KZ-Prozess : Angeklagter bestreitet Vorwürfe

Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Foto: epa/Clemens Bilan
Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Foto: epa/Clemens Bilan

BRANDENBURG/HAVEL: In einem Prozess in Deutschland um die Massentötungen von Lagerinsassen im Konzentrationslager Sachsenhausen hat der angeklagte ehemalige Wachmann der SS die Vorwürfe bestritten.

«Ich hab' doch da gar nicht in Sachsenhausen, ich bin unschuldig, weil ich das gar nicht kenn'», sagte der 100-Jährige am Freitag beim zweiten Verhandlungstag in der ostdeutschen Stadt Brandenburg/Havel.

Zuvor hatte er auf Befragung des Vorsitzenden Richters Udo Lechtermann seine Kindheit und Jugend in Litauen und sein späteres Leben in Deutschland nach seiner Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft geschildert.

Fragen zu der Zeit während des Zweiten Weltkriegs hatte der Anwalt des Angeklagten nicht zugelassen. Er hatte bereits am ersten Verhandlungstag am Donnerstag erklärt, dass sich sein Mandant zu den Vorwürfen nicht äußern werde.

Der 100-Jährige soll zwischen 1942 und 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen nahe Berlin als Wachmann der SS Beihilfe zur Ermordung von Lagerinsassen geleistet haben. Laut Anklage geht es um mindestens 3518 Fälle.

In dem Lager, das im Sommer 1936 von Häftlingen aus den Emslandlagern errichtet worden war, waren in der Zeit von seiner Errichtung bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert - unter ihnen politische Gegner des NS-Regimes sowie Angehörige der von den Nationalsozialisten verfolgten Gruppen wie Juden und Sinti und Roma.

Zehntausende Häftlinge kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit, medizinische Versuche und Misshandlungen ums Leben oder wurden Opfer von systematischen Vernichtungsaktionen der SS.

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Leserkommentare

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Guenter Scharf 12.10.21 01:00
Todesschützen an der DDR-Grenze
@Bernd Lange, 07.10.21, 17:35: Bitte schlau machen! DDR-Verbrechen sind nicht alle ungesühnt. Es lassen sich beim googlen zig Berichte finden, dass Schützen an der DDR-Grenze und der Mauer in Berlin verurteilt wurden.
Frank Matthias 09.10.21 05:34
SS
Der SS musste man aktiv beitreten, dahin wurde man nicht einfach so als "Wachmann" eingezogen.
Vielleicht musste man dazu sogar volljährig sein.
Deshalb auch für einen jetzt hundertjährigen keine Krokodilstränen.
Sein Leben war allemal besser als das der KZ-Insassen, wo die meisten grausamst ermordet wurden.
Frank Matthias 08.10.21 23:00
DANKE
Den Verteidigern des Rechtsstaates in diesen Posts meinen herzlichen Dank.
Manchem Kommentator ist halt nicht mehr zu helfen.
Guenter Scharf 08.10.21 20:21
Volljährigkeit des Angeklagten
@Heinz Jörg, 08.10.21, 4:55: Der Ex-KZ-Wachmann ist jetzt 100 Jahre alt, also im Jahr 1921 geboren. Im KZ hat er von 1942-1945 gearbeitet. 1942 war er 21 Jahre alt, nach dem damals geltenden Recht also volljährig.
Bernd Lange 07.10.21 20:50
Lebendslänglich für den 100-jährigen
Herr Obermeier wie lange ist das ???
Bernd Lange 07.10.21 20:40
@Joerg Obermeier
mein neuer D-Partner mit Chinesichen Fachbegriffen--reden Sie doch einfach deutsch--sie sagten doch Sie können deutsch! Verbrechen aller Völker sind nicht zu verharmlosen--aber keine besonders zu bewerten!
Man muss also über den Dingen--und nicht drunter stehen --herr Obermeier!
TheO Swisshai 07.10.21 18:50
@Guenter Scharf / Verjährung Mord
Da ist nicht überall so. In der Schweiz verjähren Mord und Beihilfe zum Mord nach 30 Jahren, Völkermord ausgenommen.
Find ich nicht gut.
Guenter Scharf 07.10.21 17:36
Mord verjährt nicht!
@Ernet Schwartz, 07.10.21, 14:30: Mord und Beihilfe zum Mord verjähren - zum Glück - nicht. Deshalb ist der Prozess gegen den Ex-Wachmann des KZ richtig.
Ihr Vergleich mit Polizisten bei heutigen Demonstrationen ist so was von daneben! Da hat Anton Rosenkohl schon den entsprechend richtigen Kommentar geschrieben.
Bernd Lange 07.10.21 17:35
DDR-Verbrechen
sind alle ungesühnt--Schießbefehl--alle haben mitgemacht, mehrere Jahrzehnte--und ne96-jährige Schreibkraft wird vor Gericht gezerrt! Alles Heuchelei!!
Ernst Schwartz 07.10.21 14:30
In 75 Jahren?
Werden Polizisten, die heute Impfskeptiker und sog. Covidioten verprügeln, drangsalieren, abführen, büssen, und Beamte, die mit der widerrechtlichen Impfzwängerei viele zum Impfen bringen/zwingen später auch zu Rechenschaft gezogen, falls sich herausstellen sollte, dass die mRNA-Spritzen viel mehr Menschen Krankheit und Tod brachten, als Covid? Werden sie dann sagen, sie hätten keine andere Wahl gehabt, hätten nur ihren Job gemacht? Hört doch endlich auf, die armen Hanseln, die Befehle ausführten oder verblendet, ja wie heute manipuliert waren, vor Gericht zu zerren.
Ingo Kerp 07.10.21 14:20
So, und jetzt wird Recht gesprochen. Der ehemalige Wachmann, inzwischen 100 Jahre alt, (Glückwunsch) wird dann zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.