SEOUL: Tausende junge Ärzte sind in Südkorea aus Protest gegen die neuen Ausbildungspläne der Regierung in den Streik getreten. Mit seiner 24-Stunden-Aktion wandte sich der koreanische Verband der Ärzte im Praktikum und Assistenzärzte (Kira) am Freitag gegen die Pläne der Regierung. Diese will mehr Studienplätze im Fach Medizin schaffen und eine öffentliche Medizinhochschule einrichten, um einem befürchteten Ärztemangel entgegenzutreten. Bis zu 80 Prozent der 16.000 Verbandsmitglieder hätten sich der Streikaktion angeschlossen, berichteten südkoreanische Fernsehsender. Der Streik soll am Samstagmorgen enden.
Die Nachwuchsmediziner hatten angekündigt, an acht Orten im Land auf die Straße zu gehen und Blutspendeaktionen durchzuführen. In Seoul nahmen den Berichten zufolge etwa 6000 Nachwuchsmediziner an einer Kundgebung im Südwesten der Hauptstadt teil. Die Regierung hatte den Verband zuvor zur Absage des Streiks aufgerufen. Sie befürchtete, die medizinische Versorgung könne gestört werden. Gespräche zwischen dem Gesundheitsministerium und Kira waren am Donnerstag ohne Einigung geblieben.
Angesichtes der Corona-Pandemie hatte die Regierung erklärt, durch eine großzügigere Studienplatzzulassung könne in den nächsten zehn Jahren die Zahl der Ärzte um 4000 erhöht werden. Kira äußerte sich jedoch besorgt, dass die Sicherheit der Patienten dadurch gefährdet werden könne. Außerdem warf sie der Regierung des linksliberalen Präsidenten Moon Jae In vor, die Entscheidung einseitig getroffen zu haben.
Auch die koreanische Medizinische Vereinigung, die Tausende Ärzte vertritt, wandte sich gegen die Regierungspläne. Sie rief ihre Mitglieder zu einem Streik am nächsten Freitag auf.