregierungsorganisationen (NGO) wird vorgeworfen, auf der Ostägäisinsel Lesbos als Schleuser tätig gewesen zu sein. Laut Polizei haben sie systematisch die Überfahrt von Migranten von der Türkei nach Griechenland unterstützt. Dabei hätten sie illegal den Funkverkehr der Polizei und der Küstenwache abgehört sowie Positionen der Boote und Schiffe der Küstenwache an die Migranten weitergegeben, die aus der Türkei nach Griechenland und damit in die EU übersetzen wollten. Die Verteidiger der Angeklagten charakterisierten diese Vorwürfe als eine «Farce».

Die Polizei war auf die Tätigkeit einer der NGOs aufmerksam geworden, als sie im Februar 2018 zwei ihrer Mitglieder festnahm, die auf Lesbos mit einem Fahrzeug mit gefälschten Kennzeichen des griechischen Heeres gefahren seien. Danach folgten monatelange Ermittlungen und Beobachtung der NGOs.

Sarah Mardini ist einem breiteren Publikum durch das aktuelle Netflix-Drama «Die Schwimmerinnen» bekannt geworden. Der Film von Regisseurin Sally El Hosaini erzählt die Geschichte der Schwestern Sarah und Yusra Mardini, die 2015 für Schlagzeilen sorgten: Damals sollen die beiden Schwimmerinnen ein Flüchtlingsboot stundenlang mit einem Seil hinter sich hergezogen haben, das vor der Insel Lesbos in Seenot geraten war. Danach ließen die beiden sich in Deutschland nieder.

Es ist unklar, wie lange der Prozess dauern wird, sagten Rechtsanwälte der Angeklagten im Rundfunk.

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