Prozess gegen Seenotretter auf Lesbos eingestellt

Der Retter Sean Binder (L), einer der 24 Angeklagten, die sich wegen der Rettung von Flüchtlingen vor Gericht verantworten müssen, gibt vor dem Gerichtsgebäude in Mytilini auf der Insel Lesbos eine Erklärung an die Presse ab. FotoEpa/STR
Der Retter Sean Binder (L), einer der 24 Angeklagten, die sich wegen der Rettung von Flüchtlingen vor Gericht verantworten müssen, gibt vor dem Gerichtsgebäude in Mytilini auf der Insel Lesbos eine Erklärung an die Presse ab. FotoEpa/STR

ATHEN/GENF: Die griechische Justiz hat am Freitag einen Prozess gegen zahlreiche Seenotretter wegen Spionage und Schleuser-Aktivität auf der Insel Lesbos eingestellt. Wie die Verteidiger der Angeklagten - darunter des deutsch-irischen Seenotretters Sean Binder - im Staatsrundfunk (ERT) sagten, sei das Verfahren wegen der Tatsache eingestellt worden, dass die Anklageschrift nicht übersetzt war. Dies sei jedoch nicht das Ende des juristischen Weges. «Wir jubeln nicht», sagte Binders Rechtsanwalt Zacharias Keses Reportern vor Ort.

Diese Entscheidung des Gerichtes sei ein «Etappensieg», hieß es seitens der Verteidiger weiter. Noch laufen nämlich Ermittlungen in Zusammenhang mit einer Anklage wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen die 24 Seenotretter. Ob und wann es einen Prozess dazu geben wird, war am Freitag unklar, sagten die Verteidiger.

Zuvor hatte das UN-Menschenrechtsbüro in Genf die Anklagen gegen die Freiwilligen verurteilt. Sie hätten Menschenleben gerettet, das dürfe niemals kriminalisiert werden, sagte eine Sprecherin am Freitag in Genf. Sie rief die Behörden auf, die Anklagen fallen zu lassen.

Die Freiwilligen sollen nach Angaben des UN-Menschenrechtsbüros zwischen 2016 und 2018 Hunderten Flüchtlingen auf dem Weg über das Mittelmeer nach Griechenland das Leben gerettet haben.

Der Spionagevorwurf stützte sich darauf, dass die Helfer den Funkverkehr der Polizei und der Küstenwache abgehört und die Positionen der Boote und Schiffe der Küstenwache an die Migranten weitergegeben haben sollen.

Zu den Angeklagten gehört auch die Syrerin Sarah Mardini, die mit ihrer Schwester 2015 schwimmend ein Flüchtlingsboot rettete. Über die beiden wurde der Netflix-Film «Die Schwimmerinnen» gedreht. Die beiden ließen sich später in Deutschland nieder.

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Leserkommentare

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werner spierling 14.01.23 18:59
Es ist eine Frechheit das diese Schleuserbanden die diese Wirtschaftsflüchtlinge schon von der Lybischen Küste abholen wie ein Taxiunternehmen nach Europa bringen und das illegal und werden nicht verurteilt wenn ich mit meinem LKW Flüchtlinge nach Deutschland bringe und erwischt werde bin ich sofort ein Krimineller.Das schlimme daran ist das diese Schleuserbanden noch mit Lotterien wie die Postcode finanziel unterstützt werden und auch hier passiert nichts der dumme Steuerzahler kann ja für die Milliarden aufkommen der Wirtschaftsflüchtlinge unfassbar.Die moderne Diktatur läßt grüßen