DLV soll ihn für Olympia nominieren

Prothesen-Springer Rehm 

Leichtathletik, Deutsche Meisterschaft im Olympiastadion, Weitsprung, Finale, Männer: Markus Rehm in Aktion. Foto: Sven Hoppe/dpa
Leichtathletik, Deutsche Meisterschaft im Olympiastadion, Weitsprung, Finale, Männer: Markus Rehm in Aktion. Foto: Sven Hoppe/dpa

BRAUNSCHWEIG: Der Para-Weitsprungweltrekordler Markus Rehm bleibt hartnäckig und fordert den Deutschen Leichtathletik-Verband heraus. Dieser soll ihn für die Olympischen Spiele in Tokio nominieren. Die Regeln lassen das nicht zu, sie sind nach einem Cas-Urteil allerdings fragwürdig.

Prothesen-Weitspringer Markus Rehm gibt nicht auf und lässt nicht locker. Der 32-jährige Leverkusener will zu den Olympischen Spielen in Tokio und fordert den Deutschen Leichtathletik-Verband auf, ihn zu nominieren. «Ich wünsche mir, dass der DLV mal den Mut zeigt und sagt: Wir finden eine Lösung», sagte der dreimalige Paralympics-Sieger der Deutschen Presse-Agentur. Dass die Regeln es verbieten, hält Rehm nicht für akzeptabel und rechtens. An diesem Sonntag wird er bei den deutschen Meisterschaften der Nichtbehinderten in Braunschweig außerhalb der Wertung starten.

Sportlich würde nichts gegen den Olympia-Start sprechen - im Gegenteil. Bei den Para-Europameisterschaften verbesserte er den Weltrekord auf 8,62 Meter, übertraf als einziger Deutscher die Tokio-Norm und wäre auch Erster der Weltjahresbestenliste der Nichtbehinderten vor dem Griechen Miltiadis Tentoglou (8,60 Meter). Nummer eins der DLV-Rangliste ist Oliver Koletzko (Wiesbaden/7,90).

2014 hatte Rehm, der als 14-Jähriger sein rechtes unteres Bein verlor, den Titel regulär gewonnen, danach wurde die DLV-Regel geändert: Gemeinsam springen ja, aber mit einer getrennten Wertung, heißt es seitdem, weil Prothesen behinderten Athleten einen Vorteil verschaffen oder verschaffen sollen. Damit sei man gut gefahren, meinte DLV-Präsident Jürgen Kessing. Eine Studie von 2016, zu der sich Rehm zur Verfügung stellte, ergab: Ein Beweis, dass ihn die Prothese weiter als Nichtbehinderte springen lässt, gab es nicht.

Der DLV rückte damals dennoch nicht von seiner Position und Regel ab - und tut es auch heute nicht. Dabei verweist er auf den Weltverband World Athletics, der Behinderte bei seinen Titelkämpfen nicht mehr zulässt, nachdem er den südafrikanischen 400-Meter-Läufer Oscar Pistorius bei der WM 2011 und bei Olympia 2012 starten lassen musste.

Pistorius hatte dies beim Internationalen Sportgerichtshof Cas erstritten. Im vergangenen Jahr gab es vom Cas ein weiteres wegweisendes Urteil zur Beweislastumkehr bei Para-Leichtathleten: Danach müssen nicht mehr die Sportler beweisen, einen Vorteil durch Prothesen zu haben, dieser muss ihnen nachgewiesen werden.

«Der DLV beruft sich auf die Regel von Worlds Athletics, die nach dem Cas-Urteil so nicht mehr haltbar und rechtmäßig ist», kritisierte Rehm. Die Verantwortung werde immer auf andere geschoben: «Das finde ich echt traurig. Der DLV schreibt oft auf seine Homepage, dass er sich für Inklusion einsetzt. Das sehe ich aber nicht.» Er wünsche sich, dass der DLV hinter ihm stehen und sagen würde: «Wir gehen eine Instanz höher. Wir haben doch nichts zu verlieren.»

Dem in Göppingen geborenen Meister der Orthopädietechnik geht es weder bei den deutschen Titelkämpfen noch bei Tokio-Spielen darum, unbedingt in der gleichen Wertung wie die Nichtbehinderten zu starten oder eine Medaille zu gewinnen. «In erster Linie will ich beweisen, dass ich vorne mitspringen kann und es verdient hätte, in Tokio dabei zu sein. Ich möchte auch ein Zeichen für Inklusion setzen», erklärte Rehm und betonte: «Ich nehme keinem Deutschen einen Startplatz weg, tue niemanden weh und will keinem etwas Böses.»

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